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       # taz.de -- ÖRR vor den Wahlen im Osten: Besäufniserregende Unsicherheit
       
       > AfD und BSW haben jeweils Hämmer für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
       > in Deutschland im Programm. Der setzt derweil auf Schorsch Kamerun.
       
   IMG Bild: Lustig lustig mit Schorsch
       
       Nur noch ein paar Tage bis zur Landtagswahl in Sachsen und Thüringen! „Die
       Lage ist besäufniserregend“, plakatierte Die Partei und empfiehlt schon mal
       prophylaktisch: „Am Wahltag in die Urne kotzen.“ Wer sich für Umfragen
       interessiert, sieht viel blaues Braun. Und selbst die Hanns-Seidel-Stiftung
       hat gemerkt, dass Staatsverträge in Sachen öffentlich-rechtlicher Rundfunk
       kündbar sind.
       
       Benjamin Hahn, Experte für Verfassung, Europäische Integration und Innere
       Sicherheit, [1][hat das in einem Papier für die CSU-nahe Stiftung jetzt mal
       zusammengefasst.] Wie lustig! Zunächst wurde vor dieser Problematik eher
       aus der linken Ecke gewarnt. Jetzt ist sie endlich auch bei den
       Konservativen angekommen. Der inneren Sicherheit des ÖRR hilft das
       allerdings auch nicht weiter. Denn Hahn kann für die CSU nur
       schulterzuckend feststellen, dass „die Kündigung des Medienstaatsvertrags
       […] als solche nicht zu verhindern“ und die „landesgesetzlichen Hürden
       hierfür relativ gering“ sind.
       
       Was vielleicht die Verfassung erklärt, in der einige Sender aktuell sind.
       Doch endlich kommt Gegenwehr. Für ARD Kultur tingelt dieser Tage Schorsch
       Kamerun durch Weimar. Das liegt nahe, weil ARD Kultur ja in Weimar sitzt
       und da gerade [2][Kunstfest] ist. Er macht dort seit Dienstag „Wahl
       Watching“, ein gesungenes Tagebuch. „Mit seinen Songs möchte er einen
       künstlerischen Spiegel zur ‚Zeitenwende‘ bieten und dabei auch
       Widersprüche, wie die Problematik der „eigenen Blase“, reflektieren“, heißt
       es im ARD-Pressetext
       
       Spätestens bei dem mit der „eigenen Blase“ haben sie in der Pressestelle
       wahrscheinlich in die eigene Tastatur gekotzt. Auch das bisherige Ergebnis
       atmet einen Hauch von: „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ „Warum gibt es
       bloß keinen Christoph Schlingensief mehr?“
       
       Aber schon allein der Versuch zählt. Dass wir angesichts der Forderungen
       nach mehr Ordnung und Normativität unbedingt „unkontrollierte
       Ausprobierräume“ brauchen, wie Kamerun das nennt, geht klar. Und vor dem
       Weimarer Nationaltheater ist an diesem Tag auch echt viel Platz. Nur am
       Goethe-Schiller-Denkmal tummeln sich ein paar touristische Renter*innen.
       
       ## „Träumer und Hafermilchaufschäumer“
       
       In Song No 1 ging es um die „Bubble“, an Tag 2 ist dann Enttäuschung dran.
       Über den angepassten Stefan, der in Neukölln Lastenrad fährt und GEZ
       freiwillig zahlt. Der sei „Träumer und Hafermilchaufschäumer“ sprechgesangt
       Kamerun, dass Lou van Bourg vor Neid … Aber wer kennt den schon noch?
       
       Dann lieber Sahra Wagenknecht. Die hat in ihrem Wahlprogramm zum ÖRR fast
       genauso wenig stehen wie die AfD. Aber sie will ihn nicht gleich ganz
       plattmachen. Doch BSW-Plakate wie „Maulkorb oder Meinung“ zeigen, wo deren
       Hammer hängt. Aber vielleicht passt Kamerun ja den legendären „Goldene
       Zitronen“-Hit [3][„Am Tag, als Thomas Anders starb“] noch mal an. Das wär
       ein schöner Tag! „Ich hol schon mal die Kotztüte“, sagt die Mitbewohnerin.
       
       30 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.evangelische-zeitung.de/stiftung-warnt-vor-folgen-einer-afd-regierung-fuer-den-rundfunk
   DIR [2] /Chilenisches-Theater-in-Weimar/!6029818
   DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=HWDPSmBr-uI
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Steffen Grimberg
       
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