# taz.de -- Steuerrabatt für ausländische Fachkräfte: Gesellschaftlicher Zündstoff
> Steuererleichterungen für Fachkräfte aus dem Ausland sind die falsche
> Idee, um Personal anzuwerben. Sinnvoller wären Investitionen in
> Deutschkurse.
IMG Bild: Finanzminister Lindner wollte mit einem Steuerrabatt den Fachkräftemangel bekämpfen
Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht. So sieht es die
Arbeitgeberlobby auch beim Thema [1][Steuerrabatte für Fachkräfte aus dem
Ausland]. Damit wollte Finanzminister Christian Lindner eigentlich den
Fachkräftemangel bekämpfen, doch die Wirtschaft lehnt bisher dankend ab.
Neben [2][BDI-Chef Siegfried Russwurm] und DIHK-Chef Peter Adrian äußert
sich auch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger ablehnend: Der Vorschlag
widerspreche der Steuergerechtigkeit und sei innenpolitisch das falsche
Signal.
600 Millionen Euro würden die Rabatte laut Berechnungen des Instituts der
deutschen Wirtschaft mindestens kosten. Doch angesichts knapper Kassen
stellt sich die Frage, ob dieses Geld nicht anderswo besser angelegt wäre.
So geben Expert*innen zu bedenken, dass ein [3][besseres Kita-Angebot,]
Maßnahmen gegen den Wohnungsmangel, weniger Bürokratie und nicht zuletzt
eine Stärkung der Goethe-Institute, bei denen im Ausland Deutsch gelernt
werden kann, bessere Maßnahmen wären, um Fachkräfte herzulocken.
Vor allem aber – und da hat der Arbeitgeberpräsident recht – kratzen solche
Rabatte am Gerechtigkeitsempfinden. Nicht umsonst warnen die
Gewerkschaften, dass diese Steuernachlässe „gesellschaftlicher Zündstoff“
seien und das rassistische Klima im Land weiter aufheizen würden. Allein
deswegen sind sie kontraproduktiv. Welche Fachkraft will schon in ein Kaff
ziehen, wo sie nicht willkommen ist?
## Deutschland muss Einwanderungsland bleiben
Hinzu kommt: Rabatte für Gutverdienende machen das Migrationsregime auch
nicht humaner. Und es werden [4][nicht nur Ingenieur*innen gebraucht.
Auch Pflegekräfte und Paketbot*innen] werden dringend gesucht.
Deutschland ist und muss ein Einwanderungsland bleiben, will es nicht vor
die Hunde gehen.
Immerhin hat FDP-Chef Christian Lindner den Gegenwind gespürt und ist sich
jetzt nicht mehr so sicher, ob seine Idee so brillant ist. Diese Einsicht
wäre auch bei seinem krampfhaften Festhalten an der Schuldenbremse
wünschenswert.
23 Jul 2024
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## AUTOREN
DIR Simon Poelchau
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