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       # taz.de -- Neustart in Katalonien: Zum Glück raus aus der Sackgasse
       
       > Carles Puigdemont verzichtet auf den großen Auftritt im Parlament – gut
       > so. Jetzt können sich beide Seiten auf den Weg nach vorn konzentrieren.
       
   IMG Bild: Unterstützer:innen von Puigdemont in Barcelona
       
       Es war ein Tag voller Widersprüche, der in die Geschichte Kataloniens und
       auch Spaniens eingehen dürfte. Der von Madrid 2017 abgesetzte Präsident der
       katalanischen Autonomieregierung, Carles Puigdemont, kehrt nach knapp
       sieben Jahren im Exil zurück, redet vor Tausenden Anhängern in der
       Innenstadt Barcelonas und verschwindet, bevor er verhaftet werden kann.
       
       Das Autonomieparlament macht in den Stunden darauf [1][den Sozialisten
       Salvador Illa], der für den Verbleib bei Spanien eintritt, zum neuen
       Präsidenten – und das mit den Stimmen eines Teils der
       Unabhängigkeitsbewegung.
       
       Katalonien lässt den Versuch, sich von Spanien loszulösen, hinter sich.
       Alle haben dazu beigetragen: die in Madrid regierenden Sozialisten unter
       Ministerpräsident Pedro Sánchez [2][mit einer Amnestie für die
       Unabhängigkeitsaktivisten von 2017], aber auch die beiden
       Unabhängigkeitsparteien Republikanische Linke Kataloniens und Puigdemonts
       Gemeinsam für Katalonien. Puigdemont verzichtete klugerweise darauf, die
       Wahl von Illa durch seine Anwesenheit zu durchkreuzen.
       
       Es ist ein sensibler Neuanfang. Noch ist die Amnestie nicht für alle
       umgesetzt. Manche Richter versuchen mit allerlei juristischen Winkelzügen,
       die Straffreiheit unter anderem für Puigdemont zu verhindern. Der
       katalanische Politiker dürfte sicher verhaftet werden, wenn er der Polizei
       noch in die Fänge geht. Es liegt dann am Verfassungsgericht, der Amnestie
       zum Durchbruch zu verhelfen.
       
       Die Regierung in Madrid ist in einer schwierigen Lage. Sie regiert per
       Minderheitsregierung dank der Unterstützung baskischer und katalanischer
       Unabhängigkeitsparteien. Nur so konnte in Madrid eine Regierung der Rechten
       zusammen mit Rechtsextremen verhindert werden. Auch der neue katalanische
       Präsident Illa hat jetzt einen Teil der Unabhängigkeitsbewegung
       eingebunden. Er hat mit der Republikanischen Linken Kataloniens ein neues
       Finanzierungsmodell für Katalonien ausgehandelt, das dem, was die Basken
       seit Jahrzehnten haben, sehr nahe kommen wird.
       
       ## Gegenseitige Abhängigkeiten
       
       Viele andere Regionen laufen dagegen Sturm. Sie befürchten, dass sie
       weniger Zuwendungen vom Zentralstaat bekommen, wenn dieser nicht mehr über
       die Gelder aus dem reichen Katalonien verfügt.
       
       Die Beziehungen Zentralspaniens und Kataloniens beruhen auf gegenseitigen
       politischen Abhängigkeiten. Das sieht auf den ersten Blick fragil aus,
       zeigt aber, dass nur gemeinsam ein Weg nach vorn möglich ist. Starre
       Haltungen und Repression gegen unliebsame Politiker auf der einen und
       einseitige Maximalforderungen auf der anderen Seite führten in eine
       Sackgasse, bei der alle nur verloren. So sehen wohl Epochenwechsel aus.
       
       8 Aug 2024
       
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   DIR Reiner Wandler
       
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