# taz.de -- Warnung vor steigenden Kassenbeiträgen: Es führt kein Weg daran vorbei
> Die Menschen werden älter, die Ausgaben für Behandlung und Pflege
> steigen. Um eine gute Versorgung zu gewährleisten, müssen alle mehr
> bezahlen.
IMG Bild: Operation im Krankenhaus: Die Menschen werden älter, die Ausgaben für Behandlung und Pflege steigen
Die neueste Lieferung zum Thema kommt vom Vorstandsvorsitzenden der
Techniker Krankenkasse, Jens Baas. Bei den Beiträgen zur gesetzlichen
Krankenkasse bewege man sich bis zum Jahre 2030 „ungebremst auf einen
Beitragssatz von 20 Prozent“ zu, wenn es keine Gegenmaßnahmen gebe, sagte
Baas in einem Interview mit dem [1][Redaktionsnetzwerk Deutschland]. Schon
seit Längerem moniert auch die Wirtschaft steigende
Sozialversicherungsbeiträge.
Die Sozialverbände beschweren sich mitunter ebenfalls über steigende
Abgaben für Arbeitnehmer:innen. Sicher kann man die Profite und Preise in
der Pharmaindustrie anprangern, so wie Baas das tut. Trotzdem: Die Ausgaben
für Krankheit und Alter werden steigen, bedingt auch durch [2][die
Demografie] und die Fortschritte in der Medizin. Die Abgabenbereitschaft,
die Einzahlungsbereitschaft einer Mehrheit in die Solidarsysteme, mit den
einkommensabhängigen Beiträgen, muss daher unbedingt erhalten bleiben.
Sie ist das höchste Gut im Sozialstaat. Sinkt diese Bereitschaft, wird es
eng. Dann werden Lebensrisiken mehr und mehr auf die Individuen verteilt.
Wer steigende Beiträge beklagt, muss das mitbedenken. Vor mehr als 20
Jahren, zu Zeiten der Massenarbeitslosigkeit, gab es eine ähnliche Debatte.
Damals galten die hohen Sozialabgaben als Bremse für den Jobmarkt. Heute
hört man in der Wirtschaft zudem das Argument, hohe Abgaben schreckten
ausländische Fachkräfte ab, herzukommen.
Aber die Wirtschaft weiß genau, dass unser Sozialsystem, unser weitgehend
unentgeltliches Bildungssystem und das Gesundheitssystem als international
[3][attraktiv gelten für qualifizierte Zuzügler:innen] mit Familie. Vor
mehr als 20 Jahren kamen Finanzierungsweise und Leistungen der
Krankenkassen auf den Prüfstand. Das einkommensabhängige Beitragssystem
wurde in Frage gestellt.
Politiker schlugen vor, sehr alten Menschen keine künstliche Hüfte mehr zu
bezahlen. Diese Debatten will keiner wieder haben. Aber es wird teurer
werden. Für alle. Das muss klar sein.
2 Aug 2024
## LINKS
DIR [1] https://www.rnd.de/politik/gesundheitssystem-wie-der-chef-der-tk-die-entwicklung-beurteilt-GHLH2PUCAREINKNRQWUHL2TKN4.html
DIR [2] /Demografie-Rente-und-Fachkraeftemangel/!5874453
DIR [3] /Deutschland-fuer-Fachkraefte-unattraktiv/!5918453
## AUTOREN
DIR Barbara Dribbusch
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