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       # taz.de -- Datingshow „Love is Blind: UK“: Suche der Normschönen
       
       > Die erste Staffel „Love is Blind: UK“ funktioniert genauso gut wie das
       > US-Original. Der Erfolg der Reality-Serie geht weiter.
       
   IMG Bild: Im britischen Ableger des US-Erfolgs „Love is Blind“ führen die Teilnehmenden auch ernste Gespräche
       
       Liebe auf den ersten Blick ist out. Stattdessen verliebt man sich jetzt,
       ohne die andere Person zu sehen, wie in „Love is Blind“. Die
       Erfolgsrealityserie aus den USA, die schon Ablegerinnen in mehreren Ländern
       gefunden hat, ist jetzt auch in England angekommen. Das Konzept bleibt das
       Gleiche.
       
       „Love is Blind“ funktioniert so: 15 Männer und 15 Frauen (denn in der Show
       sind alle Heteros) daten sich in sogenannten Pods. Das ist ein kleiner
       Raum, der durch eine dünne Wand von einem weiteren Raum getrennt ist. So
       können sich je zwei Kandidat_innen kennenlernen, hören einander, aber sehen
       sich eben nicht.
       
       Wenn sie sich verlieben, beendet ein Heiratsantrag die blinde Phase. Nimmt
       die Frau (ja, es ist immer die Frau) den an, dürfen sich die Verlobten zum
       ersten Mal sehen. Danach verbringen sie mit allen anderen Paaren Zeit in
       einem Urlaubsressort, wohnen eine Weile in einem Haus zusammen und müssen
       dann nach vier Wochen entscheiden, ob sie heiraten wollen oder nicht. So
       weit, so irrsinnig.
       
       Nicht so ganz überraschenderweise sind alle Teilnehmer_innen natürlich
       absolut normschön, wie bei jeder Realityshow. Eine richtige Fallhöhe gibt
       es also nicht. Trotzdem empfinden die Kandidat_innen es als total
       bedeutungsvoll, nicht aufgrund von oberflächlichen Kriterien zu
       entscheiden, wen sie denn weiter daten wollen. In erschreckend kurzer Zeit,
       hört man L-Bomben, das erste „Ich liebe dich“ (!), durch die Wand.
       Überraschend ist dabei, dass das nicht gescriptet wirkt. Denn die
       Date-Gespräche sind meist verblüffend ernst.
       
       ## Ernste Gespräche für die Liebe des Lebens
       
       Fast wie in einer freudianischen Therapie auf einem Sofa ins Leere
       monologisierend, reden die Verliebten auf beiden Seiten über verstorbene
       Verwandte, Traumata, Ängste, Wünsche und so weiter. Überhaupt kann man
       beobachten, wie enttabuisiert Gespräche über mentale Gesundheit
       mittlerweile sind.
       
       Oder wie normal es selbst im oft machohaften Reality-TV ist, dass weinende
       Männer von anderen Männern getröstet werden. Bleibt nur zu hoffen, dass
       dieses emotionale Auf und Ab keine Wunden hinterlässt, die es dann in einer
       echten Therapie zu heilen gilt.
       
       9 Aug 2024
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Valérie Catil
       
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