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       # taz.de -- Sudan-Gespräche bringen wenig: Weiter wie bisher – mit mehr Hilfen
       
       > Nach zehn Tagen Gesprächen in Genf kommt jetzt mehr humanitäre Hilfe nach
       > Sudan – aber von einem Kriegsende ist nach wie vor keine Rede.
       
   IMG Bild: Die humanitäre Lage in Sudan ist katastrophal: Ein Mann in Khartoum, Sudan
       
       Berlin taz | Die Sudan-Gespräche in Genf sind vorbei, der Krieg geht
       weiter. Zum Abschluss der auf Initiative der USA einberufenen
       Gesprächsrunde am 14. August – die eine Feuerpause und freien humanitären
       Zugang zu den Opfern des Krieges zwischen der Armee und der
       paramilitärischen Miliz RSF (Rapid Support Forces) herbeiführen sollten –
       veröffentlichte der US-Sudan-Beauftragte Tom Perriello am Wochenende
       [1][eine Abschlusseklärung] ohne ein einziges Wort über eine auch nur
       punktuelle Einstellung der Kampfhandlungen.
       
       Auch dass Sudans Regierung unter Armeechef General Abdelfattah al-Burhan
       entgegen eigenen Zusagen doch nicht direkt an den Gesprächen teilgenommen
       hat, wird in der Erklärung unterschlagen – die Rede ist von einem „hybriden
       Verhandlungsmodell, das Präsenz, Proximität und virtuelle Diplomatie
       kombinierte“.
       
       Konkretester Erfolg ist, dass Sudans Armee den zentralen Grenzübergang Adré
       aus Tschad in die westsudanesische Region Darfur nach mehrmonatiger
       Schließung wieder für humanitäre Hilfe geöffnet hat. In mehreren
       Flüchtlingslagern Darfurs haben UN-Hilfswerke eine Hungersnot festgestellt.
       
       Der erste Hilfstransport überquerte am vergangenen Dienstag in Adré die
       Grenze. Mit 15 Lastwagen des UN-Welternährungsprogramms WFP und der
       UN-Migrationsorganisation IOM war er allerdings deutlich kleiner als
       erhofft. [2][Laut WFP] werden damit nun 13.000 Menschen in Kereneik in
       West-Darfur versorgt. In Darfur hungern Millionen.
       
       ## Standardisiertes Anmeldesystem für Hilfslieferungen
       
       Neben der Versorgungsroute aus Tschad über Adré ging es in Genf auch um die
       beiden viel längeren Routen, die vom Roten Meer quer durch Sudan über den
       Nil nördlich, beziehungsweise südlich von Khartum bis nach Darfur führen.
       
       Bei allen Routen liegt das Problem darin, dass die Grenzübergänge
       beziehungsweise Häfen unter Armeekontrolle sind, die Straßen ins
       Landesinnere aber durch RSF-Gebiet führen. Die Armee erlaubt meistens
       nicht, dass Hilfstransporte durch RSF-Gebiete fahren, weil sich dort die
       Miliz an ihnen bedienen kann. Dieses Problem konnte in Genf offensichtlich
       nicht ausgeräumt werden.
       
       „Wir begrüßen, dass die RSF einem standardisierten Anmeldesystem zur
       Erleichterung humanitärer Hilfslieferungen zugestimmt hat, und ermutigen
       die SAF (Sudans Armee), zu ähnlichen Vorschlägen aktiv zu werden“, heißt es
       diplomatisch in der Abschlusserklärung.
       
       Für die nördliche Route über Dabbah, weitgehend von der Armee kontrolliert,
       wurden laut Perriello ähnliche Zusagen wie für Adré erreicht – aber noch
       nicht für die südliche Route über Sennar, die in weiten Strecken durch
       umkämpfte oder vor kurzem von der RSF eingenommene Gebiete führt.
       
       ## Genfer Gesprächsrahmen soll erhalten bleiben
       
       „Zusammengenommen würden diese Routen humanitären Zugang zu nahezu 20
       Millionen bedürftigen Sudanesen erweitern“, stellt die Erklärung fest. Nach
       UN-Angaben sind über 25 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der
       Bevölkerung, in Sudan auf humanitäre Hilfe angewiesen.
       
       Der Genfer Gesprächsrahmen soll erhalten bleiben. Die Teilnehmer nennen ihn
       jetzt ALPS (Aligned for Advancing Lifesaving and Peace in Sudan), was dem
       englischen Wort für die Alpen entspricht. Es bleibt offen, ob die Schweizer
       „Alpen“ eine weitere Zuspitzung des Krieges in Sudan verhindern können.
       
       Einen Vorschlag der USA, nun direkte Friedensverhandlungen mit der RSF zu
       führen, lehnte Sudans Staats- und Armeechef Burhan am Samstag ab. Man werde
       die RSF weiter bekämpfen, „und wenn es hundert Jahre dauert“, [3][sagte
       Burhan.] In Reaktion erklärte die RSF, sie behalte sich vor, in der
       Hauptstadt Khartum eine Gegenregierung auszurufen.
       
       25 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://x.com/USSESudan/status/1826968135372583098
   DIR [2] https://www.wfp.org/news/first-wfp-trucks-cross-sudans-reopened-adre-border-food-communities-risk-famine
   DIR [3] https://sudantribune.com/article289940/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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