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       # taz.de -- Palästinensische Gefangene: Misshandlungen mit System
       
       > Eine Menschenrechtsgruppe wirft Israel in einem Bericht Folter von
       > palästinensischen Gefangenen vor. Dazu hat sie 55 Ex-Insassen befragt.
       
   IMG Bild: Das israelische Gefängnis Ofer in der palästinensichen Westbank Nahe Ramallah
       
       Jerusalem dpa/ap | Die Menschenrechtsgruppe B’Tselem wirft der israelischen
       Gefängnisbehörde Missbrauch und Folter palästinensischer Häftlinge vor. Am
       Montag legte sie [1][einen Bericht] vor, in dem 55 palästinensische
       Insassen aus dem Gazastreifen, Westjordanland und aus Ostjerusalem nach
       ihrer Freilassung befragt werden. Diese beschreiben teilweise schwere
       Misshandlungen, sexuelle Übergriffe, Aushungern, Schlafentzug und andere
       Formen von Gewalt.
       
       Es handele sich „zweifellos um eine organisierte, erklärte Politik der
       israelischen Gefängnisbehörde“, heißt es in dem Bericht. Nach Informationen
       von B’Tselem wurden zuletzt [2][mehr als 9.600 Palästinenser in
       israelischen Gefängnissen festgehalten] – etwa die Hälfte davon ohne
       offizielle Anklage. B’Tselem ist eine über Spenden finanzierte israelische
       Menschenrechtsgruppe, die sich gegen die Besatzung der palästinensischen
       Gebiete und für gleiche Rechte für Juden und Palästinenser einsetzt. Laut
       der israelischen Aktivistengruppe HaMoked hat sich die Zahl
       palästinensischer Häftlinge in israelischen Gefängnissen in den vergangenen
       zehn Monaten verdoppelt. Der Anstieg gehe zum Teil auf etwa 1.500 Häftlinge
       aus dem Gazastreifen zurück.
       
       Vergangene Woche hatte bereits das Menschenrechtsbüro der Vereinten
       Nationen einen Bericht veröffentlicht, in dem ähnliche Vorwürfe gemacht
       wurden. Demnach sind mindestens 53 Menschen in israelischem Gewahrsam ums
       Leben gekommen. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sprach bei der
       Vorstellung des Berichts unter anderem von Waterboarding und dem Loslassen
       von Hunden auf Häftlinge. Den Inhaftierten sei meist kein Grund für ihre
       Festnahme genannt oder kein Zugang zu Anwälten gewährt worden. Im
       Westjordanland gingen daraufhin am Samstag Hunderte von Menschen zum
       Protest auf die Straße.
       
       Das israelische Militär ermittelt derzeit in einem Fall schwerer sexueller
       Misshandlung eines palästinensischen Terroristen durch Soldaten [3][in dem
       Militärlager Sde Teiman im Süden Israels]. Dieser Fall hat in Israel für
       Diskussionen gesorgt. Ein israelischer Armeesprecher sagte nun, man prüfe
       die Vorwürfe von B’Tselem. Eine Sprecherin der israelischen
       Gefängnisbehörde erinnerte daran, dass seit Beginn des Gazakriegs vor zehn
       Monaten die Haftbedingungen sogenannter Sicherheitshäftlinge auf Anweisung
       des Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, verschärft worden
       seien.
       
       7 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.btselem.org/publications/202408_welcome_to_hell
   DIR [2] /Palaestinenser-in-Israels-Gefaengnissen/!6021130
   DIR [3] /Gefangenenlager-in-Israel/!6027204
       
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