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       # taz.de -- Meduza-Auswahl 11. – 17. Juli: Die vielen Toten von Burjatien
       
       > Viele Soldaten aus Burjatien haben den Ukrainekrieg nicht überlebt. Vor
       > allem eine ethnische Minderheit ist betroffen. Texte aus dem Exil.
       
   IMG Bild: Soldaten tragen einen Sarg für einen jungen Offizier aus Bujatien, der in der Ukraine getötet wurde
       
       Das [1][russisch]- und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
       wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
       in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
       gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter
       [4][taz.de/meduza] immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
       Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [5][taz Panter Stiftung]
       gefördert. 
       
       In der Woche vom 11. bis zum 17. Juli 2024 berichtete Meduza unter anderem
       über folgende Themen:
       
       ## Adoption soll in Russland für Ausländer schwieriger werden
       
       Die russische Staatsduma hat einen Gesetzentwurf eingebracht, der die
       Adoption russischer Kinder durch Bürger aus Ländern, in denen
       Geschlechtsangleichungen legal sind, verbietet. In erster Linie zielen
       diese Beschränkungen wohl auf Nato-Länder ab, obwohl auch in Ländern wie
       Bolivien eine Geschlechtsangleichung erlaubt ist.
       
       [6][Meduza veröffentlicht einen Erklärtext] mit verschiedenen Fragen und
       Antworten rund um diese Gesetzesänderung (englischer Text). Das Exilmedium
       geht der Frage nach, wie viele Kinder aus Russland überhaupt von
       ausländische Bürger*innen im letzten Jahr adoptiert wurden. Im Jahr 2023
       waren es laut einer Quelle wohl sechs. Hintergrund des neuen Gesetzes ist
       die Anti-LGBTQ-Stimmung in der russischen Politik: [7][Vor einem Jahr]
       hatte die russische Staatsduma die Verabschiedung eines Gesetzes
       vorbereitet, die unter anderem das Umtragen des Geschlechts in offiziellen
       Dokumenten vollständig verbieten sollte.
       
       ## Wenn der Krieg fast jede Familie trifft
       
       „Am Anfang gingen wir zu jeder Beerdigung. Jetzt weiß ich nicht einmal
       mehr, wer als Letzter gestorben ist“, erzählt eine Bewohnerin in der
       russischen Region Burjatien, an der Grenze zur Mongolei. An die vielen
       Toten aus ihrer Region, die mit den zwei Jahren Krieg in der Ukraine
       einhergehen, scheint man sich dort bereits gewöhnt zu haben.
       
       Zu diesem Ergebnis kommt unter anderem eine Studie über die Einstellung der
       Russ*innen zum Ukrainekrieg des Public Sociology Laboratory (PS Lab) der
       US-amerikanischen George-Washington-Universität in Washington, D.C.
       Durchgeführt wurde sie im Herbst 2023 mit Blick auf drei russische Regionen
       – Swerdlowsk, Burjatien und Krasnodar. [8][Meduza hat nun einen Auszug der
       Studie veröffentlicht] (russischer Text) – mit Fokus auf Burjatien, das
       einen hohen Preis für den Krieg zahlt.
       
       Im März 2022 machte die Zahl der toten Burjaten 3,5 Prozent der gesamten
       russischen Verluste aus, während ihr Anteil an der Bevölkerung des Landes
       nur 0,3 Prozent betrug. Auch unter den ethnischen Russen in Burjatien sind
       die Opferzahlen unverhältnismäßig hoch. Während der Teilmobilisierung
       wurden die Bewohner der Region zweieinhalb- bis dreimal so häufig
       eingezogen und starben siebenmal so häufig wie die Bewohner der anderen
       Regionen.
       
       ## Sanktionen gegen Devisenhandel – und nun?
       
       Am 12. Juni wurde die größte russische Börse (MOEX) aufgrund von Sanktionen
       des US-Finanzministeriums gezwungen, den Handel mit US-Dollar und Euro
       einzustellen. Nach Kursschwankungen hat nun hat die russische Währung
       gegenüber dem Dollar wieder leicht zugelegt. [9][In diesem Artikel erklärt
       Meduza] die Dynamik des Wechselkurses, die Auswirkungen der neuen
       Sanktionen auf russische Unternehmen und Bürger*innen und ob die
       chinesische Währung Yuan nun den russischen Devisenmarkt dominiert
       (englischer Text).
       
       Die Verfügbarkeit von Bargeld in Dollar und Euro in Russland scheinen die
       Sanktionen kaum zu beeinträchtigen. In Banken und Wechselstuben können sie
       nach wie vor erworben werden. Auf russische Unternehmen haben die
       Sanktionen mehr Einfluss: Seit Ende 2023 berichten sie über zunehmende
       Schwierigkeiten bei Zahlungen durch Banken in China, Indien und der Türkei,
       die angesichts indirekter Auswirkungen der Sanktionen vorsichtiger geworden
       sind. Dies hat dazu geführt, dass russische Importeure weniger im Ausland
       einkaufen, die Importe sinken.
       
       Aufgrund der anhaltenden Zahlungs- und Logistikprobleme werden Importe in
       Fremdwährung nun wohl teurer werden. Das würde wiederum die ohnehin hohe
       Inflation in Russland weiter in die Höhe treiben.
       
       ## Luftabwehrsystem nahe Putins Residenz gefunden
       
       Laut Google-Satellitenbildern vom 6. Mai 2024 wurde auf der Insel
       Rjabinowy, knapp vier Kilometer vom Wohnsitz des russischen Präsidenten
       Wladimir Putin in Waldai entfernt, ein zweites Flugabwehrsystem vom Typ
       Panzir-S1 installiert.
       
       [10][Das Exilmedium Meduza berichtet] (russischer Text). Zuvor war ein
       ähnliches Bauwerk mit einer Luftabwehranlage in der Region Moskau gesichtet
       worden. Das unabhängige Investigativteam „Conflict Intelligence Team“ geht
       davon aus, dass das System in Waldai besser geeignet sei, den russischen
       Luftraum vor ukrainischen Drohnen zu schützen, als der Standort in Moskau.
       
       Bereits im Januar 2023 wurde ein Panzir-S1-Flugabwehrraketen-system in der
       Nähe der Residenz von Putin in Waldai gesichtet. Auch im Jahr 2023 fanden
       Anhänger des im Februar getöteten russischen Oppositionspolitiker Alexei
       Nawalny dasselbe System in Krasnaja Poljana bei Sotschi, wo sich eine
       geheime Residenz des russischen Präsidenten befinden soll.
       
       17 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://meduza.io/
   DIR [2] https://meduza.io/en
   DIR [3] /Russische-Medien-im-Exil/!5911767
   DIR [4] /Unser-Fenster-nach-Russland/!t5916992
   DIR [5] /!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/
   DIR [6] https://meduza.io/en/cards/russian-lawmakers-want-to-ban-adoption-by-citizens-of-countries-allowing-gender-changes-what-would-this-mean-for-children
   DIR [7] https://meduza.io/en/feature/2023/06/12/they-re-taking-our-futures-away
   DIR [8] https://meduza.io/feature/2024/07/10/v-nachale-my-hodili-na-kazhdye-pohorony-seychas-ya-dazhe-ne-znayu-kto-u-nas-posledniy-pogib
   DIR [9] https://meduza.io/en/feature/2024/07/15/what-s-happening-with-the-ruble-and-yuan-in-russia-one-month-after-the-moscow-exchange-halted-dollar-and-euro-trading
   DIR [10] https://meduza.io/news/2024/07/15/ryadom-s-rezidentsiey-putina-na-valdae-nashli-esche-odnu-sistemu-pvo-ee-vidno-na-google-maps
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gemma Teres Arilla
   DIR Tigran Petrosyan
       
       ## TAGS
       
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