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       # taz.de -- Hitzeschutz-Tour in Charlottenburg: Mit Creme und Capri-Sonne
       
       > Der Sommer mit viel Sonne und großer Hitze ist für Menschen ohne Obdach
       > gefährlich. Das Team des WILMA Shoppingcenters hilft mit dem
       > Hitzefahrrad.
       
   IMG Bild: Wasser, Sonnencreme und Capri-Sonne vor dem Lager einer obdachlosen Person
       
       Berlin taz | Dass winterliche Temperaturen für Wohnungslose
       lebensgefährlich sind, ist den meisten bewusst. Aber dass auch die
       Sommerhitze für Menschen ohne Obdach eine große Gefahr darstellen kann,
       haben viele noch nicht auf dem Schirm.
       
       Am Mittwoch macht sich das Team des [1][Shoppingcenters WILMA] aus
       Charlottenburg erstmals auf den Weg, um auf das Thema aufmerksam zu machen.
       Mithilfe eines E-Lastenbikes soll Sonnenschutz, Wasser und Capri-Sonne an
       wohnungslose Menschen verteilt werden. „Das ist nicht für unser Image. Wir
       sind unterwegs nach dem Motto „Tu Gutes und sprich darüber“, sagt
       Center-Manager Steffen Mezler der taz. „Die Aktion soll auch eine Anregung
       für andere sein, ebenfalls zu helfen.“
       
       Auf Berlins ältester Einkaufsstraße muss man nur wenige Meter laufen, um
       Menschen zu treffen, die [2][Hitzeschutz] bitter nötig haben. Aran Svenson
       aus Island sitzt vor einem schattigen, halbwegs kühlen Hauseingang. Er
       nimmt das Care-Paket gerne an. Der 40-Jährige ist seit 3 Jahren obdachlos.
       Mit der Hitze komme er schon zurecht, es sei aber wichtig, einen geeigneten
       Platz finden.
       
       Das Lastenrad rollt weiter Richtung Stuttgarter Platz, einem Hotspot für
       obdachlose Menschen. Unter der S-Bahn-Brücke an der Lewishamstraße steht
       Zelt an Zelt, ist Matratze an Matratze gereiht, es ist laut und der Gestank
       der Autoabgase vermischt sich mit der Hitze – wenigstens ist man hier vor
       direkter Sonneneinstrahlung geschützt.
       
       ## „Obdachlosigkeit ist 365 Tage im Jahr prekär“
       
       Agnes Lešziková aus Lettland freut sich über Capri-Sonne und den kurzen
       Austausch mit dem WILMA-Team. Die 43-Jährige verlor vor einem Jahr ihre
       Arbeit in einem Hotel, seitdem lebt sie auf der Straße. „Der Winter ist
       zwar schlimmer“, sagt sie, „aber im Sommer sind leider viele Unterkünfte
       geschlossen und [3][nachts auf der Straße ist es sehr gefährlich für
       Frauen].“
       
       Die Teamleiterin für Versorgung der Berliner Stadtmission Sünje Hansen
       betont: „Obdachlosigkeit ist 365 Tage im Jahr prekär. Die Gefahr der
       Dehydrierung ist in den Sommermonaten sehr hoch. Auch Möglichkeiten, sich
       in kühlen Räumen aufzuhalten, sind wichtig.“
       
       Auch dafür ist WILMA eine Anlaufstelle: Obdachlose dürfen sich im
       klimatisierten Center aufhalten, die Toilettenräume und das kostenlose WLAN
       nutzen. „Jeder kann zumindest einen kleinen Beitrag im Kiez leisten“,
       findet Steffen Mezler. Irgendwann sind alle Sonnencremes verteilt, das
       Lastenrad rollt zurück Richtung WILMA. Donnerstag soll die Aktion
       wiederholt werden.
       
       7 Aug 2024
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Luisa Ederle
       
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