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       # taz.de -- Erfolg für Genschere Crispr: Neue Gentechnik jetzt erhältlich
       
       > Die EU gibt grünes Licht für eine Maispflanze, die mit der Genschere
       > Crispr hergestellt wurde. Der Agrarkonzern Corteva holt sich die erste
       > Zulassung.
       
   IMG Bild: Noch werden die in Deutschland angebauten Maispflanzen nicht mit der Genschere hergestellt. Seit Juli ist aber der Import erlaubt
       
       Berlin taz | Eine gentechnisch veränderte Crispr-Pflanze darf das erste Mal
       in die EU eingeführt werden. Das US-amerikanische Unternehmen Corteva, das
       sein Saatgut unter der Marke Pioneer vertreibt, kann nun eine Maispflanze
       als Futtermittel in die EU-Mitgliedsstaaten importieren. [1][Das entschied
       die EU-Kommission Anfang Juli], nachdem der Agrarkonzern einen
       entsprechenden Antrag gestellt hatte. Sowohl der Antrag als auch die
       Entscheidung blieben bis jetzt relativ unbeachtet.
       
       „Bei der Herstellung der besagten Maispflanze kam nicht nur die
       Crispr-Schere zur Anwendung, sondern auch herkömmliche
       Gentechnik-Verfahren“, sagt Beat Keller, Biologieprofessor an der
       Universität Zürich, der taz. Zwar sei es richtig, von einer [2][erstmaligen
       Zulassung der Crispr-Schere] zu sprechen; dennoch beruhe nur ein kleiner
       Teil der gentechnischen Veränderung auf diesem Verfahren, so Keller.
       
       Die Genschere Crispr ist ein Verfahren der Neuen Gentechnik, bei der das
       Erbgut – anders als bei herkömmlichen Mutationszüchtungen – kontrollierbar
       und gezielt veränderbar ist. Wie mit einer Schere werden an den
       Schnittstellen neue Abschnitte hinzugefügt. Die Pflanze wird dadurch
       widerstandsfähiger, trotzt Schädlingen und liefert mehr Erträge,
       argumentieren Befürworter:innen der Methode.
       
       Sie wollen mit den neuen Gentechnik-Verfahren Getreide-, Obst- und
       Gemüsesorten resistenter gegen Wetterereignisse wie Dürren, Frost oder
       Starkregen machen. „In der Wissenschaft gibt es einen Konsens, dass
       transgene Pflanzen keine größeren Risiken als natürlich gezüchtete Pflanzen
       haben“, sagt der Biologe Keller.
       
       ## Kritik an Bayer und Corteva
       
       Kritiker:innen befürchten jedoch, dass Gentech-Pflanzen nicht nur
       resistenter gegen die Klimakrise, sondern vor allem auch gegen Pestizide
       werden, dessen Einsatz in Folge steigen könnte. Viele Unternehmen wie
       Corteva und Bayer stellen nämlich beides – Pestizide und Saatgut – her.
       
       Große Agrarkonzerne können dank transgenen Pflanzen, denen
       Schädlingsbekämpfungsmittel kaum noch was antun, ihre Marktmacht dann
       weiter ausbauen, so die Kritik.
       
       Tatsächlich handelt es sich bei der transgenen Pflanze von Corteva,
       [3][sowie bei einer weiteren im Zulassungsverfahren der EU genehmigten
       Pflanze], um Agrarprodukte, die gegen Unkrautbekämpfungsmittel resistent
       sind.
       
       „Erstmals gibt es in der EU Pflanzen mit selbst produzierten
       Insektengiften, die in der Nahrungskette so nicht vorhanden waren“, sagt
       Gentechnik-Kritiker Christoph Then.
       
       ## Entscheidung kommt nach hitziger Debatte
       
       Für europäische Landwirt:innen habe das jedoch kaum Auswirkungen, betont
       Keller von der Universität Zürich, denn durch die EU-Entscheidung sei nicht
       der Anbau, sondern nur der Import ermöglicht worden.
       
       In Brüssel [4][spitzte sich zuletzt im Februar die Gentechnik-Debatte zu].
       Damals stimmte das EU-Parlament dafür, die Vorschriften für den Einsatz
       neuer Gentechnik in der Landwirtschaft zu lockern. Neben der Abschaffung
       von gewissen Kennzeichnungspflichten sollen auch neue Züchtungen ermöglicht
       werden. Noch sind die Regelungen nicht in Kraft.
       
       5 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=OJ%3AL_202401822
   DIR [2] https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2024.8490
   DIR [3] https://webgate.ec.europa.eu/dyna2/gm-register/details/216
   DIR [4] /Abstimmung-ueber-Crispr/Cas-Lebensmittel/!5984645
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Clemens Schreiber
       
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