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       # taz.de -- Nach starken Regenfällen in Indien: Verheerende Erdrutsche in Kerala
       
       > Über 160 Menschen sterben im südindischen Kerala an den Folgen
       > sintflutartiger Regenfälle. Die Armee ist im Einsatz, Bergungsarbeiten
       > laufen weiter.
       
   IMG Bild: Wayanad in der indischen Provinz Kerala am Mittwoch: Trostversuch nach dem Verlust des eigenen Zuhauses
       
       Mumbai taz | Die Regenzeit in Südasien bringt Leben, aber auch Zerstörung
       durch Überschwemmungen und Erdrutsche hervor. In diesem Jahr trifft es den
       südindischen Bundesstaat Kerala besonders hart. Nach tagelangen heftigen
       Regenfällen ereigneten sich am Dienstagmorgen innerhalb von vier Stunden
       [1][mehrere Erdrutsche], die in der ländlichen Region Wayanad eine Spur der
       Verwüstung hinterließen.
       
       Erdmassen und Felsbrocken lösten sich von den Hängen und überraschten die
       Menschen im Schlaf. Der aufgeweichte Boden wurde zum tödlichen Verhängnis:
       Bäume, Fahrzeuge, Menschen und Tiere wurden mitgerissen, Häuser geflutet.
       Mindestens 163 Menschen starben laut Medienberichten, mehr als 180 wurden
       verletzt, ihre Identität ist oft ungeklärt. Hunderte gelten als vermisst.
       
       Besonders betroffen sind Familien, die auf Tee- und Kardamomplantagen
       leben. Einsatzkräfte evakuierten bei teils stürmischem Wetter mehr als
       1.000 Menschen. In der Moschee von Mundakkai fanden die Geretteten Zuflucht
       und Versorgung, wie die indische Armee mitteilte. Das Südkommando der
       indischen Luftwaffe unterstützt die Such- und Rettungsarbeiten in den
       Erdrutschgebieten, auch die Marine ist im Einsatz. Mit Seilen und
       Behelfsbrücken brachten sie Menschen in Sicherheit.
       
       Abgelegene Siedlungen sind jedoch schwer zu erreichen, Zufahrtswege sind
       blockiert. Schlechtes Wetter erschwert die Rettungsarbeiten. Am Mittwoch
       hat der Regen zwar etwas nachgelassen, Entwarnung kann aber noch nicht
       gegeben werden, es werden weitere Regenfälle erwartet. Die Rettungskräfte
       suchen unterdessen weiter nach möglichen Überlebenden unter eingestürzten
       Dächern und Trümmern.
       
       ## Modi verspricht Hinterbliebenen Hilfszahlungen
       
       In der Landeshauptstadt Thiruvananthapuram weht die Nationalflagge auf
       Halbmast. Keralas Ministerpräsident Pinarayi Vijayan (CPI-M) rief eine
       zweitägige Staatstrauer aus. „Das ist eine der schlimmsten
       Naturkatastrophen, die Kerala je erlebt hat“, sagte er am Dienstag. „Es gab
       extrem starke Regenfälle. Ein ganzes Gebiet wurde verwüstet“, so Vijayan.
       Die Schäden an Häusern und Existenzen seien „immens“.
       
       Hilfslager wie provisorische Krankenhäuser wurden eingerichtet, Trinkwasser
       und Lebensmittel ins Katastrophengebiet gebracht. Unterstützung kommt auch
       aus dem Nachbarstaat Tamil Nadu.
       
       Premierminister Narendra Modi (BJP) sicherte der Regierung von Kerala Hilfe
       zu. Außerdem versprach er Hinterbliebenen Hilfszahlungen von umgerechnet
       2.200 Euro. Kritiker:innen sagen, dass Südindien von der BJP-geführten
       Zentralregierung oft vernachlässigt wird, da die dortigen Bundesstaaten
       [2][in Opposition zur Zentralregierung] stehen. Doch hier reagierte Delhi
       schnell. Wayanad, dessen natürliche Schönheit jedes Jahr Millionen von
       Tourist:innen anzieht, ist seit 2019 der Wahlkreis des
       Oppositionsführers Rahul Gandhi von der Kongresspartei.
       
       Die Verwüstung sei herzzerreißend, sagte Gandhi und erklärte, er habe im
       Parlament Unterstützung gefordert. Seine geplante Reise nach Wayanad wurde
       zunächst aufgrund der schlechten Wetterbedingungen verschoben.
       
       Die Abholzung von Waldflächen für den Plantagenanbau könnte zur
       Verschärfung der Auswirkungen beigetragen haben, warnen Experten. In den
       westlichen Ghat-Regionen, die früher dicht bewaldet waren, gäbe es jetzt
       meist Plantagen, die kommerziell rentabler seien, äußerte sich ein früher
       Mitarbeiter des Ministeriums für Geo- und Klimawissenschaft in Kerala. Der
       Ökologe Madhav Gadgil schließt nicht aus, dass die Katastrophe in Wayanad
       von Menschen verursacht wurde.
       
       Der BJP-Abgeordnete Tejasvi Surya hingegen [3][macht den illegalen Bergbau
       für die Erdrutsche in Wayanad in Kerala verantwortlich]. Während der
       Regenzeit sind Naturkatastrophen in Indien nicht selten: [4][2018 kamen in
       Kerala bei schweren Überschwemmungen etwa 400 Menschen ums Leben].
       
       31 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Erdrutsche-in-Indien/!6027269
   DIR [2] /Parlamentswahlen-in-Indien/!6003697
   DIR [3] https://timesofindia.indiatimes.com/city/thiruvananthapuram/wayanad-landslide-news-live-updates-hundreds-feared-trapped-govt-launches-massive-rescue-operation/liveblog/112122036.cms
   DIR [4] /Flutkatastrophe-in-Indien/!5525811
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Natalie Mayroth
       
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