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       # taz.de -- Britische Regierungspläne vorgestellt: Mit Pomp und Prunk
       
       > In der King’s Speech verkündet König Charles III. das Programm der neuen
       > Labour-Regierung von Wahlgewinner Keir Starmer.
       
   IMG Bild: Der Neue und der Alte: Der neue britische Premier Keir Starmer und sein Vorgänger Rishi Sunak am 17. Juli in Westminster Palace
       
       London taz | Begleitet von Prunk und Pomp verkündete König Charles III. am
       Mittwoch die Pläne der neuen britischen Labour-Regierung. Am 4. Juli hatte
       Labour bei den britischen Nationalwahlen die Mehrheit im Unterhaus
       gewonnen. [1][Keir Starmer wurde neuer Premierminister.]
       
       Das Kabinett wolle im Dienste des Landes regieren, verlas König Charles
       während der traditionellen Zeremonie. Die neue Regierung stehe im Zeichen
       von Sicherheit, Fairness und Chancen für alle. Stabilität stünde im
       Zentrum. Alle Entscheidungen sollten von einer unabhängigen staatlichen
       Stelle auf optimale Mittelverwendung geprüft werden. Wirtschaftswachstum
       sei „die fundamentale Mission“.
       
       [2][Im Programm stehen eine ganze Reihe an Reformen]: ein großes
       Wohnungsbauprogramm mit klaren Bauauflagen, bei denen es nicht mehr darum
       gehen soll, ob gebaut wird, sondern wie. Es geht um die
       Wiederverstaatlichung der Bahn, Busdienste sollen stärker in den Händen der
       Kommunen liegen. Weitere Pläne haben mehr Schutz für
       Arbeiternehmer:innen im Blick, für Mieter:innen, für Kinder und
       Jugendliche oder Frauen. Auch der Opferschutz und die Rechte von Veteranen
       sollen gestärkt werden.
       
       [3][Starmers Regierung] will das Erbrecht für das britische Oberhaus – dem
       House of Lords – abschaffen. Parlament, Regierungsämter und
       Kommunalverwaltungen sollen neue Auflagen bekommen, damit sie die Standards
       einhalten, die von ihnen erwartet werden. Ansinnen des Kabinetts ist es, so
       wieder Vertrauen und Respekt in diese Institutionen herzustellen. Selbst
       der britische Fußball soll sich künftig einer Prüfung unterziehen müssen.
       Eine unabhängige Behörde soll auch hier die Einhaltung von Standards
       abklopfen.
       
       ## Reichhaltiges Programm der neuen Regierung
       
       Der König verkündete zudem, dass sich die neue britische Regierung der
       Energiewende verpflichtet. Dies soll unter anderem durch ein neues
       staatliches Energieunternehmen umgesetzt werden, das Energieversorgung und
       Investitionen koordinieren soll. Der Staat will außerdem nachhaltige
       Treibstoffe für Flugzeuge fördern. Bei Reformen im staatlichen
       Gesundheitswesens soll es nicht nur darum gehen, Wartelisten zu verringern,
       sondern auch Dienste zur mentalen Gesundheit auf die gleiche Stufe wie
       andere Gesundheitsbereiche zu stellen.
       
       Diese Pläne, sowie Gesetze für gleichen Lohn unabhängig von Geschlecht oder
       Herkunft, sollen den Zugang zu Arbeitsplätzen verbessern – und so zum
       Wachstum beitragen. Bessere Bedingungen soll es auch im Schul- und
       Bildungswesen geben, und die britische Mehrwertsteuerbefreiung von
       Privatschulen abgeschafft werden.
       
       [4][Starmers Regierung] übernimmt die von der konservativen
       Vorgängerregierung unter Rishi Sunak geplante Altersanhebung für den Kauf
       von Tabakwaren, inklusive Vapes, sowie Ideen, um Junkfood schärfer zu
       regulieren. Auch die sogenannte Konversionstherapie soll verboten werden –
       ein Ziel, das bereits die Tories versprachen, aber nie lieferten.
       
       Außenpolitisch will die neue britische Regierung es auch ihren Vorgängern
       gleich tun: Sie sei der Nato verpflichtet, stehe hinter der Ukraine und
       strebe im Nahen Osten eine Zweistaatenlösung an. Aber: Die Beziehungen mit
       der EU will man neu ausrichten. Auch Reformen im Asylrecht und neue
       Maßnahmen gegen illegale Einwanderung wurden angekündigt.
       
       ## An erster Stelle: Vertrauen wieder herstellen
       
       In einem ausführlichen Begleitdokument betonte Premier Keir Starmer, dass
       es ihm vor allem um Vertrauensbildung gehe – konkret gegen den
       „verführerischen, jedoch spaltenden Quacksalbercharm des Populismus“.
       
       Dies kann wohl auch als Seitenhieb und Hinweis auf Entwicklungen andernorts
       in Europa gewertet werden. Auch auf das Agieren des
       US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und den Einzug von Nigel Farages
       Reform UK sowie populistischer propalästinensischer Unabhängiger im
       britischen Parlament.
       
       17 Jul 2024
       
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       Auch Politiker aus der Ära Tony Blair sind mit dabei.