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       # taz.de -- EU-Regel für Plastikflaschen in Kraft: Befestigte Deckel sind nun Pflicht
       
       > Ab dem 3. Juli müssen Deckel fest mit Flaschen verbunden sein. Die EU
       > will so Plastikmüll etwa an Stränden vermeiden. Verbraucherverbände üben
       > Kritik.
       
   IMG Bild: Der Dreh mit der EU-Regel: Der Deckel bleibt an der Flasche
       
       Berlin taz/dpa | Ob beim Schluck aus der Colaflasche oder beim Einschenken
       der Milch: Kaum eine EU-Richtlinie hat in der jüngeren Vergangenheit derart
       in den Alltag der Menschen eingegriffen. Und die Gemüter derart erregt. Ab
       dem heutigen Dienstag müssen die Deckel in Deutschland fest an
       Plastikflaschen befestigt sein, so will es die Richtlinie zu
       Einwegkunststoff der Europäischen Union. Betroffen davon sind Saftkartons
       oder Einweg-PET-Flaschen mit einem Volumen bis zu drei Litern.
       
       Vielen Verbraucher:innen sind die befestigten Deckel (oder „Tethered
       Caps“) schon untergekommen, denn die Verordnung ist in Deutschland bereits
       vor drei Jahren in Kraft getreten – allerdings mit einer dreijährigen
       Übergangsfrist, [1][die nun abläuft]. „Seitdem haben viele Unternehmen nach
       und nach ihre Getränkeverpackungen umgerüstet, um ab dem 3. Juli 2024 die
       neuen Anforderungen zu erfüllen“, teilte das Umweltbundesamt mit.
       
       Die EU-Kommission will durch die Fixierpflicht Plastikmüll bekämpfen. Laut
       einer Studie gehören Deckel zu den Kunststoffteilen, die am häufigsten an
       den Stränden der europäischen Meere anschwemmen. Sie sollen künftig samt
       den Flaschen recycelt werden.
       
       ## Verbraucherschützer üben Kritik
       
       Philip Heldt, Referent für Ressourcenschutz bei der Verbraucherzentrale
       Nordrhein-Westfalen, ist dagegen [2][nicht überzeugt von den neuen
       Schraubverschlüssen]: „Ich empfinde die Änderung der Verschlussart als
       wenig zielführend.“ Das Gesetz gehe am Kernproblem vorbei. „Wir verbrauchen
       viel zu viele Einwegprodukte“, sagte Heldt. „Deckel zu ändern, nützt der
       Umwelt erst mal nichts.“ Heldt zufolge verbrauchen die neuen Verschlüsse in
       vielen Fällen gar etwas mehr Material als die früheren Deckel.
       
       Die Kritik von Verbänden und einfachen Nutzer:innen ist auch im
       Bundesumweltministerium (BMUV) angekommen. „Dem BMUV ist bekannt, [3][dass
       Verbraucherinnen und Verbraucher die fest verbundenen Deckel nicht nur
       positiv sehen]“, teilte eine Sprecherin mit.
       
       Das Ziel der Richtlinie sei es jedoch, die [4][Umwelt durch geringfügige
       Maßnahmen zu schützen]. Deswegen seien die befestigten Deckel bei
       bestimmten Getränkebehältern erforderlich. Wie stark die neue Vorgabe den
       Plastikmüll verringern könnte, weiß das Ministerium noch nicht, eine
       Bewertung soll 2027 folgen.
       
       Verbraucherschützer Heldt fordert stattdessen klar einzuhaltende Vorgaben –
       etwa eine Regelung, um verpflichtend die Hohlräume bei Produkten zu
       reduzieren und [5][dadurch den Verpackungsmüll zu verringern]. Auch Verbote
       von unnötigen Umverpackungen wie Kartons bei Zahnpasta würden demnach zu
       einer Materialersparnis und Umweltentlastung führen.
       
       3 Jul 2024
       
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   DIR Leon Holly
       
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