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       # taz.de -- Druck auf US-Präsident: Rückhalt für Joe Biden bröckelt
       
       > Der Druck auf Biden, als Präsidentschaftskandidat zurückzutreten, nimmt
       > zu. Nun fordert auch ein erster demokratischer Senator ihn zum Rücktritt
       > auf.
       
   IMG Bild: US-Präsident Biden auf dem Nato-Gipfel in Washington: Der Versuch locker zu bleiben
       
       Washington afp/dpa/taz | In der Debatte über die mentale und physische
       Gesundheit von US-Präsident [1][Joe Biden] bröckelt der Rückhalt für den
       81-Jährigen weiter. Erstmals forderte mit Peter Welch am Mittwoch
       (Ortszeit) ein Senator der Demokraten Biden öffentlich auf, aus dem Rennen
       um das Weiße Haus auszusteigen. Auch Hollywood-Star [2][George Clooney],
       ein wichtiger Unterstützer von Bidens Demokraten, forderte den 81-Jährigen
       zum Rückzug aus dem Wahlkampf auf. [3][Der US-Präsident selbst zeigte sich
       beim Nato-Gipfel kämpferisch.]
       
       „Zum Wohle des Landes fordere ich Präsident Biden auf, sich aus dem Rennen
       zurückzuziehen“, erklärte Welch, Senator aus dem Bundesstaat Vermont, in
       einem Meinungsbeitrag in der Washington Post. Er ist der erste Senator der
       Demokraten, der dies ausdrücklich tat.
       
       Das Nachrichtenportal Axios berichtete, dass der demokratische
       Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, bereit sei, über eine andere
       Kandidatur nachzudenken. Die Senatoren der Demokraten sollen sich am
       Donnerstag mit engen Beratern von Biden treffen. Im Repräsentantenhaus, der
       anderen Kammer des US-Kongresses, haben mindestens acht Abgeordnete der
       Demokraten Biden zum Ausstieg aus dem Rennen um das Weiße Haus
       aufgefordert.
       
       Die frühere demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Pelosi –
       nach wie vor ein Schwergewicht in der Partei – sagte dem Sender MSNBC, der
       Präsident müsse entscheiden, ob er kandidieren wolle. „Wir alle ermutigen
       ihn, diese Entscheidung zu treffen, denn die Zeit drängt“, fügte sie hinzu.
       Allerdings solle Biden mit einer endgültigen Entscheidung bis zum Ende des
       Nato-Gipfels warten, der derzeit in Washington stattfindet.
       
       ## Nur eine Episode oder ein Dauerzustand?
       
       Pelosi hatte bereits kurz nach der Debatte gesagt, es sei „legitim“, sich
       zu fragen, ob Bidens schwacher TV-Auftritt nur eine „Episode“ oder ein
       Dauerzustand sei.
       
       Biden hatte bei der TV-Debatte [4][mit seinem Herausforderer Donald Trump]
       mit heiserer Stimme gesprochen[5][, sich wiederholt in seinen
       Formulierungen verheddert und Sätze nicht beendet.] Seitdem sieht sich der
       mit 81 Jahren älteste Präsident in der US-Geschichte einer immer weiter
       anschwellenden Debatte um seine physische und mentale Eignung für das
       Präsidentenamt konfrontiert.
       
       Auch bei prominenten Fürsprechern von Biden bröckelte der Rückhalt für den
       81-Jährigen. [6][Hollywood-Star Clooney forderte Biden am Mittwoch in einem
       Gastbeitrag für die New York Times zum Rückzug aus dem Wahlkampf auf].
       
       „Ich liebe Joe Biden“, schrieb Clooney, der noch im vergangenen Monat
       gemeinsam mit Biden Gastgeber einer prominent besetzten Spendengala in Los
       Angeles gewesen war. „Aber den einen Kampf, den er nicht gewinnen kann, ist
       der gegen die Zeit.“ Der Biden bei der Spendengala sei nicht der Biden aus
       dem Jahr 2010 und nicht einmal der aus dem Jahr 2020 gewesen. „Es war
       derselbe Mann, den wir alle bei der Debatte erlebt haben.“
       
       ## Großspender Clooney fordert Rücktritt
       
       Führende Demokraten müssten „diesen Präsidenten bitten, freiwillig
       zurückzutreten“, schrieb Clooney weiter. Es gehe um das Alter, „um nichts
       anderes“, betonte der Schauspieler.
       
       Biden selbst ist trotz der Kritik nach eigenen Angaben „fest entschlossen“,
       im Rennen für die Präsidentschaftswahl im November zu bleiben. Zum Auftakt
       des Nato-Gipfels in Washington zeigte er sich kämpferisch. In seiner Rede
       zum 75-jährigen Bestehen des Militärbündnisses sprach der US-Präsident
       energisch und weitgehend ohne Versprecher – allerdings las er die Rede im
       Unterschied zum TV-Duell von einem Teleprompter ab.
       
       Der wirkliche öffentliche Test für Bidens mentale Robustheit wird
       allerdings erst am letzten Gipfeltag am Donnerstag kommen, wenn er eine
       seiner seltenen Pressekonferenzen gibt. Bei dem Termin wird Biden frei und
       spontan und ohne Hilfe eines Teleprompters sprechen müssen. Am Montag will
       Biden zudem dem Sender NBC ein Interview geben.
       
       [7][Biden und sein Umfeld] sind seit dem TV-Auftritt intensiv bemüht, die
       Debatte bei den Demokraten um seine Eignung für die Wahlschlacht gegen
       Trump und eine zweite Amtszeit abzuwürgen, bevor sie sich zur offenen
       Rebellion ausweitet. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre,
       sagte, sie glaube, dass die Demokraten nun „absolut“ geschlossen hinter
       Biden stünden. Der Sender NBC berichtete am Mittwoch jedoch unter Berufung
       auf Kreise von Bidens Kampagne, die Spendensammlungen seien mittlerweile
       „desaströs“.
       
       Derweil übten die Republikaner Druck in der Diskussion über Bidens
       Gesundheit aus. Axios berichtete, ein Ausschuss des Repräsentantenhauses
       habe drei hochrangige Mitarbeiter des Weißen Hauses vorgeladen, um über den
       Gesundheitszustand von Biden auszusagen.
       
       11 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Joe-Biden/!t5019807
   DIR [2] /George-Clooney/!t5024090
   DIR [3] /Debatte-um-Kandidatur-in-USA/!6022125
   DIR [4] /Nato-Gipfel-in-Washington/!6019526
   DIR [5] /TV-Interview-mit-US-Praesident-Joe-Biden/!6021833
   DIR [6] https://www.nytimes.com/2024/07/10/opinion/joe-biden-democratic-nominee.html
   DIR [7] /Moeglicher-Ersatz-fuer-Joe-Biden/!6019202
       
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