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       # taz.de -- Wahlgesetze in Bosnien und Herzegowina: Dodik in Bedrängnis
       
       > Der Präsident der serbischen Teilrepublik, Milorad Dodik, wollte mit
       > einem eigenen Wahlgesetz Fakten schaffen. Jetzt stoppt ihn das
       > Verfassungsgericht.
       
   IMG Bild: Dämpfer vom Verfassungsgericht: Der Präsident der Republika Srpska Milorad Dodik
       
       Split taz | Noch muss sich der mit Putin sympathisierende Milorad Dodik
       nach der Decke strecken. Das Verfassungsgericht von Bosnien und Herzegowina
       hat am 24. Juli das Wahlgesetz vorübergehend außer Kraft gesetzt, das Dodik
       als Präsident der serbischen Entität in Bosnien und Herzegowina im April
       von der Nationalversammlung der Republika Srpska verabschieden ließ. Er
       hatte damit Fakten schaffen wollen. Doch bisher hat ihm unter anderem die
       Mission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)
       widersprochen. Und das wird sich wohl in nächster Zeit auch nicht ändern.
       
       Das bosnische Verfassungsgericht erklärte, das neue Wahlgesetz der Entität
       regele Fragen, die bereits durch [1][das Wahlgesetz Bosniens] geregelt
       seien, und übertrage die Zuständigkeiten der Zentralen Wahlkommission von
       Bosnien auf die untergeordnete Entitätskommission, wodurch gleichzeitig
       einige Bestimmungen des Wahlgesetzes auf staatlicher Ebene für ungültig
       erklärt würden.
       
       Kritisch äußerten sich der amtierende OSZE-Vorsitzende Ian Borg und
       Generalsekretärin Helga Maria Schmid gegenüber Dodiks Wahlgesetz. Die
       Etablierung von Parallelstrukturen, die die allgemeine Sicherheit und
       Stabilität des Landes untergraben, verstoße gegen die verfassungsmäßige
       Ordnung Bosniens.
       
       In der Entscheidung des Gerichts vom 24. Juli hieß es, es müsse die Frage
       klären, ob die Nationalversammlung der Republika Srpska die Befugnis habe,
       Bereiche, die in Bosnien bereits auf staatlicher Ebene geregelt sind,
       anders zu regulieren. Das Gericht erklärte, dass die Umsetzung des
       Wahlgesetzes der Republika Srpska vor den diesjährigen Wahlen „die Rolle
       der Zentralen Wahlkommission von Bosnien und Herzegowina ernsthaft
       untergraben würde“.
       
       ## Kommunalwahl im Oktober
       
       Es fügte hinzu, dass die Umsetzung des Gesetzes vor den bevorstehenden
       Kommunalwahlen „dem demokratischen Wahlprozess und der Rechtsstabilität
       irreparablen Schaden zufügen und die Legitimität des Wahlprozesses
       gefährden könnte“. Das Gericht ist der Ansicht, dass die Wahlordnung einen
       der Schlüsselbereiche für die Gewährleistung freier, fairer und
       transparenter Wahlen darstellt, die den Willen der Bürger widerspiegeln.
       Bosnien bereitet sich derzeit auf die Kommunalwahlen am 6. Oktober vor.
       
       Im Klartext: Im jetzt gültigen Wahlgesetz für ganz Bosnien und Herzegowina
       sind nach den Erfahrungen der letzten Wahlen Sicherungen gegen Wahlbetrug
       eingebaut, die vor allem nach den offensichtlichen Fälschungen bei den
       letzten Präsidentschaftswahlen zugunsten Dodiks auch den Hohen
       Repräsentanten Christian Schmidt auf den Plan riefen. Schmidt setzte durch,
       dass die Wahlen im Oktober transparent und kontrolliert ablaufen können.
       
       Doch noch sind einige Türen für Dodik offen. Die einstweilige Maßnahme, so
       die Entscheidung des Gerichts, greife der endgültigen Entscheidung über die
       Verfassungsmäßigkeit der Gesetze in der serbischen Entität nicht vor. In
       einer endgültigen Entscheidung könnte sich alles wieder ändern.
       
       [2][Dodik] versucht nun, die unabhängigen ausländischen Mitglieder des
       Verfassungsgerichts zu diffamieren und loszuwerden. „Ausländer wollen den
       Vertrag von Dayton zerstören“, erklärte er gerade. Und ließ seine wahren
       Absichten erkennen: Wälder und Bodenschätze im staatlichen Besitz unter
       seine Kontrolle zu bekommen. „Die Ausländer wollten den Staatsbesitz
       Sarajevo zuschanzen“, erklärte er.
       
       26 Jul 2024
       
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