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       # taz.de -- Schwermetalle in Tampons: Wie schlimm sind sie wirklich?
       
       > In einer Studie wurden Spuren von Schwermetallen in Tampons gefunden. Sie
       > ging viral, ist aber nicht sehr aussagekräftig.
       
   IMG Bild: Niedrige Mengen Blei fanden sich sogar in allen getesteten Tampons
       
       „Giftige Schwermetalle in Tampons!“ Diese Schlagzeile sorgte in den letzten
       Tagen auch auf Social Media für Aufruhr. Augenscheinlich vereinen sich
       darin eine Menge gesellschaftlicher Probleme: [1][Vernachlässigung von
       Frauengesundheit] und Verbraucherschutz; Schadstoffe, die weltweit so
       verbreitet sind, dass sie an immer intimeren Ecken auftauchen. Doch was ist
       dran an der Studie – und der Aufregung?
       
       ## Die Studie
       
       Getestet wurden jeweils zwei Exemplare von 30 [2][Tampons], hergestellt von
       14 Marken. Auf der Suche nach Nickel, Quecksilber und anderen unangenehmen
       Überraschungen entnahmen die Forschenden der Universität Berkeley jedem
       Tampon zwei Proben – eine vom absorbierenden Teil und eine von der gewebten
       Außenhülle, falls vorhanden.
       
       Zur Extraktion möglicher Schwermetallrückstände legten die
       Forscher:innen die Tampons über Nacht in Salpetersäure ein und erhitzten
       sie anschließend in einem chemischen Verfahren. So testeten sie die Präsenz
       von 16 Metallen. Sie verglichen die Ergebnisse mit denen einer anderen
       Baumwollprobe.
       
       Das Ergebnis zeigte geringe Rückstände von 12 der getesteten Metalle,
       einschließlich des toxischen Cadmiums und Arsens in diversen Tampons.
       Niedrige Mengen Blei fanden sich sogar in allen getesteten Tampons. Genauer
       gesagt: Die Forschenden wiesen 120 Nanogramm Blei pro Gramm Tampon nach –
       etwa halb so viel, wie der EU-weit zugelassene Wert für Blattgemüse. Der
       Grenzwert für Nahrungsergänzungsmittel liegt sogar bei 3.000. Hinzu kommt,
       dass sich geringe Werte in kleinen Proben schwer zuverlässig erheben
       lassen, sodass in der Studie selbst beim Vergleichsmaterial die Ergebnisse
       etwas schwanken.
       
       ## Was bringt’s?
       
       Erst mal Aufmerksamkeit für ein sehr wichtiges Thema. Jährlich werden rund
       14 Milliarden Tampons verkauft und danach meist im Bereich einer
       empfindlichen Schleimhaut angewendet. Jetzt beschäftigen sich [3][endlich
       erste Studien] mit potenziell unerwünschten Inhaltsstoffen und der Frage,
       ob über Hygieneartikel wie Tampons oder Pads zum Beispiel Plastik oder
       Metalle in den Körper eindringen.
       
       Gleichzeitig ist bei der Interpretation dieser Untersuchungsergebnisse
       Vorsicht geboten, warnen [4][Biolog*innen] und [5][Behörden]. Die
       Temperatur bei der Extraktion entspricht nicht dem Scheidenklima. Daher
       bleibt unklar, ob und welche Stoffe Tampons im Alltag wirklich abgeben.
       
       Noch viel entscheidender ist die Dosis. Denn tatsächlich sind geringe
       Mengen an Schwermetallrückständen in unserem Alltag ohnehin unvermeidbar.
       Pflanzen nehmen sie beim Wachsen aus dem Boden auf, so wahrscheinlich auch
       die Baumwolle der Tampons. Größere Studien unter realistischeren
       Bedingungen müssen das Problem genauer untersuchen. Eine [6][weitere
       Studie] und ein [7][Konferenzbeitrag] stimmen aber hoffnungsvoll: In beiden
       Fällen wurden im Blut von Tampon-Nutzerinnen keine erhöhten Bleiwerte
       gefunden.
       
       28 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Menstruationsprodukte-mit-Maengeln/!5952802
   DIR [2] /Kostenlose-Periodenprodukte/!5738219
   DIR [3] https://link.springer.com/article/10.1007/s40572-022-00331-1
   DIR [4] https://immunologic.substack.com/p/harmful-levels-of-lead-in-tampons
   DIR [5] https://www.npr.org/2024/07/11/nx-s1-5036484/tampons-heavy-metals-study
   DIR [6] https://ehjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12940-019-0452-z
   DIR [7] https://ehp.niehs.nih.gov/doi/10.1289/isee.2022.P-0375
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Franca Parianen
       
       ## TAGS
       
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