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       # taz.de -- Rolle Serbiens beim Lithium: Putin-Freund rehabilitiert
       
       > Serbiens Präsidenten Vučić ist es gelungen, aus dem Lithiumvorkommen im
       > Land Kapital zu schlagen. Trotz Putin-Nähe hat er Berlin als
       > Bündnispartner gewonnen.
       
   IMG Bild: Wenn es ums Lithium geht, wird auch Putin-Freund Vučić wieder Partner
       
       Lithium heißt der Stoff, der für die Energiewende in Europa ausschlaggebend
       wichtig ist. Ein willkommener [1][Anlass für Berlin] und Brüssel, unnötigen
       Ballast in Bezug auf Demokratie und Menschenrechte abzuwerfen? Um an den
       von der Autoindustrie und den Batterieproduzenten so sehnlichst erwünschten
       Rohstoff zu kommen, scheint man in den liberalen Demokratien Europas auch
       bereit zu sein, den autokratischen Positionen des serbischen Präsidenten
       Aleksandar Vučić entgegenzukommen.
       
       Dem serbischen Präsidenten ist es gelungen, aus dem [2][Lithiumvorkommen in
       Serbien] bestmögliches Kapital zu schlagen. Der wegen seiner Putin-Nähe,
       seiner repressiven Innenpolitik und seiner nationalistischen Rhetorik
       scharf kritisierte Staatschef hat es geschafft, die von ihm lange verhöhnte
       EU und das von ihm oftmals verdammte „feindliche“ Deutschland als
       Bündnispartner zu gewinnen. Wie jetzt öffentlich wurde, hat er dabei
       finanzkräftige Unterstützung: Die australische Rio Tinto Company, der
       größte Lithiumproduzent der Welt, kooperiert schon seit längerem mit Vučićs
       Serbien, um im Jadar-Tal Lithium abzubauen.
       
       Dahinter stehen strategische Entscheidungen. Vor allem die deutsche
       Autoindustrie braucht Lithium. Serbien spielt zwar mit China und Russland.
       Doch Vučić hofft bei einem Lithiumdeal zwar auch auf Investitionen, aber
       vor allem auf ein europäisches Entgegenkommen in der Bosnien- und
       Kosovopolitik. Um Serbien zu gefallen, könnten im Gegenzug
       Grundsatzpositionen der EU zu Menschenrechten und der
       Geschichtsinterpretation aufgegeben werden. Schon jetzt beginnen
       EU-Diplomaten, Opfer und Täter auf eine gleiche Stufe zu stellen. Steht der
       Westen noch hinter der nicht-nationalistischen bosnischen
       Mehrheits-Gesellschaft und der Souveränität Kosovos?
       
       Vor allem aber die Umweltbewegung in Serbien ist enttäuscht – ganze
       Landstriche werden wohl mit der Lithiumproduktion verwüstet werden. Vor
       drei Jahren führten die Proteste zu einer riesigen politischen Bewegung
       gegen Vučić, dessen Machtgefüge zu wackeln begann. Insbesondere die
       deutschen Grünen werden wohl einen neuen Grundsatzkonflikt auszutragen
       haben.
       
       22 Jul 2024
       
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