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       # taz.de -- Journalist stirbt mit 27 Jahren: Er tat in Gaza seine Arbeit
       
       > Der Al-Jazeera-Journalist Ismail al-Ghoul ist durch einen israelischen
       > Angriff getötet worden. Seine Kollegen vor Ort sehen sich bestätigt.
       
   IMG Bild: Wurde nur 25 Jahre alt: Der Journalist Ismail al-Ghoul ist in Gaza ums Leben gekommen
       
       Jerusalem taz Bei einem israelischen Luftangriff in Gaza sind am Mittwoch
       der Journalist Ismail al-Ghoul und sein Kamermann Rami al-Refee ums Leben
       gekommen. Die beiden für den katarischen TV-Sender Al Jazeera arbeitenden
       Palästinenser hatten sich nach [1][dem Tod von Hamas-Anführer Ismail
       Hanija] auf den Weg zu dessen Wohnhaus gemacht.
       
       In den Bezirk Aidia von Gaza-Stadt fuhren sie in einem mit den Buchstaben
       „Press“ versehenen Wagen, beide trugen bei den Aufnahmen vor dem von Bomben
       zerstörten Gebäude blaue Helme und Westen, ebenfalls mit der Aufschrift
       versehen. Nach Überzeugung der weiterhin in Gaza arbeitenden Journalisten
       wurden sie von der israelischen Armee nur aus einem Grund ins Visier
       genommen. „Sie sollten nicht über Ismail Hanija berichten“, so Mohamed, ein
       Mitarbeiter des in Israel verbotenen TV-Senders.
       
       Israel beschloss im Mai, die Arbeit von Al-Jazeera-Journalisten auf
       israelischem Staatsgebiet zu unterbinden, die Webseite ist seitdem
       blockiert. Al Jazeera unterstütze den Terror der Hamas, so die Ansicht der
       Regierung von Premier Benjamin Netanjahu.
       
       Die arabische Version von [2][Al Jazeera gilt in der arabischen Welt als
       Katar-freundlich] und Sprachrohr der Muslimbrüderbewegung. Und: Seit dem 7.
       Oktober ist es vor allem den Teams von Al Jazeera zu verdanken, dass die
       Bilder der Zerstörungen auf den Mobiltelefonen in aller Welt landen.
       
       ## Israels Armee äußert sich nicht zu den Berichten
       
       Auch das Video des zerstörten Wagens von Ismail al-Ghoul erreichte in
       wenigen Stunden ein Millionenpublikum. Nachdem der 27-Jährige nur wenige
       Minuten vor dem Haus Aufnahmen und vor der Kamera einen so genannten
       Aufsager gemacht hatte, kreiste nach Aussagen von Augenzeugen eine Drohne
       am Himmel. Die beiden Journalisten brachen die Aufnahmen ab und stiegen in
       ihren Wagen. Da es in der Gegend keinerlei Kämpfe gab, fühlten sie sich
       offenbar trotz der Drohne nicht in akuter Gefahr.
       
       Als sie langsam in das Zentrum von Gaza fuhren, schlug eine Rakete in den
       Wagen ein, die zudem einen Jugendlichen tötete. Das Video von dem schwer
       beschädigten Fahrzeug mit der Leiche von al-Ghoul macht überall in der
       arabischen Welt die Runde. Israels Armee äußerte sich zunächst nicht zu den
       Berichten. Die Hamas verurteilte die Tat in einer Erklärung auf Telegram
       als „abscheuliches Verbrechen“.
       
       ## Protest von verbliebenen Journalisten
       
       Der Mord an der bekannten Al-Jazeera-Journalistin Schirin Abu Akle 2022
       während eines israelischen Militäreinsatzes in der Stadt Dschenin führte zu
       weltweiter Kritik an dem rücksichtslosen Vorgehen israelischer
       Sicherheitskräfte gegenüber Medienvertretern im besetzten Westjordanland
       und Gaza.
       
       Eine Untersuchung des Mordes durch das israelische Militär kam später zu
       dem Ergebnis, dass die Schüsse nicht eindeutig zuzuordnen waren, jedoch
       „sehr wahrscheinlich“ versehentlich von einem israelischen Soldaten
       abgegeben worden waren. Strafrechtliche Ermittlungen gab es nicht.
       
       Mit dem 7. Oktober hat sich die Gewalt gegen palästinensische Journalisten
       verstärkt. Das Comittee to Protect Journalists hat mindestens 113
       Journalisten und Mitarbeiter von Medien gezählt, die seit Beginn des
       Gazakriegs getötet wurden. Am Donnerstag trafen sich in Gaza viele der noch
       verbliebenen Journalisten, um dagegen zu protestieren. Sie stapelten ihre
       blauen Splitterschutzwesten und Helme vor sich auf den Boden und schwiegen.
       
       1 Aug 2024
       
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