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       # taz.de -- Die Wahrheit: Honeymoon mit Frau Sheriff
       
       > Schurken, die die Welt beherrschen wollen – heute: Kamala „Dirty“ Harris,
       > bisherige Vizepräsidentin und nun Amerikas Hochzeitskandidatin Nummer
       > eins.
       
   IMG Bild: Mit sanftem Lächeln und harter Hand: Kamala Harris 2004
       
       Die USA standen kopf, und die Sonne hielt in ihrem Lauf inne. Ihre Kinder,
       die Planeten, gerieten für einen Moment ins Eiern, und das All zuckte
       überrascht zusammen. Gott selbst fiel bei der Sensationsnachricht aus dem
       Bett: US-Präsident Joe Biden verzichtet auf die Kandidatur für eine zweite
       Amtszeit und wackelt lieber zum Arzt!
       
       Wie jedermann erinnerlich, schossen sofort Spekulationen ins Unkraut. War
       es ein aus frei vagabundierendem Willen vollzogener Schritt? Oder hatte
       seine Familie dem abgelebten Opa die Entscheidung diktiert? Hatte hinter
       der Tür Kamala Harris die Fäden gezogen, weil sie wie jeder normale Mensch
       aus brutaler und luststrotzender Machtgier ihren halbtoten Vorgesetzten
       endlich aus der Bahn gefegt haben wollte?
       
       Die wahren Hintergründe, grauen Motive und dunklen Drahtzieher werden in
       einigen Generationen entschlüsselt worden sein, damit man schön daraus
       lernt. Fest steht, dass der Täter immer und ewig jemand ist, der Nutzen aus
       der Tat saugt. Kamala Harris, die als Vizepräsidentin unter den fünf
       Buchstaben von Biden fast verwelkte, hat nun freie Sicht und kann im Rennen
       um den Präsidentenposten Vollgas geben, ohne dass damit irgendeine
       Vorverurteilung ausgesprochen sei. Niemand in ihrer Partei, keiner der
       Demokraten wird leichtfertig Fragen stellen und sich ihr dumm wie
       Hundekuchen in den Weg stellen.
       
       Schon Minuten nach Bidens Rückzug war Amerika im Honeymoon mit der alten
       Neuen und es flossen deshalb Millionen auf ihr Wahlkampfkonto, von
       hochtrabenden Konzernen ebenso wie von durchschnittlich vegetierenden
       Amerikanern, die auch nach einem Wahlsieg von Kamala Harris weiterleben
       wollen. Denn wenn es etwas gibt, das sie wissen, dann dies: dass eine
       zielsicher studierte Juristin, eine vor Gericht unbeirrbar schäumende
       Generalstaatsanwältin, Spitzname „Dirty Harris“, sie auf dem Kieker hat –
       und als Inhaberin des gewaltigsten Staates im Universum nicht mehr nur in
       ihrer schwer geprüften Heimat Kalifornien wüten würde.
       
       ## Karriere mit Kriminellen
       
       Auf Menschenjagd ging Frau Sheriff dort seit 1990, räumte, ja schleuderte
       karrierebewusst Kriminelle und Konkurrenten aus dem Weg, bis alles aufflog.
       Gerade noch rechtzeitig entkam sie 2011 nach Washington und versteckte sich
       im Senat, wo sie bis 2021 in Sicherheit war und sogar vom Staat bezahlt
       wurde, für den sie aber auch nicht die Einzige war. Dann kam Biden, und
       alles war vergessen. Biden war damals schon 78.
       
       Ja, man hatte dem wunderlichen alten Mann allerlei Märlein aufgetischt:
       Schon als Jugendliche habe Kamala sich sozial engagiert und dem Teddybären
       eines Nachbarsbuben einen feuchten Hosenknopf als Auge eingesetzt. Oder sie
       habe ihren Goldhamster in die große Freiheit entlassen, mit einem weiten
       Wurf über das elterliche Grundstück hinaus, weil die kleine Bestie ihre
       Zelle, den Käfig, nie aufräumte und sogar bekackte. Das ließ sie auch
       später als Staatsanwältin nicht durchgehen, nicht einmal bei
       Untersuchungsgefangenen.
       
       ## Suspendiert vom Gesetz
       
       Sie selbst war nie im Gefängnis, was in den USA einem
       Alleinstellungsmerkmal gleichkommt. Besonders dann, wenn man nicht
       engelhaft weiß ist! Als Tochter eines aus Jamaika an Land gegangenen
       Wirtschaftsprofessors der Eliteuniversität Stanford und einer tamilischen
       Brustkrebsforscherin gehört Kamala Harris freilich einer Schicht an, die
       über der Gesellschaft schwimmt und als Westküstenelite von jedem Gesetz
       suspendiert ist – vor allem wenn sie Staatsanwältin wird, deren Kerbholz
       öffentlich ausliegt.
       
       Kamala Harris’ wohlfeilste Aufgabe ist es nun, ihre Wandlung von der Saula
       zur Paula bis zur letzten Ritze glaubhaft vorzugaukeln und mit einem
       Wahlvolk zu fraternisieren, das sie bisher nur vor Gericht kennenlernte.
       Bestimmt hat sie davon gehört, dass es draußen noch freilaufende Arbeiter
       und Angestellte gibt, und vielleicht sogar welche gesehen, etwa im Drive-in
       von McDonald’s, obwohl sie dann immer eine starke Sonnenbrille aufzieht.
       Aber: Diese Leute dürfen wählen!
       
       Während sie mit einem goldenen Löffel im Dings geboren wurde, verkümmern
       Millionen am Rande der Leistungsgesellschaft. Als Präsidentin aller
       US-Amerikanerinnen aber wird Frau Harris endlich die Rechte der Frau
       starkmachen und besonders Minderheiten ins Schlepptau nehmen, die als
       „afroamerikanisch“ und „asiatischstämmig“ rassenkundlich gestempelt werden
       wie sie!
       
       Vier Jahre lang hat sich Kamala „Kätzchen“ Harris auf leisen Pfoten bewegt.
       Wird sie nun in den schrillen Wahlkampf ziehen, im Finale dem alten weißen
       Mann alle Zähne ziehen und die Erdkugel rund, gesund und glücklich machen?
       Wird sie gar als Präsidentin plötzlich lieb sein wie vor ihr andere Frauen,
       wie die sanfte Sanna Marin in Finnland? Oder bleibt sie blutrünstig und
       diabolisch wie Angela Merkel in Deutschland?
       
       30 Jul 2024
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Köhler
       
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