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       # taz.de -- Heimliche Wohnungsdurchsuchungen: Finger weg!
       
       > Die Pläne von Innenministerin Faeser bedeuten einen Tabubruch. Die
       > eigenen vier Wände sind ein Ort geschützter Privatheit – und das muss so
       > bleiben.
       
   IMG Bild: Die eigene Wohnung soll ein Ort geschützter Privatheit bleiben
       
       Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause: Der Sessel scheint nicht genau
       da zu stehen, wo er immer steht. Und die Zahnbürste liegt links vom
       Zahnputzbecher statt wie üblich rechts davon. War da etwa jemand in der
       Wohnung? Bisher konnte man ausschließen, dass die Polizei heimlich die
       Wohnung durchsucht hat, denn das darf sie bisher nicht.
       
       Die Hausdurchsuchung ist eine offene Maßnahme. Und wenn der Wohnungsinhaber
       zufällig abwesend ist, muss zumindest ein Angehöriger, Freund oder Nachbar
       hinzugezogen werden – dies gilt schon seit Jahrzehnten. Doch
       SPD-Innenministerin Nancy Faeser will sie nun aufweichen. Zur Abwehr von
       internationalen terroristischen Anschlägen [1][soll das BKA Wohnungen auch
       heimlich durchsuchen können]. Und es soll einbrechen können, um
       Spähsoftware – so genannte Staatstrojaner – auf Computern oder Smartphones
       installieren zu können.
       
       Auch wenn die Maßnahme (zunächst) auf potenzielle internationale
       Terroristen beschränkt ist – in der Praxis vor allem also auf Islamisten –,
       so handelt es sich doch um einen Tabubruch. [2][Angesichts der Vielzahl der
       Polizeigesetze] hat ohnehin kaum jemand einen Überblick, welche
       Sicherheitsbehörde unter welchen Voraussetzungen welche Befugnisse hat. Da
       ist ein echtes Tabu wie das Verbot der heimlichen Wohnungsdurchsuchung
       besonders wichtig. Die eigenen vier Wände sollen so weit wie möglich ein
       Ort geschützter Privatheit bleiben.
       
       Der Nutzen, den sich die Polizei von heimlichen Durchsuchungen und
       heimlichen Ausspähungen der Computer verspricht, lässt sich meist nicht
       realisieren. Die umstrittensten Polizeimethoden sind oft diejenigen, die
       auch am seltensten angewandt werden. Über den Einsatz von Staatstrojanern
       wurde viel und kontrovers diskutiert: Lange Zeit hatte die Polizei aber nur
       die theoretische Befugnis und konnte sie technisch mangels geeigneter
       Software gar nicht umsetzen. Deshalb gilt auch bei den aktuellen
       Vorschlägen von Nancy Faeser: Finger weg! Der polizeiliche Nutzen ist die
       Verunsicherung der Bürger nicht wert.
       
       13 Aug 2024
       
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