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       # taz.de -- Pay Gap zwischen Ost und West: Der Ostdeutsche ist abgehängt
       
       > Mehr als nur Klischee: Zwischen Ost und West besteht nach wie vor ein
       > großer wirtschaftlicher Unterschied. Kommentar einer jungen Thüringerin.
       
   IMG Bild: Leerstand in Geras Stadtteil Bieblach-Ost, Anfang Juli 2024
       
       Als Ossi hat man häufig noch das Klischee der reichen Westdeutschen im
       Kopf. Wie Frau am Pool vor Bauhaus-Eigenheim liegt und auf Mann im Anzug
       wartet. Ein zugespitztes Bild. Trotzdem birgt es ein Stück Wahrheit in
       sich.
       
       Das reichste Prozent besitzt in Westdeutschland durchschnittlich viermal so
       viel wie vergleichbare Haushalte in Ostdeutschland. Ähnlich ist es bei der
       ärmeren Hälfte der Bevölkerung: durchschnittlich 24.000 Euro gegenüber
       12.000 Euro. Wenn dann gerne (westdeutsche) Medien behaupten, der
       Ostdeutsche fühle sich abgehängt, übersehen sie einen Punkt: Er ist es
       auch.
       
       Nicht nur Leistung und Berufsabschluss bestimmen die Gehaltshöhe. Rund 800
       Euro hängen davon ab, ob mein Heimatbundesland seit 34 Jahren zur
       Bundesrepublik gehört oder schon länger. Der durchschnittliche
       Bruttomonatsverdienst lag 2023 im Westen bei 4.578 Euro, im Osten bei 3.754
       Euro.
       
       Niemand hat diesen Unterschied so festgelegt, er hat sich entwickelt. Von
       den Top-500-Unternehmen sitzen lediglich 42 in Ostdeutschland. Selbst bei
       denen haben die hohen Posten hauptsächlich Westdeutsche inne. [1][Nach dem
       Elitenmonitor, einem Forschungsprojekt der Universitäten Leipzig und Jena
       und der Hochschule Zittau/Görlitz], sind 12 Prozent der gesamtdeutschen
       Führungspositionen von ostdeutschen Personen besetzt.
       
       ## 800 Euro, die den Unterschied machen
       
       Genau diese Ungerechtigkeit sorgt für Frust und Enttäuschung, denn die 800
       Euro entscheiden, ob das Kind studiert und eine der wenigen ostdeutschen
       Führungspositionen besetzt. Ob die Fachkraft in Thüringen bleibt oder doch
       lieber nach Hessen geht. Wie krisenfest die Familie ist [2][und wie gut sie
       steigende Energiepreise ausgleichen kann.]
       
       Auch wenn es traurig ist: Geld entscheidet über Lebensqualität und
       Lebenschancen. Genau diese werden durch die 800 Euro Unterschied
       eingeschränkt. 34 Jahre haben gezeigt, dass es der Markt nicht regelt. Es
       braucht Mut zuzuhören, aber auch zu handeln. Denn Politik über die Köpfe
       der Menschen hinweg kennen die Ostdeutschen zur Genüge.
       
       Inga (20), Jenenserin, hat den Wanderweg Saale-Horizontale lieben gelernt
       und diskutiert (viel zu) häufig über die Ossi-Perspektive.Jacob Queißner,
       24 Jahre alt, ist im ostthüringischen Gera geboren und aufgewachsen. Nach
       einem Volontariat und Fernstudium zum Fachjournalisten für historischen
       Motorsport, ist er während der Corona-Pandemie in seine Heimatstadt Gera
       zurückgekehrt, um hier als Journalist und Fotograf aktiv zu sein.
       
       FOTO: Jacob Queißner (24) ist im ostthüringischen Gera geboren und
       aufgewachsen. Nach einem Volontariat und Fernstudium zum Fachjournalisten
       für historischen Motorsport, ist er während der Corona-Pandemie in seine
       Heimatstadt Gera zurückgekehrt, um hier als Journalist und Fotograf aktiv
       zu sein.
       
       23 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://research.uni-leipzig.de/elitenmonitor/
   DIR [2] /Folgen-der-Inflation-in-Ostdeutschland/!5877652
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Inga Kunze
       
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