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       # taz.de -- Seltene Rede nach dem Trump-Attentat: Biden fordert „Amerika des Anstands“
       
       > Nach dem Attentat auf Trump mahnt Biden in einer abendlichen Rede aus dem
       > Oval Office zur Einheit. Sein Konkurrent steht vor einem großen Auftritt.
       
   IMG Bild: Will die Wahl nicht mit Kugeln, sondern an der Wahlurne entscheiden lassen: Präsident Biden am Sonntag im Weißen Haus
       
       Washington/Milwaukee dpa | Vor der Nominierung Donald Trumps zum
       Präsidentschaftskandidaten der Republikaner hat US-Präsident Joe Biden mit
       Blick auf [1][das schockierende Attentat auf den 78-Jährigen] vor Gewalt im
       Wahlkampf gewarnt. „Wir lösen unsere Meinungsverschiedenheiten an der
       Wahlurne. So machen wir es – an der Wahlurne, nicht mit Kugeln“, sagte
       Biden bei einer seltenen Ansprache an die Nation aus dem Oval Office im
       Weißen Haus.
       
       Die politische Debatte im Land sei sehr hitzig geworden. „Es ist Zeit, sie
       abzukühlen“, mahnte er. „Wir alle haben die Verantwortung, das zu tun.“
       Gewalt sei nie eine Lösung, betonte Biden. „Wir sind keine Feinde.“ Trump
       landete unterdessen nur einen Tag nach den dramatischen Szenen in
       Pennsylvania im US-Bundesstaat Wisconsin, wo er als Kandidat für die Wahl
       im November offiziell nominiert werden soll.
       
       Eine abendliche Ansprache aus dem Büro des Präsidenten, die live im
       Fernsehen übertragen wird, ist krisenhaften Momenten und großen Zäsuren im
       Land vorbehalten. Genau damit haben es die Vereinigten Staaten nach dem
       Gewaltakt gegen Präsidentschaftsbewerber Trump momentan zu tun. Das
       Attentat hatte weltweites Entsetzen ausgelöst und Angst vor einer
       politischen Gewaltspirale in den USA geschürt.
       
       Ein Mann hatte am Samstag bei einer Wahlkampfrede Trumps im Bundesstaat
       Pennsylvania auf den 78-Jährigen geschossen und ihn am Ohr verletzt. Der
       Täter, laut Bundespolizei FBI ein 20 Jahre alter Mann aus der Region, wurde
       von Sicherheitskräften getötet. Ein Motiv machten die Ermittler noch nicht
       aus, das FBI geht Berichten zufolge jedoch davon aus, dass der Schütze
       alleine handelte.
       
       Er habe demnach mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15
       geschossen. Die Familie des Schützen kooperiere mit den Behörden. Bei dem
       Attentat tötete er einen Feuerwehrmann und Familienvater, der als Zuschauer
       bei der Veranstaltung war. Zwei weitere Teilnehmer wurden schwer verletzt.
       
       Biden: „Aus unseren Silos herauskommen“ 
       
       In seiner Ansprache würdigte Biden das Todesopfer als Held, der sich im
       Angesicht der tödlichen Kugeln vor seine Familie gestellt habe. Der
       US-Präsident betonte weiter: „Ich werde mich weiterhin mit Nachdruck für
       unsere Demokratie einsetzen, für unsere Verfassung und die
       Rechtsstaatlichkeit eintreten und zum Handeln an der Wahlurne aufrufen,
       ohne Gewalt auf unseren Straßen.“ So sollte die Demokratie funktionieren,
       mahnte er. „Wir stehen für ein Amerika nicht des Extremismus und der Wut,
       sondern des Anstands und der Güte.“
       
       „Hier in Amerika müssen wir aus unseren Silos herauskommen, in denen wir
       nur auf diejenigen hören, mit denen wir einer Meinung sind“, mahnte Biden.
       Er warnte vor Fehlinformationen und „ausländischen Akteuren, die die
       Flammen unserer Spaltung schüren, um Wahlergebnisse zu beeinflussen, die
       ihren Interessen entsprechen und nicht unseren“.
       
       Der 81-Jährige erwähnte auch den [2][Sturm auf das Kapitol am 6. Januar
       2021]. Anhänger Trumps hatten damals gewaltsam den Parlamentssitz in
       Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg
       Bidens bei der Präsidentenwahl von 2020 formal zu bestätigen. Trump hatte
       seine Anhänger zuvor bei einer Rede durch unbelegte Behauptungen
       aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg durch massiven Betrug gestohlen worden
       sei.
       
       An diesem Montag beginnt Republikaner-Parteitag 
       
       In Milwaukee laufen derweil die letzten Vorbereitungen für den großen
       Nominierungsparteitag der Republikaner, der am Montag im Beisein Trumps
       beginnt. Für Donnerstagabend (Ortszeit) ist eine große Rede des 78-Jährigen
       geplant. Trump ist die Nominierung durch die Parteitagsdelegierten sicher.
       Der Secret Service plant bislang nicht, die Maßnahmen für das Mega-Event zu
       verschärfen.
       
       Mit Spannung wird erwartet, wer an Trumps Seite als Kandidat für das Amt
       des Vizepräsidenten ins Rennen gehen soll. Bereits vor dem Attentat gegen
       Trump planten die Veranstalter mit sehr hohen Sicherheitsvorkehrungen. Das
       Polizeiaufgebot ist schon jetzt enorm, zahlreiche Straßen sind gesperrt. In
       der Innenstadt stehen Zäune und Betonpoller. In die Nähe des
       Veranstaltungsgeländes kommt man nur nach entsprechender
       Sicherheitsüberprüfung.
       
       Debatte über Sicherheit 
       
       Nach dem Attentat steht die Frage im Raum, ob die Veranstaltung und Trump
       ausreichend geschützt waren. Biden hatte eine unabhängige Untersuchung dazu
       angekündigt, um zu klären, was genau passiert ist. Justizminister Merrick
       Garland wies die Ermittlungsbehörden an, „alle verfügbaren Ressourcen
       einzusetzen.“
       
       [3][Die politische Stimmung in den Vereinigten Staaten ist seit Jahren
       aufgeheizt.] Das US-Justizministerium beklagte zu Jahresbeginn einen
       „zutiefst beunruhigenden Anstieg der Drohungen“ gegen Amtsträger und
       demokratische Institutionen im Land.
       
       15 Jul 2024
       
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