# taz.de -- Hamburger Schüler darf bleiben: Abitur statt Abschiebung
> Joel A. sollte trotz mustergültiger Integration abgeschoben werden, wegen
> einer Gesetzesänderung. Seine Schule setzte sich für ihn ein –
> erfolgreich.
IMG Bild: Waren erfolgreich: Joel A. und seine Mitschüler:innen vor dem Hamburger Rathaus
Hamburg dpa | Unterstützt von seinen Mitschüler*innen und mehr als
100.000 Menschen hat der 18 Jahre alte [1][Joel A. aus Ghana eine drohende
Abschiebung aus Hamburg] abgewendet. Die Härtefallkommission habe seinem
Ersuchen zugestimmt, sagte deren Vorsitzender, der
SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ekkehard Wysocki, am Donnerstag. „Wir fordern
den Senat auf, einen Härtefall zu erteilen, damit daraus ein
Aufenthaltstitel wird.“
Ein Sprecher der Ausländerbehörde sagte: „Nach der Entscheidung wird nun
sehr kurzfristig die Erteilung eines Aufenthaltstitels erfolgen.“ Schon in
den nächsten Tagen sei damit zu rechnen.
Der Fall des 18-jährigen angehenden Abiturienten der Wilhelmsburger
Nelson-Mandela-Stadtteilschule hatte durch eine von seiner Lehrerin und den
Mitschülern organisierte Petition viel Aufmerksamkeit erfahren. Vor Beginn
der Kommissionssitzung hatten sie Wysocki am Rathaus symbolisch eine Tafel
mit der Forderung „1, 2, 3, 4 – Joel bleibt hier!“ übergeben. Bis
Donnerstagmorgen war die Petition im Internet schon von mehr als 104.000
Menschen unterzeichnet worden.
## Beschluss der Härtefalllommission einstimmig
Der Beschluss der vierköpfigen Kommission, in der auch die Fraktionen von
Grünen, CDU und Linken vertreten sind, sei einstimmig gefallen, sagte
Wysocki. Die Kommission könne einen Härtefall empfehlen, wenn alle
juristischen Prüfungen einer Abschiebeanordnung ans Ende gekommen seien.
„Die Ausländerbehörde kann nur nach dem geltenden Aufenthaltsrecht
entscheiden“, sagte ihr Sprecher. „Unabhängig von den sehr sorgfältig
erfolgten fachlich-juristischen Prüfungen der Ausländerbehörde, hat die
Härtefallkommission hier eine Entscheidung getroffen, die insbesondere die
dringenden persönlichen Gründe des Betroffenen für einen dauerhaften
Aufenthalt in Deutschland berücksichtigt.“
Joel war nach eigenen Angaben vor vier Jahren als unbegleiteter
Minderjähriger aus Ghana zu seinem Vater und seiner Schwester nach Hamburg
gekommen. [2][Weil er nun volljährig ist, sollte er abgeschoben werden –
wegen einer Gesetzesänderung].
Joel habe die deutsche Sprache ungewöhnlich schnell gelernt, sagte seine
Klassenlehrerin Elif Basboga, die die [3][Petition angestoßen] hatte. Sie
kenne Schüler, die in Deutschland geboren und hier aufgewachsen seien und
die deutsche Sprache nicht so gut beherrschten wie er nach nur vier Jahren.
Die große Zahl der Unterstützer der Petition habe sie überwältigt. „Ich
habe anfänglich gehofft, vielleicht kommen 1.000 Stimmen zusammen, das wäre
schon toll. Aber über 100.000 Stimmen – das ist eine andere Dimension.“
Durch die Abschiebung wäre ihm nicht nur der Schulabschluss verwehrt
worden, sagte Joel. Neben dem Verlust vieler Freunde hätte das für ihn auch
die Trennung von seiner Familie bedeutet, da er ohne seinen Vater und seine
Schwester nach Ghana zurückkehren sollte. Auch er zeigte sich von der
großen Unterstützung tief bewegt: „Ich kann meine Gefühle gar nicht
ausdrücken. Damit habe ich nicht gerechnet.“
11 Jul 2024
## LINKS
DIR [1] /Hamburger-Schueler/!6018139
DIR [2] /Chancenaufenthaltsrecht-fuer-Geduldete/!5885980
DIR [3] https://innn.it/joel-bleibt-hier
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