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       # taz.de -- Urlaub mit meinem Mann: Mit Akkustaubsauger beim Wildcampen
       
       > Ich dachte, es wäre erstrebenswert, ohne Kinder nur mit meinem Mann zu
       > verreisen. Nach dem Urlaub weiß ich, welch große Herausforderung darin
       > liegt.
       
   IMG Bild: Ein Gerät, das Matthias mögen könnte: hat keinen Akku, braucht aber nur eine Steckdose
       
       Mein Mann und ich waren in diesem Jahr [1][nur noch mit unserer 15-jährigen
       Tochter unterwegs]. Ein wenig hatten wir zuvor damit geliebäugelt, sogar
       alleine fahren zu können – ich bin in diesem Alter jedenfalls ohne meine
       Eltern weggefahren. Unsere Tochter empfand es allerdings als geradezu
       empörend, dass wir während der vorhergehenden Überlegungen zur benötigten
       Größe des neuen Campinggefährts immer wieder verkündeten, dass sie ja
       ohnehin bald nicht mehr mit uns in den Urlaub fahren wolle. Sie erkundigte
       sich genervt, woher wir eigentlich wüssten, was sie will und ob nicht
       vielmehr wir diejenigen seien, die lieber allein fahren möchten.
       
       Nach dem Urlaub weiß ich nun, dass ich es damit nicht eilig habe: Zu zweit
       wegfahren wird definitiv eine noch größere Herausforderung für meinen Mann
       und mich. Wir sind es offensichtlich nicht mehr gewohnt, uns so sehr auf
       der Pelle zu hocken.
       
       Zuhause ist es Matthias schon zu eng, wenn beim Kaffeekochen morgens eine
       zweite Person in der Küche ist. Jetzt musste der Arme drei Wochen lang zu
       dritt in einem Raum in Küchengröße verbringen, der gleichzeitig auch noch
       Bad, Schlaf- und Wohnzimmer darstellte. Und das, wo ihm schon das Geräusch
       auf den Senkel geht, wenn ich in meinem Tee herumrühre. Schon vor 25 Jahren
       im VW-Bus hat mein Mann immer fleißig mit einem kleinen Handfeger [2][den
       Sand aus dem Wagen gefegt]. Damals hatten wir weder Kühlschrank noch
       Toilette an Bord – auf was wir heute beide nicht mehr verzichten wollen.
       
       Aber worauf Matthias im Urlaub auch nicht mehr verzichten kann – und ich
       traue mich kaum das offen zuzugeben – ist sein geliebter Akkustaubsauger.
       Beim Wildcampen! Wir sind definitiv beide noch verkauzter als früher.
       
       Natürlich habe ich mich über seinen Staubgesauge fleißig lustig gemacht.
       Oder darüber, dass er ständig vergnügt neben seinem Solarpanel saß und in
       seiner App verfolgte, wie viel Watt er damit gerade erzeugt, um so sein
       Bier zu kühlen und natürlich den Staubsauger-Akku aufzuladen. Was er uns
       dann andauernd laut verkündete. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass mein
       Mann hörspielartig alles Mögliche bekanntgibt. Zum Beispiel, wenn er sich
       ein Sandwich macht oder auf die Toilette muss – dabei entgeht einem im
       [3][Wohnmobil] weder das eine noch das andere.
       
       Im Urlaub sitze ich nie einfach herum. Und Staubsaugen tue ich schon gar
       nicht. Ich bin eigentlich durchgängig damit beschäftigt, Schwemmholz,
       Strandgut, Steine oder anderes Zeugs zu sammeln und daraus Kunst zu basteln
       (natürlich nicht ohne dabei alles um mich herum gnadenlos vollzusanden).
       Leider durfte ich nur eine Kiste Werkzeug mit auf die Reise nehmen und die
       Bohrmaschine passte nicht mehr rein.
       
       Zugegeben, es war dennoch eine große Kiste. Die Box hatte ich so
       komprimiert gepackt, dass es mir kein zweites Mal gelang, sie wieder
       zusammen zu puzzeln. Danach musste allerhand Krams von mir in Matthias’
       Kiste beim Staubsauger liegen, von der er behauptet hatte, sie sei voll.
       
       Aber ich kenne das schon: Mein Mann behauptet ständig irgendetwas sei
       komplett voll, zum Beispiel unser Gartenhaus oder die Küchenschublade mit
       den Tupperdosen. Ich wäre dagegen in der Lage, dort locker nochmal das
       Vierfache hineinzustapeln. Ich muss jedoch zugeben, dass ich auch meine
       Eigenarten habe: Im Urlaub eine Sammlung plattgefahrener und getrockneter
       [4][Tiere] anzulegen, ist wohl nicht weniger schrullig als ständig
       staubzusaugen – und eindeutig ekliger.
       
       Zusammenfassend könnte ich sagen, dass beim [5][Urlaub im Camper]
       grundlegende Ehekonflikte so deutlich wurden, dass die mitgereiste
       Teenagerin doch langsam eine Ahnung davon bekommen hat, warum sie nächstes
       Jahr möglicherweise wirklich nicht mehr mitfahren will.
       
       29 Aug 2024
       
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