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       # taz.de -- Nach rassistischen Krawallen: Wie Rechte nach England blicken
       
       > In Hannover schüren rechte Gruppen im Fahrwasser der rassistischen
       > Gewaltwelle Stimmung gegen Migrant*innen.
       
   IMG Bild: Vorbild für Hannovers Rechtsradikale: rassistische Demo im englischen Rotherham
       
       Rechte Gruppen in Hannover versuchen die [1][rechtsextreme Gewaltwelle in
       Großbritannien] für eigene Zwecke zu instrumentalisieren. Am vergangenen
       Sonntag verteilte die Gruppe „Sturmfest Niedersachsen“ vor dem Hauptbahnhof
       Flyer mit Botschaften wie „European Lives Matters“. Sie warnten davor, dass
       „Southport überall“ sei und forderten „Remigration“, denn die rette Leben.
       
       „Wir befürchten, dass die rassistischen Pogrome in vielen Städten in
       Großbritannien eine Signalwirkung für rechtsextreme Gruppe in Deutschland
       haben könnten“, sagt Pascal Weber von „Auf die Plätze“, einem Bündnis gegen
       rechte Hetze und Verschwörungsideologien aus Hannover, der taz.
       
       Tagelang hatte in mehreren Städten in Großbritannien ein [2][Mob
       marodiert], Moscheen und Geflüchtetenunterkünfte angegriffen. Als
       Legitimation wurde der Mord an drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und
       neun Jahren bei einer Messerattacke auf einem Ferienworkshop in der
       Küstenstadt Southport im Nordwesten Englands herangezogen.
       
       Schnell kursierten Falschbehauptungen über den Täter in den sozialen
       Medien, die den Protest befeuerten. Ein Bürger*innenkriegsszenario
       zwischen der weißen autochthonen Bevölkerung und der migrantischen
       Bevölkerung wurde geschürt. Ein Brandherd, den auch in Deutschland
       verschiedenste Rechtsextreme befeuern.
       
       ## Falschmeldungen, die eine ganze Gruppe beschuldigen
       
       Die Strategie der Rassist*innen sei immer die gleiche, auch
       international, sagt Pascal Weber. „Wenn bei einer Gewalttat die Namen der
       Täter*innen auch nur den Anschein eines irgendwie ‚Ausländischseins‘
       zeigen, werden Falschmeldungen produziert, die gleich eine ganze
       Menschengruppe beschuldigen.“ Im aktuellen Mordfall hieß es sofort, dass
       „der Täter ein muslimischer Einwanderer“ sei, „dabei ist er in England
       geboren und Christ“, so Weber.
       
       Der von der Gruppierung in Hannover verwendete Slogan „European Lives
       Matter“ ist eine Anlehnung an die von der Identitären Bewegung (IB)
       postulierte Parole „White Lives Matter“. Wiederum eine Anspielung auf die
       antirassistische Kampagne „Black Lives Matter“ aus den USA. In diesem
       Spektrum des Rechtsextremismus gehört die Aneignung und Umdeutung von Codes
       und Symbolen zur dominierenden Strategie. Sie wollen so bestehende
       Einordnungen delegitimieren oder neue Bewertungen etablieren.
       
       Mit der Verteilaktion hoffen die Rechtsextremen die Stimmung gegen
       Migrant*innen gezielter anzuheitzen.
       
       Bei einer passenden Gelegenheit, so schätzt Pascal Weber es ein, könnte der
       Funke zünden. Wie etwa bei dem Attentäter von Halle, der 2019 zwei Menschen
       ermordete und einen Massenmord an jüdischen Menschen in einer Synagoge
       geplant hatte. Er war bei seiner Anschlagsplanung, inklusive des
       Livestreams der Tat, inspiriert von dem Attentäter, der im selben Jahr bei
       einen Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch 51
       Menschen ermordet hatte.
       
       25 Aug 2024
       
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