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       # taz.de -- Nouripours Abgesang auf die Ampel: Richtiger Zeitpunkt
       
       > Nouripour hat die Ampel lange verteidigt. Dass nun auch er resigniert
       > hat, kommt zur rechten Zeit. Die Distanzierung von der FDP muss jetzt
       > sein.
       
   IMG Bild: Omid Nouripour beim Sommerinterview der ARD in Berlin: Er hält die Ampel für eine „Übergangsregierung“
       
       Jetzt ist die Lage wirklich ernst. Seit seinem Amtsantritt war Grünen-Chef
       Omid Nouripour in erster Linie damit aufgefallen, den Frieden innerhalb der
       Koalition zu beschwören. Konstruktiv zusammenarbeiten, die Erfolge feiern
       und den [1][Streit] nicht nach außen tragen: Das war sein Mantra.
       
       Ein Jahr vor der Bundestagswahl hat jetzt aber selbst er resigniert. Die
       Ampel sei nur eine „Übergangsregierung“, sagte er am Sonntag im
       [2][ARD-Sommerinterview]. Von nun an gehe es für die Grünen stärker um
       „Unterscheidbarkeiten“ von den Koalitionspartnern.
       
       Richtig so. In einer Regierung gibt es zwar die kommunikative
       Notwendigkeit, die eigene Arbeit nicht noch schlechter zu reden, als sie
       ist. Die niedrigen Zustimmungswerte für die Ampel sind nicht nur, aber auch
       durch ihre miese Außendarstellung zu erklären. Je näher die Bundestagswahl
       2025 rückt, desto dringlicher wird für die Grünen aber eben eine zweite,
       gegenläufige Notwendigkeit: sich speziell von der FDP und deren
       haushaltspolitischen Blockaden abzugrenzen.
       
       ## Grüne Projekte sind mit der FDP nicht umsetzbar
       
       Im Wahlkampf wird die Mitte-links-Partei mit allerhand Großprojekten
       werben, die Geld kosten: Transformation hin zur Klimaneutralität,
       Ertüchtigung der Infrastruktur, Sicherheit nach innen und außen – und das
       alles nach Möglichkeit sozial gerecht. Um glaubwürdig zu vermitteln, dass
       sie das in den nächsten Jahren zustande bringen würden, müssen die Grünen
       aber gleichzeitig erklären, warum ihnen bislang so wenig gelang.
       
       Sie müssen die Frage der Investitionen zuspitzen und zum richtigen Moment
       vom einen Modus („Die Ampel ist besser als ihr Ruf“) auf den anderen („Mit
       der FDP ist das Notwendige nicht machbar“) umschalten. Das Risiko, wenn sie
       den Schritt zu spät gehen: Den Kurswechsel nimmt ihnen keiner mehr ab. Das
       Risiko, wenn sie den Schritt zu früh wagen: [3][Arbeitsklima und Image der
       Ampel] werden weiter beschädigt. Bei Letzterem ist nach unten aber ohnehin
       nicht mehr viel Luft. Welcher Zeitpunkt ist also der richtige? In der
       Abwägung ist diese Frage nicht schwer zu beantworten: jetzt.
       
       19 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=PUgGFPdLvT4
   DIR [2] https://www.ardmediathek.de/video/bericht-aus-berlin/sommerinterview-omid-nouripour/ard/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2JlcmljaHQgYXVzIGJlcmxpbi8yMDI0LTA4LTE4XzE3LTUwLU1FU1o
   DIR [3] /Ampel-einigt-sich-auf-Haushalt/!6021723
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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