URI: 
       # taz.de -- Zukunft der Komischen Oper in Berlin: Kai Wegner schließt nichts aus
       
       > Beim Thema Einsparungen richten sich die Augen der Koalition auch auf den
       > Sanierungsfall Komische Oper. Sogar ein Verkauf des Hauses steht im Raum.
       
   IMG Bild: Mag keine Denkverbote mehr: Berlins Senatschef Kai Wegner (CDU) bei seiner Sommerpressekonferenz
       
       Berlin taz | Kai Wegner will nicht ausschließen, dass sich das Land Berlin
       von der Komischen Oper trennt. „Wir haben eine Situation im Landeshaushalt,
       die keine Denkverbote zulässt“, sagt der Regierende Bürgermeister am
       Mittwoch bei seiner Sommerpressekonferenz auf eine Frage zur Zukunft des
       Opernhauses. Die schwarz-rote Koalition werde wie bei vielen anderen Posten
       im Haushalt auch hier schauen, „welche Einsparmöglichkeiten uns das
       bringt“. Es wird darauf „zu gegebener Zeit Antworten geben“, so der
       CDU-Politiker.
       
       Das Gebäude der Komischen Oper in Mitte ist ein Großsanierungsfall mit
       geschätzten Gesamtkosten von rund 450 Millionen Euro. Derzeit ist das Haus
       im Schillertheater in Charlottenburg untergebracht. Öffentlich kursierte
       bislang nur die Idee, angesichts des über 3 Milliarden Euro großen
       Haushaltsdefizits [1][die bereits laufenden Arbeiten an der Oper zu
       stoppen]. Die unter der Hand darüber hinaus verbreitete Überlegung, gleich
       das komplette Haus abzustoßen, schien eher indiskutabel. Nun also das
       Nicht-Dementi des Senatschefs.
       
       „Allein eine solche Diskussion zu provozieren, ist ein verheerendes
       Zeichen“, sagt Daniel Wesener, der Sprecher für Kulturfinanzierung der
       Grünen-Fraktion, zur taz. Die Idee kranke nicht nur daran, dass fraglich
       sei, „dass überhaupt jemand das Gebäude kaufen will, dann auch noch im
       unsanierten Zustand“. Ein Verkauf des Opernhauses „ergäbe jenseits des
       damit verbundenen kulturpolitischen Desasters auch finanzpolitisch keinen
       Sinn“, so Wesener. Selbst wenn sich ein Käufer finde, werde damit
       allenfalls ein Einmaleffekt erzielt, der nicht zur dauerhaften
       Konsolidierung der Landesfinanzen beitrage.
       
       Gleiches gelte für eine Verschiebung der Sanierung des Hauses auf den
       Sanktnimmerleinstag, so der Grünen-Politiker. Auch das bringe herzlich
       wenig. Zumal die Maßnahmen im kommenden Jahr ohnehin nur mit
       vergleichsweise geringen 10 Millionen Euro im Haushalt stehen. Richtig ins
       Geld geht die Sanierung erst in den Jahren nach 2027. „Aber man kennt das
       vom BER“, sagt Wesener: „Wenn man jetzt anfängt, die Maßnahmen zu strecken,
       dann wird es nach hinten raus nur noch teurer.“
       
       ## Schauen und reden
       
       Der Regierende selbst ist auf seiner Sommerpressekonferenz bemüht,
       möglichst viel Optimismus zu verbreiten. Er starte jetzt „voller Elan in
       die nächsten Monate“, sagt Kai Wegner. Und bleibt dabei dann über weite
       Strecken unkonkret.
       
       Über [2][Einsparungen beim kostenlosen Mittagessen für
       Grundschüler:innen] will Wegner mit der widerspenstigen SPD-Fraktion
       reden, über die Senkung von Standards bei Schulneubauten im XL-Maßstab
       werde es Gespräche mit der für den Bau zuständigen landeseigenen Howoge
       geben. Und bei den 3.000 Beratungsangeboten im Sozialbereich möchte er sich
       mal anschauen, welche davon die Berliner:innen erreichen und welche
       vielleicht gestrichen werden könnten.
       
       Deutlich wird der Senatschef nur bei dem Bereich, an den auch der
       Koalitionspartner SPD erklärtermaßen ran will: [3][die Verkehrsverträge,
       also vor allen Dingen die Zuwendungen für den Landesbetrieb BVG]. Die
       Koalition, so Wegner, wird nun die Frage beantworten: „Was brauchen wir in
       den Verkehrsverträgen, um den Verkehrsfluss zu gewährleisten, um einen
       attraktiven öffentlichen Personennahverkehr zu haben?“
       
       Verkehrsexpert:innen befürchten, dass Wegners „Reingehen“ beim ÖPNV
       dem inzwischen ohnehin weniger attraktiven denn vielmehr kaputten System
       den Todesstoß versetzen wird. Wegner ficht das nicht an. Stattdessen
       spricht er am Mittwoch davon, dass die Koalition ungeachtet des auf den
       Spielplan gesetzten Streichkonzerts bei den Verkehrsverträgen daran
       festhalten wird, den Ausbau des U-Bahn-Netzes voranzutreiben. „Hier
       brauchen wir mal mutige Entscheidungen“, sagt Wegner. Und da vorerst noch
       nicht gebaut wird, „betrifft das ja nicht den Haushalt 2025“.
       
       21 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Komische-Oper-Berlin-bedroht/!6022234
   DIR [2] /Debatte-um-kostenloses-Schulmittagessen/!6025295
   DIR [3] /Gruenen-Fraktionschefin-Bettina-Jarasch/!6030525
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rainer Rutz
       
       ## TAGS
       
   DIR Komische Oper Berlin
   DIR Schwarz-rote Koalition in Berlin
   DIR Kai Wegner
   DIR Haushaltskrise
   DIR BVG
   DIR ÖPNV
   DIR Schwarz-rote Koalition in Berlin
   DIR Kai Wegner
   DIR Bettina Jarasch
   DIR Komische Oper Berlin
   DIR Abgeordnetenhaus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Berliner Haushaltspolitik: Verschobene Entscheidung
       
       Der Senat hatte bis Ende September Klarheit bei der 3-Milliarden-Einsparung
       im Haushalt angekündigt. Stattdessen kommt jetzt ein Ausgabenstopp.
       
   DIR Hoffest des Regierenden Bürgermeisters: Die Hunde hatten auch Spaß
       
       CDU-Senatschef Wegner erklärt Berlin bei seinem Hoffest zur „geilsten Stadt
       der Welt“. Die Musikauswahl in der Rathausdisco war alles andere als geil.
       
   DIR Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch: „Den Karren in den Mist gefahren“
       
       Berlins Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch wirft der CDU und SPD vor,
       mit der Haushaltspolitik keine Rücksicht auf Menschen mit geringem
       Einkommen zu nehmen.
       
   DIR Komische Oper Berlin bedroht: Nicht mehr komisch
       
       Dem Musiktheater droht das Aus der Sanierung seines Stammsitzes. Der
       ehemalige Intendant Barrie Kosky schlägt in einem offenen Brief Alarm.
       
   DIR Berliner Abgeordnetenhaus: Vielleicht doch nur mit Feenstaub
       
       Das Parlament debattiert vor der Sommerpause Wege aus der Haushaltskrise.
       Die ist durch den Einwohnerschwund beim Zensus noch größer geworden.