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       # taz.de -- Familienclans auf den Philippinen: Mächtige Politdynastien im Clinch
       
       > Die Familienclans der Dutertes und Marcos' auf den Philippinen waren
       > lange Zeit miteinander verbündet. Nun sind sie zu erbitterten Gegnern
       > geworden.
       
   IMG Bild: Der Machtkampf zwischen Präsident Ferdinand Marcos Jr. und Sara Duterte aus Pappmaché
       
       Kuala Lumpur taz | Der philippinische Präsident [1][Ferdinand Marcos Jr.]
       hat am Montag im Parlament die jährliche „Rede zur Lage der Nation“
       gehalten. SONA, wie die „State of the Nation Address“ in den Philippinen
       genannt wird, ist der jährliche Höhepunkt des Politikbetriebs und ein
       gesellschaftliches Megaereignis. Neben Abgeordneten und Vertretern weiterer
       Verfassungsorgane nahmen 2000 geladene und feierlich gekleidete Gäste aus
       Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur teil.
       
       Zwei Damen stachen dabei besonders hervor: die [2][Präsidentenschwester und
       Senatorin Imee Marcos] durch ein grün-goldenes langes Kleid im
       traditionellen „Baro at say“-Stil im Design einer historischen Rüstung plus
       goldener Krone auf dem Kopf. Und Vizepräsidentin Sara Duterte. Die glänzte
       durch demonstrative Abwesenheit.
       
       Ihre ganze Verachtung für Marcos Jr. machte die Tochter des Expräsidenten
       Rodrigo Duterte am Montag mit der Ankündigung deutlich, nicht einmal die
       SONA-Liveübertragung verfolgen zu wollen.
       
       Im Wahlkampf 2022 waren Marcos Jr. und Sara Duterte mit ihren jeweiligen
       Politclans noch ein Herz und eine Seele. Ihr „Team der Einheit“ gewann mit
       einem Erdrutschsieg.
       
       ## Vizepräsidentin Duterte trat aus Marcos' Regierung aus
       
       In den Philippinen werden Vizepräsidenten direkt vom Volk gewählt, haben
       aber keine andere Funktion, als im Falle des Todes oder der Amtsunfähigkeit
       des Staatsoberhauptes die Macht zu übernehmen. Traditionell beruft der
       Präsident den Vizepräsidenten aber in ein Ministeramt. Duterte wurde
       Bildungsministerin.
       
       Seit Ende 2023 ist es aber mit der Einheit vorbei und die Kluft zwischen
       den beiden Familienclans wurde seitdem immer tiefer. Streitpunkte waren
       unter anderen die Ablehnung eines Geheimetats für Duterte durch das
       Parlament sowie die von Marcos befürwortete Verfassungsreform zur Lockerung
       der Regeln für ausländisch Investitionen.
       
       Außenpolitisch sorgte die [3][Wiederbelebung des Bündnisses mit den USA
       durch Marcos] für Konflikte. Präsident Duterte hatte sich von den USA ab-
       und China zugewandt.
       
       Ihren Machtkampf tragen die beiden Clans auch mit Diffamierungen aus.
       Rodrigo Duterte warf Marcos vor, Drogen zu konsumieren. Marcos konterte
       kühl: „Ich denke, es ist das Fentanyl.“ Duterte macht keinen Hehl daraus,
       dass er seit vielen Jahren regelmäßig das starke und süchtig machende
       Schmerzmittel Fentanyl einnimmt. Wenige Stunden vor SONA kursierte im
       Internet ein Video, das Marcos bei Drogenkonsum zeigen soll.
       
       Für einen politischen Paukenschlag sorgte Sara Duterte bereits im Juni mit
       ihrem überraschenden Rücktritt als Bildungsministerin. Ihr Rückzug aus der
       Regierung Marcos ist ein politischer Schachzug, um die Bühne für einen
       potentiellen Machtkampf zwischen den Dutertes und Marcoses für die
       kommenden Zwischenwahlen zu bereiten.
       
       ## Sarah Duterte und Imee Marcos als Kandidatinnen 2028?
       
       2025 werden das Abgeordnetenhaus, die Provinzgouverneure, Stadt- und
       Gemeindebürgermeister sowie Kommunalvertretungen gewählt und damit die
       Weichen für die wichtigere Präsidentenwahl 2028 gestellt.
       
       Da die Verfassung Präsidenten und Vizepräsidenten keine zweite Amtszeit
       erlaubt, könnten 2028 nach Ansicht vieler Beobachter zwei Frauen das
       Bewerberfeld anführen: Sara Duterte und Imee Marcos, deren Krone zur SONA
       ihres Bruders durchaus als Symbol des Machtanspruchs gedeutet werden kann.
       
       Marcos’ diesjährige Ansprache dominierten innenpolitische Themen wie
       Bildung, Digitalisierung, Klima, Kampf gegen die ausufernde Kriminalität
       und angesichts des schwelenden Territorialkonflikts mit China im
       Südchinesischen Meer die Stärkung von Armee und Küstenwache.
       
       ## Marcos geht gegen Glücksspiel vor
       
       Mit stehendem Applaus und Jubelrufen wurde die Ankündigung von Marcos
       gefeiert, das Geschäft der „Philippinischen Offshore-Glücksspielbetreiber“
       (POGOs) bis zum Jahresende einzustellen. Zugleich wies er das
       Arbeitsministerium an, neue Arbeitsplätze für die philippinischen
       Mitarbeiter der POGOs zu finden.
       
       Die seit Präsident Duterte boomenden POGOs werden auf den Philippinen
       weithin als Ausdruck der kriminellen Unterwelt wie als Symbol für staatlich
       geförderte chinesische Investitionen gesehen.
       
       Über die Dutertes verlor Marcos Jr. jetzt kein Wort.
       
       22 Jul 2024
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Lenz
       
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