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       # taz.de -- Podcast zum Hitler-Attentat: Omas Koffer mit Erinnerungen
       
       > War die Oma am Hitler-Attentat beteiligt? Ein neuer Podcast des
       > Bayerischen Rundfunks spürt der unglaubwürdigen Geschichte nach.
       
   IMG Bild: Der deutsche Offizier und spätere Widerstandskämpfer von Stauffenberg in einer Aufnahme aus den frühen 1930er Jahren
       
       Am Anfang hört man die Stimme einer alten Frau. Es ist die Großmutter des
       Journalisten Thies Marsen. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 erzählte sie immer
       wieder, sie habe die Ledertasche besorgt, in der die Bombe transportiert
       worden sein soll. [1][Die Bombe, die Hitler am 20. Juli 1944 töten sollte.]
       
       „Eine ziemlich unglaubwürdige Geschichte. Ich habe versucht, ihr
       nachzugehen“, berichtet Marsen, der sich seit vielen Jahren als Journalist
       im Bayerischen Rundfunk auch mit dem Thema Erinnerungskultur beschäftigt
       hat.
       
       In vier knapp 30-minütigen Folgen beschreibt der Podcast „Omas Tasche und
       das Hitler-Attentat“ die verschlungenen Wege seiner Recherche. Zunächst
       scheinen sich Omas Erzählungen als Legende zu erweisen. Am Ende kommt
       Marsen zu dem Schluss, dass sie wohl doch mehr Realitätsgehalt hatten. So
       gelang ihm der Nachweis, dass seine Großeltern in engem Kontakt zu einigen
       der Verschwörer vom 20. Juli 1944 standen.
       
       Doch damit werden sie nicht etwa zu vorbildlichen Antifaschisten. Marsen
       findet durch seine intensive Recherche auch Belege, dass sein Großvater an
       Kriegsverbrechen auf dem Balkan und auf Kreta beteiligt war. Damit
       unterschied sich Marsens Großvater übrigens nicht von vielen der Militärs,
       die an dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli beteiligt waren.
       
       ## Gegen die deutsche Opfererzählung
       
       Marsen reflektiert in dem Podcast mehrmals seine Rolle als
       antifaschistischer Journalist, der sich gegen deutsche Opfererzählungen
       positioniert. Er konnte die Geschichte erst nach dem Tod seiner Großmutter
       veröffentlichen, die er liebte, obwohl sie immer wieder „komische
       Geschichten über Juden“ erzählte.
       
       Weil Marsen diese Widersprüche benennt, ist der Podcast ein gelungener
       Beitrag 80 Jahre nach dem Attentatsversuch. Nicht nur Marsens
       Familiengeschichte, auch die Geschichte des bedeutendsten Umsturzversuchs
       im Nationalsozialismus wird ohne Heldenmythos erzählt.
       
       „Omas Tasche und das Hitler-Attentat“, vier Folgen von Bayern 2, bei allen
       bekannten Podcatchern
       
       16 Aug 2024
       
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   DIR Peter Nowak
       
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