URI: 
       # taz.de -- Angriff auf DGB-Stand in Dresden: Flyerverteiler muss ins Krankenhaus
       
       > In Dresden prügeln drei Männer einen 23-Jährigen krankenhausreif.
       > Sachsens Justizministerin warnt vor der Rückkehr der
       > „Baseballschlägerjahre“.
       
   IMG Bild: Keine Woche vergehe ohne Meldung von Angriffen auf demokratisch Engagierte in Sachsen, klagt Justizministerin Meier
       
       Leipzig taz | Drei Männer haben einen 23-jährigen Infostandbetreuer des
       Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit Schlägen so verletzt, dass er im
       Krankenhaus behandelt werden musste. Er hatte am Donnerstag in der Dresdner
       Innenstadt Flyer verteilt, als es zu der Auseinandersetzung kam. Während
       die drei Männer auf den Gewerkschafter einprügelten, beleidigte ihn zudem
       eine Frau. Die Polizei nahm alle vier in Gewahrsam. Der Vorsitzende des DGB
       Sachsen forderte harte Strafen. Es war nicht der einzige Übergriff in
       Dresden auf politisch Aktive in der vergangenen Woche.
       
       Was der Auslöser für den Angriff auf den DGB-Mitarbeiter war, ist laut
       Polizei bislang unklar. [1][Allerdings sei ein rassistisches Motiv nicht
       auszuschließen]. Der Angegriffene habe „dunkle Hautfarbe“, wie die
       Polizeidirektion Dresden der taz mitteilte. Mehrere Passant:innen waren
       dem Angegriffenen zur Hilfe geeilt und hatten die Polizei informiert.
       
       Gegen die drei Männer im Alter zwischen 35 und 37 Jahren sowie gegen die
       37-jährige Frau ermittle nun der Staatsschutz wegen gefährlicher
       Körperverletzung. Der Vorsitzende des DGB Sachsen, Markus Schlimbach, sagte
       zu dem Angriff: „Junge Menschen tätlich anzugreifen, die sich an einem
       Infostand für mehr Mitbestimmung und Solidarität einsetzen, ist erbärmlich
       und muss hart bestraft werden“.
       
       Er erwarte von den demokratischen Parteien in Sachsen, dass sie sich klar
       gegen Rechtsextreme und Demokratiefeinde positionieren, forderte
       Schlimbach. Besonders jetzt, vor der Landtagswahl in Sachsen am 1.
       September, sei das geboten. Wer sich nicht klar abgrenze, lege Axt an das
       friedliche Zusammenleben in Sachsen.
       
       ## Linke mit Machete bedroht
       
       Gewalt werde derzeit immer häufiger Mittel der Auseinandersetzung, so
       Sachsens DGB-Chef. Das Ziel dahinter sei, die Zivilgesellschaft
       einzuschüchtern. Das zeigten laut Schlimbach auch die „vielen Angriffe auf
       Wahlkämpfende“.
       
       Einen Tag zuvor bedrohte am Mittwoch ein 69-Jähriger ein Wahlkampfteam der
       Linkspartei in Dohna mit einer Machete. Die Wahlkämpfer:innen hatten in
       dem Ort etwa 20 Kilometer südlich von Dresden Werbematerial verteilt. Der
       Mann habe erst unter der Androhung von Gewalt gefordert, sie sollten sich
       entfernen. Danach habe er sie mit der Machete verfolgt, die
       Wahlhelfer:innen flohen daraufhin.
       
       Die Polizei hat den mutmaßlichen Täter bereits identifiziert. Er sei nicht
       vorbestraft und geständig: Weil ihn der Lärm auf der Straße gestört habe,
       sei er mit der Waffe auf die Wahlhelfer:innen zugegangen. Laut Polizei
       wurde das „Schwert“ sichergestellt, die Ermittlungen wegen Nötigung dauern
       an.
       
       ## Angriffe in Sachsen
       
       Dass es wiederholt im Freistaat Sachsen zu Angriffen auf politisch
       Engagierte kam, hält die [2][Linkenvorsitzende Janine Wissler] für
       inakzeptabel. „Wenn Menschen um Leben und Gesundheit fürchten müssen, weil
       sie Wahlkampfzettel verteilen, ist ein freier Wahlkampf kaum noch möglich“,
       empörte sie sich. Genau das sei die Strategie der Rechten. Wissler
       forderte, die Innenminister sollten „die rechte Szene entwaffnen und
       rechtsradikale Netzwerke zerschlagen“.
       
       Die Sächsische Justizministerin Katja Meier (Grüne) warnt davor, dass das
       Bundesland in „die [3][dunkle Zeit der Baseballschlägerjahre]“ zurückfallen
       könnte, als in den 1990er Jahren Gewalt durch Neonazis und Rechtsextreme
       wortwörtlich zum Alltag gehörten. Aktuell „vergeht leider keine Woche mehr
       ohne Meldungen von Angriffen oder Bedrohungen gegen demokratisch Engagierte
       in Sachsen“, mahnte Meier, die auch als Spitzenkandidatin für die Grünen
       zur Landtagswahl am 1. September antritt.
       
       So wurde beispielsweise in der vergangenen Woche ein Wahlkampfteam der
       Piratenpartei in Dresden bedroht – mutmaßlich von Mitgliedern der
       sogenannten „Elblandrevolte“, [4][wie die Sächsische Zeitung berichtete.]
       Die rechtsextreme Gruppe war im Mai bekannt geworden, nachdem Mitglieder
       [5][den Spitzenkandidaten der SPD Matthias Ecke beim Plakatehängen]
       angegriffen und verletzt hatten.
       
       Die sächsische SPD äußerte sich ebenfalls zu den aktuellen Übergriffen. In
       einer gemeinsamen Erklärung teilten die Landesvorsitzenden Kathrin Michel
       und Henning Homann mit: „Wir unterstützen unsere politischen Mitbewerber in
       ihrer Forderung nach einer klaren und entschiedenen Reaktion des
       Rechtsstaats.“ In den vergangenen Monaten habe sich gezeigt, dass „es
       schnelle Ermittlungen und zeitnahe Gerichturteile braucht.“ Der Rechtsstaat
       dürfe keinen Zweifel daran lassen, dass er die Demokratie verteidige.
       
       2 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rassistischer-Angriff-in-Sachsen/!6006757
   DIR [2] /Janine-Wissler-ueber-Zukunft-ihrer-Partei/!5945082
   DIR [3] /Baseballschlaegerjahre-in-Ostdeutschland/!5642847
   DIR [4] https://www.saechsische.de/dresden/lokales/elblandrevolte-piraten-dresden-6027279-plus.html
   DIR [5] /Nach-Angriff-auf-Politiker-in-Dresden/!6005923
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Muschenich
       
       ## TAGS
       
   DIR Katja Meier
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Die Linke
   DIR SPD
   DIR Bündnis 90/Die Grünen
   DIR Schwerpunkt Landtagswahl Sachsen 2024
   DIR DGB
   DIR Wahlen in Ostdeutschland 2024
   DIR Die Linke
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
   DIR Schwerpunkt AfD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Wahl in Brandenburg, Sachsen, Thüringen: Wieder gibt es Hass im Wahlkampf
       
       In den Landtagswahlkämpfen kommt es zu Bedrohungen der Wahlkämpfenden. Das
       Kulturbüro Sachsen fordert schnellere Anklagen.
       
   DIR Kontroverse im sächsischen Wahlkampf: Danke, aber bitte so nicht
       
       Campact unterstützt vier Direktkandidat:innen von Linken und Grünen in
       Sachsen. Drei von ihnen haben das Geld des Kampagnenvereins abgelehnt.
       Warum?
       
   DIR Neonazis feiern Sonnenwende: Hitlerjugend reloaded
       
       Die „Jungen Nationalisten“ werden in Niedersachsen aktiver. Selbst Kinder
       werden indoktriniert – wie am Wochenende bei einer Sonnenwendfeier in
       Eschede.
       
   DIR Rechtsextreme Attacke auf SPD-Politiker: Sehr jung und extrem rechts
       
       Ein 17-Jähriger, der den SPD-Politiker Ecke attackiert haben soll, gehört
       wohl zur rechtsextremen „Elblandrevolte“. Solche Gruppen sprechen Teenager
       an.
       
   DIR Wahlen in Sachsen: Im Wahljahr drohen rechte Allianzen
       
       In Sachsen vernetzen sich rechte Gruppen weiter, warnt das Kulturbüro. Auch
       der mutmaßliche Angreifer auf SPD-Mann Ecke soll bei einer aktiv sein.