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       # taz.de -- Rassismusvorwürfe gegen Richter: Anzeige wegen Volksverhetzung
       
       > Der Geraer Richter Bengt Fuchs soll sich im Netz rassistisch und
       > homofeindlich geäußert haben. Nun könnte eine Verjährung der Vorwürfe
       > drohen.
       
   IMG Bild: Justizzentrum Gera: Hier arbeitet der Richter Bengt Fuchs
       
       Hamburg taz | Die Zeit läuft ab. Ab dem 7. August könnten die
       [1][ressentimentgeladenen digitalen Äußerungen des Richters Bengt Fuchs]
       ohne juristische Konsequenzen bleiben. Vor fast genau fünf Jahren soll der
       Richter am Verwaltungsgericht Gera in dem korporierten Forum „Tradition mit
       Zukunft“ (TraMiZu) unter anderem vorgeschlagen haben, Sinti und Roma als
       „Rotationseuropäer mit Eigentumszuordnungsschwäche“ zu bezeichnen.
       
       Nun hat die Linken-Politikerin Katharina König-Preuss bei der
       Staatsanwaltschaft Gera Anzeige gegen Fuchs wegen „Volksverhetzung“
       gestellt, um einer Verjährung entgegenzuwirken. „Ich bitte dringend darum
       auf etwaige verjährungsunterbrechende Maßnahmen hinzuwirken“, schreibt die
       Thüringer Landtagsabgeordnete.
       
       Über rassistische Kommentare und homophobe Postings eines „Bengt Fuchs“
       oder „BeFuchs287“ hatten vor sechs Wochen zuerst die taz, Legal Tribune
       Online und der MDR berichtet. Fuchs räumte gegenüber der taz ein, Alter
       Herr der Turnerschaft Salia Jenensis Göttingen zu sein. Mit dieser Angabe
       wie auch weiteren übereinstimmenden Details etwa zu seinem Beruf oder zur
       Bundeswehr tauchte auch der User in dem Forum immer wieder auf.
       
       [2][Der taz sagte Fuchs jedoch, er sei nicht dieser Nutzer.] Über 30
       Medienberichte folgten, der Richter blieb bei seiner Aussage gegenüber der
       taz und hüllt sich ansonsten in Schweigen.
       
       ## Keine Asylverfahren mehr
       
       Die Indizien haben sich durch geleakte Forenverläufe derweil weiter
       erhärtet. 2005 hatte sich der User „BeFuchs287“ mit der Dienstadresse von
       Fuchs bei TraMiZu registrieren lassen. Die Administratoren überprüften die
       Anmeldung. Später nutze ein Fuchs eine private E-Mailadresse, stellte die
       Autonome Antifa Freiburg (AAF) fest.
       
       Das Verwaltungsgericht bestätigte unlängst, dass die im Forum einzusehende
       Mailadresse die damalige des Richters gewesen sei. Auch gegenüber seinem
       Dienstherrn äußerte sich Fuchs nicht zu den Vorhaltungen. Erste
       Konsequenzen folgten dennoch: [3][Am Verwaltungsgericht darf Fuchs nun
       keine Asylverfahren mehr betreuen.] Die geringe Chance an dem Gericht, in
       solch einem Verfahren eine positiven Entscheidung zu erhalten, löste die
       ersten Nachfragen aus.
       
       Ein externer Richter führt nun im Auftrag des Gerichts ein
       Disziplinarverfahren an. Am Ende des Verfahrens könnte die Entfernung
       Fuchs’ aus dem Beamtendienst stehen. Das wiederum wäre die Voraussetzung
       für die Aberkennung seiner Pensionsansprüche.
       
       Die Staatsanwaltschaft Gera hat derweil Ermittlungen gegen „Unbekannt“
       wegen des „Anfangsverdacht der Volksverhetzung“ aufgenommen, wie die
       Behörde auf taz-Anfrage bestätigt. Dem MDR versicherte die
       Staatsanwaltschaft, dem Eintritt einer Verjährung entgegenzuwirken. Diesen
       Effekt hätte etwa die Durchführung einer Vernehmung oder die Beauftragung
       eines oder einer Sachverständigen.
       
       ## Suspendierung gefordert
       
       König-Preuss wollte mit ihrer Anzeige den Handlungsdruck erhöhen. Denn die
       mutmaßlichen Äußerungen des Richters bestätigen den Verdacht, dass er nicht
       unparteiisch und fair entscheide.
       
       Die Vorwürfe hätten längst zu einem weiteren Vertrauensverlust gegenüber
       der Justiz geführt und ließen deutliche Zweifel an der Eignung für die
       richterliche Tätigkeit erkennen, so König-Preuss. Sie fordert Fuchs’
       Suspendierung und dass das Justizministerium endlich handele.
       
       Das Thüringer Ministerium unter Doreen Denstädt (Grüne) sagte der taz auf
       Nachfrage allerdings, dass „abzuwarten“ bleibe, „ob sich die Vorwürfe in
       einer gerichtsverwertbaren Weise bestätigen werden“. Und der Pressesprecher
       schreibt weiter, dass Behauptungen „die im Schutze persönlicher Anonymität“
       getätigt worden seien, nicht „ohne Weiteres in gerichtsfester Weise Beweise
       erbringen“. Ganz so anonym war das Forum allerdings nicht: Über 15.000 User
       aus Burschen- und Turnerschaften nutzen TraMiZu unter ihren Klarnamen.
       
       5 Aug 2024
       
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