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       # taz.de -- Hochstaplerprozess in Duisburg: Titelpfuscher bekommt Bewährung
       
       > Jahrelang hat ein falscher Doktor und Professor für die
       > NRW-Landesregierung gearbeitet. Nun hat ihn das Amtsgericht Duisburg
       > wegen Betrugs verurteilt.
       
   IMG Bild: Der Angeklagte (r.) mit seinem Anwalt vor dem Amtsgericht Duisburg, das ihm eine „ganz ordentliche Portion Narzissmus“ attestierte
       
       Duisburg dpa/taz | Ein Hochstapler, der jahrelang auch die
       nordrhein-westfälische Landesregierung in Islamfragen beraten hat, ist
       wegen Betrugs zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die
       Richter am Amtsgericht Duisburg zeigten sich am Freitag überzeugt, dass er
       Urkunden gefälscht, betrogen und unbefugt akademische Titel genutzt hat.
       
       Der 48-jährige Ahmet Ü. hatte die Vorwürfe weitgehend eingeräumt. Als
       vermeintlicher Professor und Doktor hatte er Karriere im
       NRW-Schulministerium und in der Wissenschaft gemacht – dabei hatte er
       tatsächlich [1][keinen einzigen Abschluss an der Hochschule bestanden].
       
       „Ich glaube, da ist eine ganz ordentliche Portion Narzissmus bei Ihnen mit
       dabei“, sagte die Vorsitzende Richterin in der Urteilsbegründung zu dem
       vermeintlichen Professor. „Sie haben es genossen, dass Sie so angesprochen
       werden.“
       
       Das Urteil folgte in weiten Teilen dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Der
       Verteidiger des 48-Jährigen hatte eine deutlich kürzere Bewährungsstrafe
       gefordert und betont, sein Mandant sei kein kalkulierender Hochstapler
       gewesen. Die Behörden hätten es ihm zu leicht gemacht und nicht richtig auf
       die Qualifikationen geguckt, kritisierte er.
       
       Der 48-Jährige war als vermeintlicher Professor durchaus erfolgreich. Er
       bekam Preise und war ein gefragter Redner und Interviewpartner zu Fragen
       der Integration. Er nahm auch an Diskussionsveranstaltungen etwa mit dem
       früheren Bundespräsidenten Christian Wulff teil und beriet schließlich
       direkt Minister der NRW-Landesregierung – etwa in heiklen Fragen des
       islamischen Religionsunterrichts.
       
       2021 flog der ganze Schwindel auf. Nachdem die [2][Welt den Skandal
       enthüllt] hatte, beendete das Land NRW öffentlichkeitswirksam die
       Zusammenarbeit. Es gebe „begründete Zweifel in Bezug auf die akademische
       Laufbahn“, schrieb die Landesregierung damals zur Begründung. Außerdem
       erstattete das Land Anzeige.
       
       Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
       
       26 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Betrugsprozess-in-Duisburg/!6023279
   DIR [2] https://www.welt.de/politik/deutschland/plus232108439/Islamexperte-mit-dubiosen-Titeln-beriet-das-Schulministerium-NRW.html
       
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