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       # taz.de -- IGH zur israelischen Besatzung: International geschwächt
       
       > Der IGH hat Israels Besatzung für illegal erklärt. Für viele nichts
       > Neues, doch es wird Auswirkungen auf Israels internationales Standing
       > haben.
       
   IMG Bild: Checkpoints gehören für die meisten Palästinenser*innen zum Alltag, hier in Hebron im Süden des Westjordanlandes
       
       Die israelische Besatzung im Westjordanland ist illegal – dieses [1][Urteil
       des Internationalen Gerichtshofs] (IGH) ist etwas untergegangen in den
       Nachrichten über Drohnen aus und Bomben auf Jemen und die erneute Sorge vor
       einem Flächenbrand im Nahen Osten.
       
       Diese Rezeption steht sinnbildlich für den unmittelbaren Effekt, den das
       Urteil auf den Israel-Palästina-Konflikt haben dürfte: Einen recht
       geringen. Zugegeben, das Urteil stellt keine bahnbrechende Neuigkeit dar.
       Der IGH bestätigte damit lediglich die Einschätzung zahlreicher, auch
       [2][israelischer NGO]s. Seit Jahren prangern sie [3][die israelische
       Politik in Hinblick auf das Westjordanland] an: die dauerhafte Besatzung,
       die Ausbeutungen palästinensischer Ressourcen, die Anwendung
       unterschiedlicher Rechtssysteme für israelische Siedler*innen einerseits
       und Palästinenser*innen im Westjordanland auf der anderen Seite.
       
       Von den Palästinenser*innen kamen kaum Reaktionen zu dem Urteil –
       kein Wunder: Zu oft haben sie schon rechtliche Stellungnahmen gehört, die
       ins Leere gelaufen sind. Die Minister Ben Gvir, Smotrich und Premier
       Netanjahu ihrerseits werden sich angesichts des Urteils kaum eines Besseren
       belehren lassen.
       
       Aber das Urteil dürfte mehr Effekt haben als auf den ersten Blick spürbar:
       Ein in den israelischen Medien zitierter hoher Beamter spricht von einem
       Riss in der „Aura der Demokratie“, die Israel bislang schützend umgeben
       hat. Und das war bisher sein größtes Pfund – gerade gegenüber den
       Verbündeten.
       
       ## Haftbefehl gegen Netanjahu
       
       Das israelische Justiz- und Außenministerium befürchtet außerdem, dass das
       Gutachten, in dem Israel zur Beendigung der Besatzung im Westjordanland
       aufgefordert wird, Einfluss auf ein weiteres anhängiges Verfahren haben
       könnte: Vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) wird ein Urteil
       erwartet, das darüber entscheidet, [4][ob Haftbefehl gegen Netanjahu und
       Verteidigungsminister Joav Galant (und verschiedene Hamas-Führer) erlassen
       wird.]
       
       Sollte es dazu kommen, müsste Netanjahu bei Reisen in eines der 124
       Mitgliedsländer des IStGH verhaftet werden – auch in Deutschland. Ein
       schwer vorstellbares Szenario, dem alle Beteiligten wohl dadurch vorbeugen
       würden, dass Netanjahu zunächst wohl keine Einladung nach Deutschland
       erhalten würde – und auch in andere Länder nicht.
       
       Es ist also das internationale Standing Israels, das mit dem IGH-Urteil
       entscheidend geschwächt wurde. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die
       Isolation könnte noch größer werden.
       
       21 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Judith Poppe
       
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