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       # taz.de -- Neutrale Athleten bei Olympia: Umstrittener Parteigänger
       
       > Belarus' Trampolinspringer Iwan Litwinowitsch ist in Paris dabei. Viele
       > halten das wegen seiner Nähe zum Präsidenten Lukaschenko für einen Witz.
       
   IMG Bild: Medaillenkandidat Iwan Litwanowitsch beim Olympiasieg in Tokio
       
       Der belarussische Trampolinspringer Iwan Litwinowitsch kann am Freitag
       seinen Olympiatitel von Tokio verteidigen. Das ist alles andere als eine
       Selbstverständlichkeit. Nur 32 Athleten aus Russland und Belarus sind bei
       den Spielen in Paris dabei. Denn diejenigen, die den [1][Ukrainekrieg]
       unterstützen, bei russischen, sowie belarussischen Sicherheitsbehörden oder
       dem Militär unter Vertrag stehen, sind von den Spielen ausgeschlossen.
       
       Litwinowitsch verstößt laut IOC nicht gegen seine aufgestellten Regeln und
       tritt mit den erwähnten anderen Sportlern unter neutraler Flagge als
       Individueller Neutraler Athlete (AIN) an – nur in Einzelwettbewerben und
       ohne eigener Hymne bei Medaillengewinn.
       
       Diese Entscheidung ist allerdings im Fall von Litwinowitsch höchst
       umstritten. Dem 23-Jährigen wird all zu große Nähe zum belarussischen
       Präsidenten [2][Alexander Lukaschenko] – einem treuen Verbündeten von
       Wladimir Putin – vorgeworfen.
       
       Litwinowitsch forderte seine Mitbürger 2022 auf, bei einem umstrittenen
       Referendum im Sinne von Lukaschenko abzustimmen. Dieses sollte der
       Volksversammlung in Belarus unter anderem ermöglichen, die Beschlüsse
       anderer Machtorgane aufzuheben und dem Präsidenten zu weiteren zehn Jahren
       im Amt zu verhelfen.
       
       ## Konflikt in Cottbus
       
       Die Entscheidung, Litwanowitsch als neutral einzustufen, kam in diesem Fall
       zunächst von der [3][Fédération Internationale de Gymnastique (FIG)]. Sie
       ließen den Turner im März zur Qualifikation in Cottbus zu – entgegen der
       Position des Deutschen Turnbundes und ukrainischer Sportfunktionäre. Diese
       sprachen sich generell gegen die Zulassung russischer und belarussischer
       Sportler aus.
       
       Da der Weltcup in Cottbus allerdings nach FIG-Regeln stattfand, waren den
       Gastgebern aus Deutschland die Hände gebunden. Und das letzte Wort bei der
       Zulassung der neutralen Athleten hat sowieso das Olympische Komitee (IOC).
       
       Litwanowitsch gehört auch dieses Mal zum engen Kreis der
       Medaillenkandidaten. Mit acht Jahren begann er zu turnen und ist schon seit
       2017 Teil des belarussischen Nationalteams. Begleitet wird er in Paris von
       den „neutralen“ Trampolinspringern Viyaleta Bardzilouskaya (Belarus) und
       Anzhela Bladtceva (Russland). Wie neutral diese nun wirklich sind, das wäre
       wiederum eine andere Geschichte.
       
       2 Aug 2024
       
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