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       # taz.de -- Kürzungspläne in Berlin: Kein Geld für Kinder
       
       > Berlin fehlen in den kommenden zwei Jahren 900 Millionen Euro
       > Steuereinnahmen. Kürzen will der Senat vor allem bei Kindern und
       > Jugendlichen.
       
   IMG Bild: Auf der Kürzungsliste: Compartmentschulen mit viel Raum für Schüler*innen zum Lernen, Treffen und Erholen
       
       Berlin taz | Berlin hat künftig noch weniger Geld als gedacht. Zusätzlich
       zu den drei Milliarden Euro, die Schwarz-Rot im Haushaltsjahr 2025 unter
       anderem wegen der Schuldenbremse einsparen muss, und den 450 Millionen
       Euro, die der Hauptstadt durch [1][den jüngsten Zensus entgehen], kommen
       nun voraussichtlich noch 900 Millionen Euro weniger Steuereinnahmen für
       2025 und 2026 hinzu.
       
       Schuld ist der [2][Gesetzentwurf, den die Bundesregierung vergangene Woche
       beschlossen hat]. Der sieht vor, den Grundfreibetrag der Einkommensteuer
       und den Kinderfreibetrag zu erhöhen. Das mag die Steuerzahler*innen
       freuen, führt aber eben auch zu weniger Einnahmen. Bundestag und Bundesrat
       müssen dem noch zustimmen.
       
       Angesichts des steigenden Spardrucks geht in den Behörden die Angst vor
       weiteren Kürzungen um. So warnen laut RBB Personalräte der Verwaltung in
       einem Brief an Senat und Abgeordnetenhaus vor einem Stellenabbau und lehnen
       „jede Form von finanziellen Einsparungen zulasten des Personals“ ab.
       
       Bereits jetzt gebe es einen akuten Personalmangel. Viele Beschäftigte
       würden „im ständigen Zustand der Überlastung“ arbeiten, was zu einer hohen
       Krankenquote im öffentlichen Dienst führe. Die Beschäftigtenvertretungen
       kritisieren, dass die Digitalisierungsversprechen nicht eingehalten wurden,
       von der damit verbundenen Arbeitsentlastung sei man daher weit entfernt.
       
       ## Opposition fordert Nachtragshaushalt
       
       Die schwarz-rote Koalition will über weitere Einsparungen intern beraten
       und im Herbst darüber informieren. Dabei ist insbesondere der soziale
       Bereich im Visier: So macht der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU)
       kein Geheimnis daraus, dass er den kostenlosen [3][Kita-Besuch und das
       kostenlose Mittagessen] an Grundschulen gern kassieren würde.
       
       Bausenator Christian Gaebler (SPD) hat ebenfalls Leistungen für Kinder und
       Jugendliche im Blick: Berlin gebe für neue Schulen „unnötig viel Geld“ aus,
       sagte er der Berliner Morgenpost. So koste ein Schulplatz über 100.000
       Euro, „das ist bundesweit spitze“. Die Leistungen der Berliner
       Schüler*innen seien deswegen aber nicht auch spitze, so Gaebler. Er
       plädiert deshalb dafür, Schulen wieder kleiner zu bauen.
       
       Auf der Sparliste hat der Bausenator vor allem die sogenannten
       Compartmentschulen: Dabei handelt es sich um ein relativ neues Konzept, das
       von Pädagog*innen, Architekt*innen und Eltern gemeinsam entwickelt
       wurde. In offenen, von mehreren Seiten zugänglichen Räumen mit großen
       Fensterfronten können Schüler*innen selbstständig zwischen
       Schreibtischen, Stehtischen und Leseecken wechseln – laut Senat „ein
       ideales Lernumfeld“. Die erste Compartmentschule wurde [4][im Sommer 2023
       fertiggestellt], 18 weitere sollen folgen.
       
       Die Landesvorsitzende der Linken, Franziska Brychcy, warnte, beim Schulbau
       lasse sich kurzfristig kaum Geld sparen. „Da müsste man ja bestehende
       Planungen umändern“, sagte sie. Eine Abkehr vom Konzept der
       Compartmentschulen hält Brychcy für „pädagogisch ganz und gar nicht
       sinnvoll“.
       
       Der Linken-Haushaltspolitiker Sebastian Schlüsselburg fordert angesichts
       der jüngsten Entwicklungen einen Nachtragshaushalt. „Diese Diskussion und
       die Entscheidungen gehören in das Parlament und müssen gemeinsam mit der
       Stadtgesellschaft geführt werden.“ (mit dpa)
       
       30 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marie Frank
       
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