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       # taz.de -- 350.000 Briefe an Thüringer*innen: Gedenkstättenleiter warnt vor AfD
       
       > Jens-Christian Wagner, Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, schickt
       > 350.000 Briefe an Thüringer*innen. Darin warnt er offensiv vor der
       > AfD.
       
   IMG Bild: Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
       
       „Gehen Sie am 1. September zur Wahl und wählen Sie demokratische Parteien
       und ihre Kandidaten!“ So steht es in einem Brief, den [1][Jens-Christian
       Wagner], Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora,
       an 350.000 Thüringer Haushalte versandt hat.
       
       Wagner warnt: „Für unser Land steht in diesen Tagen viel auf dem Spiel.“
       Mit der AfD trete bei der Thüringer Landtagswahl am 1. September eine
       Partei an, die das Leiden der Opfer des Nationalsozialismus auch in den
       thüringischen Konzentrationslagern aus der Erinnerung tilgen wolle.
       [2][AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke] fordere eine „erinnerungspolitische
       Wende um 180 Grad“ und habe [3][wiederholt eine SA-Parole] verwendet. Er
       hatte die Parole „Alles für Deutschland“ bei einer Wahlkampfveranstaltung
       im Mai 2021 in Merseburg gerufen. Bei einem Auftritt in Gera im Dezember
       2023 hatte er den Anfang der Parole wiederholt – das Publikum hatte sie
       vervollständigt. Für beides wurde Höcke inzwischen vor Gericht verurteilt.
       
       Wagner nennt in seinem Brief weitere Beispiele für Geschichtsrevisionismus
       in der AfD: So hatte der Nordhäuser AfD-Politiker Jörg Prophet den
       amerikanischen Befreiern des KZ Mittelbau-Dora unterstellt, genauso
       „morallos“ gewesen zu sein wie die SS. Wagner hatte sich bereits gegen
       Prophet ausgesprochen, als dieser im Herbst 2023 für das Amt des
       Oberbürgermeisters in Nordhausen kandidiert hatte: Im Falle seiner Wahl
       werde er nicht mit dem AfD-Mann zusammenzuarbeiten und ihn nicht zu
       Veranstaltungen der Gedenkstätten einladen. Prophet unterlag in der
       Stichwahl dem parteilosen Amtsinhaber. Nun kandiert er für den Thüringer
       Landtag.
       
       „Wir machen die Beobachtung, dass spätestens seit 2015 auch Gedenkstätten
       Ziel von Rechtsextremisten geworden sind“, sagte Rikola-Gunnar Lüttgenau
       der taz, Sprecher der Gedenkstättenstiftung. 2022 hatten Unbekannte Tafeln
       und Schilder der [4][Gedenkstätte Buchenwald mit Hakenkreuzen und anderen
       Nazi-Symbolen beschmiert]. Die Gedenkstätte Sachsenhausen entschied sich
       aufgrund von antisemitischer Hassbotschaften, keine Gästebücher mehr in der
       Gedenkstätte auszulegen. Mit dem Brief wolle man darauf aufmerksam machen
       und auch jene erreichen, „die nicht unbedingt auf den Social-Media-Kanälen
       unterwegs sind“, sagte Lüttgenau.
       
       ## Kooperation mit Campact
       
       Der Thüringer AfD-Abgeordnete Jens Cotta nannte die Briefaktion auf der
       Plattform X „Anti-AfD-Propaganda“ und behauptete, diese sei durch
       Steuermittel finanziert worden. Die Stiftung erklärte hingegen, es seien
       weder Steuermittel noch für die Gedenkstättenarbeit vorgesehenen Spenden
       verwendet worden. Stattdessen seien Spendenmittel des Vereins Campact
       genutzt worden. Dieser habe auch den Versand über die Deutsche Post
       organisiert. Die ersten Briefe seien vergangene Woche zugestellt worden, so
       Lüttgenau.
       
       Wagner ist dafür bekannt, der AfD offensiv Paroli zu bieten. Regelmäßig
       erhielt er dafür Bedrohungen. Der Thüringer Co-Chef der AfD, Stefan Möller,
       hatte angekündigt, Wagner ablösen zu wollen.
       
       20 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marie Sophie Hübner
       
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