URI: 
       # taz.de -- Palästina-Demo in Berlin: Kritik an Polizeigewalt
       
       > Videos zeigen brutale Festnahmen bei einer Palästina-Demo in Berlin. Seit
       > Monaten verzeichnet eine Beratungsstelle viele Anfragen wegen
       > Polizeigewalt.
       
   IMG Bild: Festnahme am Moritzplatz: Sieben Polizisten führen einen Teilnehmer der Demo am 17. August ab
       
       Berlin taz | Ein Polizist [1][traktiert einen am Boden fixierten
       Jugendlichen] mit Faustschlägen. Ein anderer Beamter würgt eine kniende
       Demonstrantin [2][und sagt „Hör auf zu schauspielern“]. Eine Frau wird
       unvermittelt von hinten [3][von einem Polizisten zu Boden gestoßen]: Videos
       in den sozialen Netzwerken zeigen [4][gewaltsame Festnahmen] während und
       nach einer propalästinensischen Demonstration in Kreuzberg und Mitte am
       Samstag. Nun wird Kritik am Vorgehen der Polizei laut.
       
       Die Gruppe „Palästina Spricht“, die unter anderem zu der Demo aufgerufen
       hatte, wirft der Polizei in einem [5][Statement] „grundlose und
       unverhältnismäßige Gewalt“ vor. Es seien 17 Demonstrant*innen brutal
       festgenommen worden, darunter zwei Minderjährige. Es habe sieben Verletzte
       gegeben. „Wir halten fest, dass die Polizei den Teilnehmenden ihre
       Grundrechte als Protestierende verwehrt“, kritisiert die Gruppe.
       
       Rund 1.000 Personen waren am Samstagnachmittag über die Oranien- und
       Axel-Springer-Straße Richtung Spittelmarkt gezogen. Dabei kam es laut
       Polizei zu zahlreichen Zwischenfällen. Es seien volksverhetzende Parolen
       gerufen sowie Steine, Eier und gefüllte Plastikflaschen in Richtung einer
       Gegendemonstration vor dem Axel-Springer-Verlagshaus geworfen worden. Dabei
       sei eine Demonstrantin durch einen Steinwurf aus den eigenen Reihen
       verletzt worden. Zudem hätten einige Personen „Hamas“-Sprechchöre
       angestimmt.
       
       Die Demonstration wurde vor dem geplanten Endpunkt für beendet erklärt. Die
       Polizei habe 24 Personen vorübergehend festgenommen und 31
       Ermittlungsverfahren eingeleitet. 10 Polizisten seien verletzt worden.
       Verletzte Demo-Teilnehmende seien der Polizei – bis auf die eine Person –
       nicht bekannt.
       
       Eine Nachfrage der taz, ob auch Ermittlungen gegen Polizeibeamt*innen
       aufgenommen wurden, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
       
       ## „Wir kommen gar nicht hinterher“
       
       „Die Polizei schießt völlig über das Ziel hinaus“, kritisierte der
       Linken-Abgeordnete Ferat Koçak gegenüber der taz. Es gelte stets,
       Grundrechte zu wahren und das mildere Mittel zu wählen. Koçak hat in den
       vergangenen Monaten immer wieder Palästina-Demos beobachtet. Auch [6][gegen
       friedliche Proteste sei die Polizei oft unverhältnismäßig vorgegangen].
       „Zum Teil verhält sich die Polizei so, als seien die Demos ein
       Trainingsfeld für Polizeischüler“, sagte Koçak.
       
       Sanchita Basu von der [7][Beratungsstelle ReachOut] sagte der taz, seit
       einigen Monaten sei der Bedarf groß: „Wir kommen gar nicht hinterher. Wir
       hatten noch nie so viel Vorlauf für einen Termin.“ Das liege zwar auch an
       einem Anstieg rechtsextremer Übergriffe. Doch die Polizeigewalt gegen
       propalästinensische Protestierende trage ebenfalls in erheblichem Maße dazu
       bei.
       
       ## Kaum Handhabe bei rassistischer Polizeigewalt
       
       „Die Menschen, die sich nach den Demos bei uns Hilfe suchen, sind sehr
       divers: Personen mit palästinensischem Hintergrund in jedem Alter, aber
       auch viele weiße Personen kommen“, berichtete Basu. Sie [8][erhielten
       rechtliche Unterstützung], und, falls nötig, psychologische Beratung sowie
       medizinische Versorgung.
       
       „Wie immer, wenn es um rassistische Polizeigewalt geht, haben wir kaum
       Handhabe“, kritisierte Basu. Fast jede*r Betroffene kriege eine
       Gegenanzeige, werde also wegen „Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte“
       angezeigt. Viele bräuchten juristischen Beistand, könnten sich den aber
       nicht leisten. ReachOut vermittelt Anwält*innen und unterstützt
       Betroffene, die Polizisten anzeigen wollen.
       
       19 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://x.com/hahauenstein/status/1825100328515015079
   DIR [2] https://x.com/hahauenstein/status/1825086621827383429
   DIR [3] https://x.com/derJamesJackson/status/1825464780309532848
   DIR [4] https://x.com/hahauenstein/status/1825068409207271640
   DIR [5] https://www.instagram.com/p/C-031vEsqhh/
   DIR [6] /Raeumung-eines-Camps-an-der-FU-Berlin/!6006162
   DIR [7] https://www.reachoutberlin.de/de/Unsere%20Arbeit/Beratung/
   DIR [8] /Von-der-Polizei-erschossener-Hussam-Fadl/!6000407
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanno Fleckenstein
       
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