# taz.de -- US-Wahl 2024: Joe Biden gibt Kandidatur auf
> Ein US-Wahljahr wie kein anderes: Monate vor der Wahl gibt Joe Biden
> seine Präsidentschaftskandidatur auf. Und schlägt Vizepräsidentin Kamala
> Harris vor.
IMG Bild: Der Druck war zu groß: Joe Biden zieht seine Präsidentschaftskandidatur 2024 zurück
Washington dpa | US-Präsident Joe Biden will bei der Wahl im November nicht
länger für eine zweite Amtszeit antreten. Der Demokrat verkündete über die
sozialen Medien Instagram, Facebook und X seinen [1][seinen Rückzug aus dem
Präsidentschaftsrennen]. In den vergangenen Wochen war der 81-Jährige wegen
seines Alters und seines mentalen Zustandes in der eigenen Partei massiv
unter Druck geraten. Bidens Rückzug so kurz vor der Wahl ist eine
dramatische Wende und verursacht weiteres Chaos in einem ohnehin
historischen US-Wahljahr.
„Obwohl es meine Absicht war, mich um eine Wiederwahl zu bemühen, glaube
ich, dass es im besten Interesse meiner Partei und des Landes ist, wenn ich
mich zurückziehe und mich für den Rest meiner Amtszeit ausschließlich auf
die Erfüllung meiner Pflichten als Präsident konzentriere“, schrieb der
Demokrat in einer schriftlichen Erklärung. „Ich werde im Laufe dieser Woche
vor der Nation ausführlicher über meine Entscheidung sprechen.“
[2][Ebenfalls auf X] schlug Biden kurze Zeit später [3][seine
Stellvertreterin Kamala Harris als Ersatzkandidatin] für die Wahl im
November vor. Harris 2020 als seine Vizepräsidentin zu wählen, sei die
beste Entscheidung gewesen, die er gemacht habe, so Biden. „Heute möchte
ich meine volle Unterstützung für Kamala als Kandidatin unserer Partei in
diesem Jahr aussprechen“, heißt es weiter.
## Die Krise der vergangenen Wochen
Biden war [4][nach einem desaströsen Auftritt bei einem Fernsehduell gegen
Ex-Präsident Trump] Ende Juni extrem in die Kritik geraten. Während des
Schlagabtauschs verhaspelte sich der mächtigste Mann der Welt regelmäßig,
verlor den Faden, starrte mit offenem Mund ins Leere und konnte häufig
seine Sätze nicht richtig beenden. Schon vorher hatte es innerhalb der
Demokratischen Partei und in der Bevölkerung wegen Bidens Alter Vorbehalte
gegen seine Wiederwahlambitionen gegeben. Doch nach dem Duell entflammte
die Debatte über die Eignung des Bidens als Präsidentschaftskandidat der
Demokraten in ganz neuem Ausmaß – und in aller Öffentlichkeit.
Nach der Debatte hatten sich Bidens Umfragewerte noch mal deutlich
verschlechtert. Und in seiner eigenen Partei wagten sich einer nach dem
anderen vor, um öffentlich Bidens Rückzug aus dem Rennen um die
Präsidentschaft zu fordern. Der Präsident selbst versuchte zunächst, sich
herauszureden. Seinen schwachen Auftritt begründete er mit Müdigkeit in
Folge anstrengender Auslandsreisen. Er habe nicht aus seine Berater gehört
und sich übernommen. Bei diversen Auftritten gab er sich trotzig und
versicherte ein ums andere Mal, er werde sich nicht zurückziehen. Doch es
folgten weitere Patzer. Und am Ende wurde der Druck aus den eigenen Reihen
zu groß.
In den vergangenen Tagen hatte sich Biden nach einer Infektion mit dem
Coronavirus in sein Privathaus in Rehoboth Delaware zurückgezogen und keine
öffentlichen Termine absolviert. Während seiner Zwangspause fasste er nun
den Entschluss, sich dem Druck seiner Parteikollegen zu beugen.
## Demokraten vor Mammut-Aufgabe
Die Demokraten müssen nun in kürzester Zeit umsatteln. Die 59-jährige
Kamala Harris war in ihrem Vizepräsidentenamt an der Seite Bidens bislang
blass geblieben, bekam angesichts von dessen Schwäche zuletzt allerdings
die Unterstützung einer ganzen Reihe wichtiger Parteimitglieder. Die
Demokraten nominieren ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell bei einem
Parteitag in Chicago Mitte Augst.
Die Republikaner haben ihren [5][Präsidentschaftskandidaten Donald Trump
bei einem Nominierungsparteitag in Milwaukee bereits offiziell gekürt].
Biden hatte bis zuletzt immer wieder behauptet, er sei der einzige der
Trump schlagen könne.
## Ein Wahljahr wie keines zuvor
Schon vor dieser größtmöglichen Komplikation war dieses US-Wahljahr eines,
[6][das auf allen Ebenen heraussticht], vor allem mit Blick auf den
republikanischen Kandidaten. Mit Trump bewirbt sich ein verurteilter
Straftäter um das höchste Amt im Staat. Als erster Ex-Präsident der
Vereinigten Staaten wurde der Republikaner in einem Strafverfahren schuldig
gesprochen – wegen der Verschleierung einer Schweigegeldzahlung an eine
Pornodarstellerin. Im Wahlkampf hat das dem 78-Jährigen bislang nicht
geschadet. Es laufen noch andere Strafverfahren gegen ihn – allerdings
dürfte es vor dem Wahltag in diesen Fällen nicht mehr zum Prozess kommen.
Bereits das jüngste US-Wahljahr 2020 war chaotisch gewesen. Trump
akzeptierte seine Wahlniederlage gegen Biden damals nicht, sondern
versuchte mit drastischen Mitteln, den Wahlausgang umzukehren. Sein Feldzug
gipfelte damals in einem gewaltsamen Angriff seiner Anhänger auf das
US-Kapitol, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen.
21 Jul 2024
## LINKS
DIR [1] /Perspektiven-fuer-die-Demokraten/!6022198
DIR [2] https://x.com/JoeBiden/status/1815087772216303933
DIR [3] /Moeglicher-Rueckzug-als-Kandidat-in-USA/!6024741
DIR [4] /US-Praesidentschaftswahlkampf/!6017648
DIR [5] /Trump-beim-Parteitag-der-Republikaner/!6022212
DIR [6] /Ikonisches-Attentats-Foto/!6024573
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