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       # taz.de -- Japan verärgert über Erinnerungspolitik: Berlin ohne Rückgrat
       
       > Japan kämpft gegen einen Lernort zu sexueller Gewalt in Berlin an. In
       > Berlins Regierendem Bürgermeister hat das Land einen Verbündeten
       > gefunden.
       
   IMG Bild: Die Trostfrauenstatue in Berlin-Moabit
       
       In Deutschland leben zahlreiche Migrantinnen, die Opfer sexualisierter
       Gewalt in Kriegen und kriegerischen Auseinandersetzungen wurden. Das sind
       Jesidinnen, Afghaninnen, Ukrainerinnen, Tigrayerinnen, Sudanesinnen,
       Vietnamesinnen und viele mehr. Für sie alle hat der Korea-Verband mit der
       Trostfrauenstatue in Berlin, die er Friedensstatue nennt, [1][einen Lernort
       geschaffen]. Es finden Bildungsangebote für Schüler und Jugendliche statt
       und Veranstaltungen mit verschiedenen Opfergruppen sexualisierter Gewalt.
       
       Die Statue erinnert nicht nur an das Leid von 200.000 koreanischen und
       weiterer Zwangsprostituierten im Zweiten Weltkrieg, die in japanischen
       Militärbordellen mehrfach täglich vergewaltigt und gefoltert wurden. Sie
       erinnert auch an den Mut einzelner dieser Frauen, die ihr Leid 50 Jahre
       nach Kriegsende öffentlich gemacht und damit ihr jahrelanges
       schambehaftetes Schweigen gebrochen hatten. Das bronzene Mädchen, das auf
       einem Stuhl sitzt und ihre Fäuste ballt, soll anderen betroffenen Frauen
       Mut machen, ihnen sagen, sie sind nicht allein.
       
       Eine Kundgebung am Welttag für die Beseitigung sexueller Gewalt 2023, deren
       Redebeiträge in einer Broschüre des Korea-Verbandes dokumentiert wurden,
       zeigt, dass der Lernort auch von Frauen aus Regionen, die aktuell von
       Kriegen und sexueller Versklavung von Frauen betroffen sind, angenommen
       wird. So einen Lernort mit dazugehörenden Veranstaltungen braucht die
       multikulturelle Stadt Berlin.
       
       ## Nicht der Stadt verpflichtet
       
       [2][Dass die Regierung in Japan dagegen wettert], ist ein Armutszeugnis.
       Dass sich der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), und
       sein Senat dem beugen und ein Lernangebot nun nicht weiter fördern, zeigt,
       dass sie sich nicht den Interessen der Stadt verpflichtet fühlen.
       
       Das Argument Tokios, die Schuld an den Frauen sei [3][mit
       Entschädigungszahlungen] und einer [4][Vereinbarung mit dem südkoreanischen
       Staat von 2015] längst beglichen, gilt nicht. Sexuelle Gewalt kennt keine
       Verjährung. Wer davon betroffen ist, wird sie niemals vergessen. Die Opfer
       mit dieser Erinnerung alleinzulassen, ist keine Lösung.
       
       5 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Museum-fuer-Trostfrauen/!5961017
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   DIR [4] https://koreaverband.de/blog/2016/01/04/annullierung-der-japanisch-koreanischen-vereinbarung/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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