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       # taz.de -- BVB-Fans gegen Rheinmetall: Nicht fürs Sterben werben
       
       > Ein Fan-Bündnis bei Borussia Dortmund hat vor dem ersten Spieltag
       > Proteste gegen Sponsor Rheinmetall angekündigt. Wer hat den längeren
       > Atem?
       
   IMG Bild: „Mit dem Fußball zum Saubermann-Image?“ Fan-Protest beim Champions League-Finale
       
       Bisher ist vom [1][Rheinmetall-Sponsoring] nicht viel zu sehen. Auf der
       BVB-Website findet sich das Logo des Rüstungsunternehmens, beim letzten
       Testspiel lief der Werbespruch über die Banden. Es gibt aber keine
       Trikotwerbung, kein Hauptsponsoring. Dabei sollen für die drei Jahre
       Partnerschaft 20 Millionen Euro fließen. Offiziell ist die Waffenfirma als
       „Champion Partner“ des BVB klassifiziert, liegt aber in puncto Geldsumme
       deutlich höher als Sponsoren der gleichen Kategorie wie Sparda-Bank oder
       GLS. Doch auch, wenn man noch nicht so viel sieht: Borussia Dortmund wird
       zum Start der Männer-Bundesliga massenhafte Proteste erleben.
       
       Drei Tage vor dem Champions-League-Finale, immerhin dem wichtigsten Spiel
       der letzten elf Jahre, ging die Meldung vom Rheinmetall-Sponsoring durch
       die Medien. Viele Menschen haben sich darüber aufgeregt, egal ob
       fußballverrückt oder nicht. Selbst Wirtschaftsminister Robert Habeck
       bewegte sie zu einer Stellungnahme. Doch anders als der Grünenpolitiker,
       der die Zusammenarbeit verteidigt hat, [2][haben sehr viele die Problematik
       erkannt] und auch Sympathien für den Verein verloren. Das wurde bewusst
       einkalkuliert von Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der den
       Deal öffentlich verkündete. Die Reaktion der Fans folgte umgehend: Es gab
       eine spontane Demo und ein Transparent gegen Sportswashing im
       Champions-League-Finale. Doch für eine Firma, die Profite mit Krieg macht,
       ist schlechte Publicity wohl besser als gar keine. Also was tun?
       
       Zum ersten Spieltag gegen Frankfurt haben fast 90 Fangruppierungen zu
       Protesten im eigenen Stadion aufgerufen. Unter dem Motto „Wir lassen uns
       nicht vor euren Karren spannen – Borussia ohne Rheinmetall“ werden die Fans
       zu Beginn der zweiten Hälfte ihren Unmut kundtun. Zu den Protesten
       aufgerufen hat ein breites Spektrum bis hin zu den „Desperados“, die immer
       mal wieder durch rechtsradikale Gesinnung ihrer Mitglieder auffallen, oder
       „The Unity“, Ultras, die den Spieler August Lenz in ihr Logo und Fahnen
       integriert haben, der NSDAP- und SA-Mitglied war.
       
       Nicht alle Fans sind aus einer linken, pazifistischen Perspektive gegen
       Rheinmetall. Genau wie nicht alle Ultras aus einer linken,
       antikapitalistischen Perspektive [3][gegen den Investoreneinstieg in der
       Männer-Bundesliga] waren. Wie der Protest konkret aussehen wird, bleibt
       abzuwarten. Ebenso fraglich, ob alle Fans an einem Strang ziehen.
       
       ## Investorenproteste als Vorbild
       
       Das Worst-case-Szenario ginge noch eine Stufe weiter. Die Verträge mit den
       Hauptsponsoren 1&1 und Evonik laufen nächstes Jahr aus, und noch ist keine
       Tendenz absehbar, wer ab der Saison 2025/26 auf dem Dortmunder Trikot
       abgebildet sein wird. Früher oder später könnte auch das Kriegsunternehmen
       als Kandidat genannt werden. Ein Werben fürs Sterben in der Bundesliga und
       Champions League?
       
       [4][Der Protest kann erfolgreich sein], wenn er hartnäckig ist, wie die
       letzte Saison zeigte. Denn die langen Proteste vieler Ultra- und Fangruppen
       gegen einen Investoreneinstieg bei der DFL führten dazu, dass die DFL das
       Projekt abblies. Besonders frustriert war damals Watzke, der bei der DFL
       Aufsichtsratschef ist. Weitaus wichtiger als die Art des Protests war die
       Unnachgiebigkeit der Beteiligten. Denn die Aktionen in den Stadien waren
       simpel, erst gab es zahlreiche Stimmungsboykotts, danach dominierten durch
       Tennisbälle erzwungene Spielabbrüche wochenlang die Spieltage.
       
       Die Argumentationsgrundlage damals war klar, durch Investoreneinstieg wurde
       eine weitere Zerstückelung des Spieltags befürchtet, ungünstige
       Anstoßzeiten für die Fans und die Austragung des Supercups oder
       Pokalendspiels etwa in Saudi-Arabien. Die Befürwortenden des
       Investoreneinstiegs konnten nie transparent und glaubwürdig die Kritik
       widerlegen. Auch im aktuellen Fall liegen die Argumente der Fans auf dem
       Tisch. Entscheidend dürfte sein, wie energisch der Protest ausfällt – und
       wer am Ende den längeren Atem behält.
       
       22 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Fridolin Haagen
       
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