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       # taz.de -- Proteste gegen Korruption in Uganda: Heimlich flippern in der Botschaft
       
       > Im ugandischen Konsulat in Dubai soll eine illegale Spielhalle
       > eingerichtet worden sein. Beteiligt daran ist angeblich auch Ugandas
       > Außenminister.
       
   IMG Bild: Bei einem Protest gegen die Regierung wurden mehr als 100 Demonstranten festgenommen
       
       Kampala taz | „Wenn die Jugend friedlich protestieren will, dann wird ihr
       gesagt, sie solle zu Hause bleiben“, regt sich ein Ugander auf der
       Onlineplattform X auf. „Doch dann sehen wir, wie ein Minister eine
       Botschaft in ein Casino verwandelt.“
       
       Korruption ist derzeit das Dauerschlagwort in Uganda, denn fast täglich
       werden in dem ostafrikanischen Land neue Skandale aufgedeckt. Selbst
       Ugandas Präsident Yoweri Museveni hat der Korruption in seinen jüngsten
       Reden an die Nation wieder einmal den Kampf angesagt.
       
       Als dann jedoch am Dienstag in der Hauptstadt Kampala junge Aktivisten
       gegen die massive Korruption demonstrieren wollten, schickte der Präsident
       die Militärpolizei gegen sie los.
       
       ## Das geheime Botschafts-Casino
       
       Angefacht wurde die Wut der Jugend vom letzten Skandal, der am Montag die
       Titelseiten regierungskritischer Zeitungen schmückte: „Diplomaten eröffnen
       ein Casino in der Botschaft“, stand dort in großen Lettern. Die Ausgabe war
       schon am frühen Morgen an sämtlichen Zeitungsständen ausverkauft. Die
       Debatte auf Social Media war hitzig: „Die korrupte Denkweise der Regierung
       ist jenseits des Verständlichen“, so ein Ugander auf X.
       
       Der Chef des ugandischen Auslandsgeheimdienstes war auf Anordnung von
       Präsident Museveni nach Dubai geflogen, um Hinweisen nachzugehen, dass im
       dortigen Konsulat eine Spielhölle eingerichtet worden sei. Dabei ist
       Glücksspiel in den Vereinigten Arabischen Emiraten, zu denen Uganda enge
       Beziehungen unterhält, illegal.
       
       ## Befreundeter Pastor repariert Spielautomaten
       
       Laut Ermittlungen des Geheimdienstchefs waren im vergangenen Jahr
       zahlreiche Spielautomaten aus Russland mit Diplomatengepäck nach Dubai
       transportiert worden, wo sie von der ugandischen Botschaft als
       Büroausstattung deklariert und dann für sechs Monate im Konsulatsgebäude in
       einem leeren Raum aufgestellt worden waren. Dann sollten sie auf Geheiß von
       Ugandas Außenminister Jeje Odongo nach Uganda gebracht werden. Er wolle in
       seinem Hotel in Kampala ein Casino damit einrichten, erklärte er nun
       gegenüber den Medien.
       
       Warum die Spielautomaten nicht direkt von Moskau nach Kampala gebracht
       wurden, bleibt unklar, spekuliert wird aber wie wild. Denn Ermittlungen
       brachten zutage, dass die Geräte in Dubai „gewartet“ werden sollten. Dazu
       schickte Odongo einen befreundeten Pastor nach Dubai.
       
       Was für Wartungen das sein sollten – darüber mehren sich nun die
       Spekulationen. „Wurden die Maschinen eventuell gar manipuliert?“, fragen
       die Ugander in den sozialen Netzwerken. Laut Geheimdienstermittlungen
       waren die Geräte in Dubai sogar in Betrieb. Leute gingen heimlich im
       Konsulat ein und aus, um ihr Glück zu versuchen, während das offizielle
       Konsulatspersonal keinen Zugang zu den Räumen hatte, weil angeblich der
       Schlüssel verlegt worden sei.
       
       ## Schnelles Geld versus Jugendarbeitslosigkeit
       
       Casinos, Wettbüros, Sportbars – das Geschäft mit dem schnellen Glück und
       schnellen Geld boomt auch in Uganda. In vielen Armenvierteln der Hauptstadt
       reihen sich die Spielhöllen aneinander. Die Jugendarbeitslosigkeit ist
       extrem hoch. Immer mehr junge Menschen versuchen der Armut durch
       Glücksspiel zu entkommen. Die Probleme mit Spielsucht unter jungen Leuten
       sind so massiv, dass die nationale Aufsichtsbehörde über den Lotterie- und
       Casinosektor letztens sogar einen Psychologen angestellt hat, um Betroffene
       zu beraten.
       
       Über 2.000 Wettbüros und Casinos sind laut Ugandas Steuerbehörde
       registriert, die jährlich rund 40 Millionen Euro Steuereinnahmen in die
       Staatskasse spülen. Die Steuerbehörde vermutet allerdings, dass ein
       Großteil der Einnahmen gar nicht deklariert, sondern abgezweigt wird. Dass
       hinter diesem Megageschäft korrupte Politiker stecken, die diese Geräte
       auch noch zollfrei über Diplomatengepäck importieren, verwundert in Uganda
       niemanden mehr.
       
       „Das ist die Sorte Politiker, gegen die wir kämpfen!!“, kommentiert ein
       Ugander auf X.
       
       28 Jul 2024
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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