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       # taz.de -- Machtkampf in AfD Thüringen: Neuer Affront gegen Höcke
       
       > Der Machtkampf in der AfD Thüringen eskaliert. Ein Landespolitiker
       > fordert, gegen den eigenen Kandidaten zu stimmen. Höcke droht mit
       > Parteiausschluss.
       
   IMG Bild: Als Stöber und Höcke noch gemeinsam die Bühnen Thüringens bespielten
       
       Berlin taz | Es ist 5 Uhr am Dienstagmorgen, als Klaus Stöber in seinem
       Facebook-Status vorgibt, „nachdenklich“ zu sein – und dann weiter Öl ins
       Feuer gießt – im [1][Machtkampf in der extrem rechten AfD Thüringen].
       Stöber ist Bundestagsabgeordneter der AfD und einer der Beteiligten in
       einem seit Wochen andauernden Konflikt im Thüringer Landesverband von Björn
       Höcke.
       
       Der gipfelte darin, dass der Landesvorstand zwei Direktkandidaten in
       Stöbers Wahlkreis die Unterschrift verweigerte und so deren Aufstellung im
       Wartburgkreis verhinderte. Der Landesvorstand hat Stöber bereits mit
       Ordnungsmaßnahmen und einem Ausschlussverfahren gedroht, nachdem dieser
       Höcke heftig attackiert hatte („Egozentriker Björn Höcke“, „niederträchtige
       Art“).
       
       Aber Ruhe ist nicht in Sicht: Stöber giftet nun weiter – kurz nach dem
       Wahlkampftauftakt der AfD Thüringen dürfte er mit seinem Post an diesem
       Dienstagmorgen dafür gesorgt haben, dass Höcke sich schon beim Frühstück
       ärgert. Stöber schreibt erkennbar ironisch: „Da mich ja der Landesvorstand
       der AfD Thüringen ‚gebeten‘ hat, nicht mehr negativ über Björn Höcke und
       Stephan Möller (ebenfalls AfD-Landesvorstand, d. Red) zu berichten, möchte
       ich einige Direktkandidaten der AfD vorstellen, die mir 'besonders am
       Herzen liegen’.“
       
       Es trifft: Den Protegé von Höcke, Robert Teske. Der hat [2][gute
       Verbindungen zur rechtsextremen Identitären Bewegung], bezeichnete die
       [3][Verurteilungen von Höcke wegen SA-Parolen als „Schauprozess“] und
       begleitet seinen Chef als dessen Büroleiter in Erfurt auf Schritt und
       Tritt. Stöber schreibt Teske eine Mitschuld daran zu, dass die
       Direktkandidaten in seinem Wahlkreis nicht aufgestellt werden konnten, weil
       dieser die Aufstellungsversammlung als Schriftführer mitgeleitet haben
       soll.
       
       Es gäbe bis heute keine von Teske unterschriebene Niederschrift für die
       Aufstellungsversammlung, bei der die Direktkandidaten gewählt wurden,
       empört sich Stöber. „Als Belohnung für diese ‚Heldentat‘ darf er in einem
       aussichtsreichen Wahlkreis in Sondershausen antreten, obwohl er in Erfurt
       wohnt und arbeitet. Eigentlich wollte dort der Einheimische Holm Suffa
       antreten“, so Stöber auf Facebook. Der sei jedoch vom Kreisvorstand
       verhindert worden, sodass er knapp dem Kandidaten des Landesvorstands
       unterlag.
       
       Teske wirft er zudem vor, „natürlich so wie sein Chef kein Thüringer“ zu
       sein. Höcke ist im westfälischen Lünen geboren und wuchs in Rheinland-Pfalz
       auf. Teske kommt aus Brandenburg und war für den völkischen Flügel der AfD
       in Berlin und Bremen tätig. Stöber macht klar, dass er weiter zur AfD
       stehe, „aber solche Direktkandidaten, die keinerlei Bezug zum Wahlkreis
       haben, sind nicht wählbar“.
       
       Der Rant gipfelt in einem Aufruf, Teske die Stimme zu verweigern. In den
       Kommertarspalten tobt dann Streit: Einige greifen Stöber an, weil dieser
       mitten im Wahlkampf Streit öffentlich austrägt, andere regen sich über den
       von Höcke beförderten „Mandatstourismus“ auf.
       
       Höckes Vorstand war zuletzt mit einer [4][Unterlassungserklärung nach
       öffentlicher Kritik von Stöber] gegen diesen vorgegangen. Sie warfen Stöber
       „ehrabschneidende Diffamierungen“ und „öffentliche Sabotage“ des Wahlkampfs
       vor und forderten ihn auf, seinen Post zu löschen – unter Androhung von
       „Parteiordnungsmaßnahmen bis hin zum Ausschluss aus der Partei“.
       
       Stöbers auch damals bei Facebook gepostete Kritik ist bis heute online.
       Rechtliche Schritte hatte auch Stöber seinerseits dem Landesvorstand
       angedroht. Beide Seiten hatten sich wegen der umstrittenen
       Kandidatenaufstellung im Wartburgkreis gegenseitig mit Gerichtsverfahren
       überzogen.
       
       Eine Reaktion auf Stöbers neuerliche Provokation dürfte nicht allzu lange
       auf sich warten lassen. Eine taz-Anfrage dazu an den Landesvorstand um
       Höcke blieb allerdings zunächst unbeantwortet.
       
       23 Jul 2024
       
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