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       # taz.de -- Ukrainische Asow-Bewegung in Berlin: Werbefeldzug mit Haken
       
       > Ein Künstlerhaus in Treptow wollte ein Werbeevent einer ukrainischen
       > Sturmbrigade ausrichten – mit direkten Bezügen zur faschistischen
       > Asow-Bewegung.
       
   IMG Bild: Einheiten der 12. Spezialbrigade Asow
       
       Berlin taz | Eine [1][Veranstaltung am Donnerstag in Treptow] verspricht
       Besonderes: „Informelle Kommunikation mit Kriegern, die den Feind an den
       heißesten Fronten vernichtet haben.“ Erwartet werden Kämpfer der 3.
       Separaten Sturmbrigade des ukrainischen Militärs, die Einblick in ihre
       „intensiven Kämpfe“ in Bachmut oder der Region Charkiw geben. Das Treffen
       ist Teil einer Europatournee, mit der die Freiwilligenrigade um
       Unterstützung wirbt. Man könne sich ihren „Reihen anschließen“, aber diese
       auch mittels „lokaler Initiativen“ unterstützen.
       
       Für das Event im ukrainischen Künstlerzentrum „Hotel Continental – Art
       Space in Exile“ in der Elsenstraße kann man online Tickets für 20 Euro
       erwerben. Bis zu 180 Gäste finden im Saal Platz. Die ersten zwei Tourstopps
       fanden in Polen statt, Brüssel, Köln und Prag sollen folgen.
       
       Dagegen wurde die für Freitag geplante Veranstaltung in Hamburg vom Verein
       „Freie Ukraine“ abgesagt. „Nach näherer Prüfung der Einzelheiten“ habe sich
       der Vorstand dazu entschieden, schreibt das [2][Hamburger Abendblatt].
       Zuvor hatten zwei ehemalige Linken-Abgeordnete der Hamburger Bürgerschaft
       ein Verbot gefordert. Der Vorwurf: Es handele sich um „Faschist:innen“, die
       den Nationalsozialismus verherrlichten.
       
       Die Brigade wurde Anfang 2023 durch den Zusammenschluss verschiedener
       Kampfeinheiten des Bataillons Asow geformt. Dieses war 2014 als
       Sammelbecken von Rechtsextremen gegründet worden, um gegen Russland und
       vermutete Kollaborateure im Osten der Ukraine zu kämpfen. Dabei verwendete
       man offen faschistische Symbolik, vernetzte sich mit Neonazis europaweit
       und beging wiederholt Menschenrechtsverletzungen.
       
       2022 hielt das damalige Regiment Asow über Monate russischen Angriffen auf
       Mariupol stand, was sein Ansehen steigerte. Erst im Juni hob die USA ein
       Waffenembargo für die 12. Spezialbrigade Asow auf, die unabhängig von der
       Sturmbrigade existiert.
       
       ## Asow-Gründer jetzt Kommandant
       
       Derweil steht der einstige Asow-Gründer, Andrij Bilezkyj, später
       Vorsitzender der rechtsextremen Partei [3][Nationales Korps], [4][der
       Sturmbrigade als Kommandant vor]. Laut dessen Aussage auf der Webseite der
       etwa 2.500 Mann starken Brigade habe diese die gleichen Grundsätze wie die
       Asow-Bewegung: „Ukraine-Zentriertheit, Traditionalismus, Hierarchie und
       Verantwortung“. Im Netz vermarktet man sich aufwändig. Allein 300.000
       Menschen folgen dem Telegram-Kanal.
       
       Soldaten der Brigade, die 2023 in Frankreich ausgebildet wurden, zeigten
       nach Recherchen des französischen Nachrichtenportals Mediapart
       Neonazisymbole, auf ihren Social-Media-Profilen auch Hitlerbilder und
       Embleme von SS-Divisionen. Auch [5][Untereinheiten] der [6][Brigade]
       verwenden [7][solche] [8][Symboliken]: Ein Soldat der Brigade [9][hatte
       zuletzt mit einem T-Shirt mit Hitler-Zitat im Konzentrationslager
       Auschwitz] für Aufsehen gesorgt.
       
       Das vom freien Theater-Kollektiv Ogalala Kreuzberg getragene Hotel
       Continental antwortete nicht auf eine taz-Anfrage. Auch sonst gibt man sich
       schweigsam: Online wird das Event nicht erwähnt. Der Kunstort, benannt nach
       einem zerstörten Zentrum in Mariupol, gibt ukrainischen sowie
       belarussischen Künstler:innen Raum für Ausstellungen und Vernetzung.
       
       Bislang präsentierte man sich als liberaler Ort mit Regenbogenflagge oder
       dem Slogan „Make art, not war“, [10][wie es die taz vor der Eröffnung 2022
       beschrieb]. Laut der verantwortlichen Regisseurin Christine Dissmann von
       Ogalala will man dafür sorgen, dass die Künstler:innen „Teil unseres
       Kulturschaffens werden und nicht außen vor“ bleiben.
       
       Kritik wird von außerhalb kommen. Ab 18 Uhr rufen antifaschistische,
       antimilitaristische Gruppen und die Linksjugend zum Protest vor den
       Veranstaltungsort auf. [11][Im Aufruf] heißt es: Die Brigade inszeniere
       sich „mit Stolz als historischer Erbe des Bandera-Flügels der
       faschistischen Organisation Ukrainischer Nationalisten“. Diese habe „zu den
       willigsten Helfern im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und dem
       Holocaust“ gezählt. Gefordert wird die Absage des Events: „Wir finden diese
       Zurschaustellung von Militarismus und Faschismus unerträglich, sie ist auch
       nicht durch Putins Invasion zu rechtfertigen.“
       
       Update: Am Donnerstagmorgen wurde die Veranstaltung vom Hotel Continental –
       Art Space in Exile ohne Begründung abgesagt. Die 3. Sturmbrigade teilte auf
       ihrem Telegram mit, das die Absage aus „Sicherheitsgründen“ erfolgt sei.
       Auch die nachfolgenden Veranstaltungen in Köln, Brüssel und Rotterdam
       werden demnach nicht stattfinden.
       
       25 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/retep_kire/status/1814296586857431070
   DIR [2] https://www.abendblatt.de/hamburg/politik/article406853942/ns-symbolik-ukrainische-elitetruppe-wollte-in-hamburg-werben.html
   DIR [3] /Rechtsextreme-in-der-Ukraine/!5426354
   DIR [4] /Antifaschismus-in-der-Ukraine/!6009983
   DIR [5] https://en.wikipedia.org/wiki/3rd_Assault_Brigade#/media/File:Galician_Platoon.svg
   DIR [6] https://en.wikipedia.org/wiki/14th_Waffen_Grenadier_Division_of_the_SS_(1st_Galician)#/media/File:Dyvizia_Galychyna-rukav.svg
   DIR [7] https://en.wikipedia.org/wiki/3rd_Assault_Brigade#/media/File:Shturmcompant3oshbr-cropped.svg
   DIR [8] https://de.wikipedia.org/wiki/36._Waffen-Grenadier-Division_der_SS#/media/Datei:Dirlewanger_Crossed_Grenades_symbol.svg
   DIR [9] https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100451370/ukraine-soldat-vom-asow-regiment-traegt-nazi-shirt-in-gedenkstaette-auschwitz.html
   DIR [10] /Neue-Arbeitsstaette-fuer-Kunst-in-Berlin/!5861520
   DIR [11] https://de.indymedia.org/node/381627
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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