# taz.de -- Kinotipp der Woche: Zukunft mit Turbo
> Die Reihe „Weird Future“ im Z-inema steht im Zeichen bizarrer
> Zukunftsvisionen. Unter den dystopischen Filmen ist auch der
> Sci-Fi-Splatter „Turbo Kid“.
IMG Bild: Szene aus „Turbo Kid“ (R: Francois Simard, Anouk Whissell; Canada/New Zealand 2015)
Der Titel des Programms, dem sich das Berliner Arthouse-Kino [1][Z-inema]
im September widmet, erweckt mehrere gedankliche Assoziationen. Einmal
fragt man sich bei „Weird Future“, ob es überhaupt in der Zukunft wirklich
noch seltsamer werden kann als bei dem, was einem gerade so bereits in der
Gegenwart geboten wird.
Bei den anstehenden drei Landtagswahlen im Osten der Republik schicken sich
beispielsweise zwei Parteien an, ganz groß abzuräumen, obwohl sie auftreten
wie die offiziellen Fan-Klubs eines russischen Präsidenten, der gerade
versucht, sich ein Nachbarland zu unterjochen. Die eine dieser beiden
Parteien ist äußerst rechts, die andere nennt sich links. Wie eine
derartige Seltsamkeit zu erklären ist, bleibt trotz all der
Erklärungsversuche nun kurz vor den Wahlen immer noch ein Rätsel.
Bei „Weird Future“ denkt man natürlich auch an Donald Trump, die
Personifikation des Seltsamen. Wenn dem die Zukunft als nächstem
Präsidenten der USA gehört, das ist wohl klar, wird das, was das Z-inema
nun an schräger Science-Fiction auffährt, nicht annähernd so durchgeknallt
sein können, wie das, was dieser Mann bald in der Realität anrichten
dürfte.
Dabei haben sie sich bei Z-inema wirklich angestrengt bei der Suche nach
bizarren Zukunftsvisionen für das Kino. So bekommt man im Laufe des
Septembers etwa John Rosmans apokalyptischen Zombiefilm „New Life“ (2023)
oder die Flash-Gordon-Parodie „Flesh Gordon“ (1974) von Howard Ziehm zu
sehen, wo auf einem Planeten namens Porno gegen allerlei Monster und
Sexroboter gekämpft werden muss.
Eingestiegen wird in die Reihe der kruden Science-Fiction-Filme mit dem
wunderbaren Film „Turbo Kid“ (2015) von François Simard und Anouk Whissell
(am 3. September, 20 Uhr). Dieser ist eine Mischung aus Science-Fiction,
Coming of age, Action und Splatter, die ziemlich einzigartig ist.
In einer postapokalyptischen Landschaft, einem totalen Ödland, das durch
diverse Kriege und Umweltkatastrophen entstanden ist, fährt ein Junge auf
seinem BMX-Rad herum, der „The Kid“ genannt wird. Er weiß, in dieser derart
feindlichen Umgebung sollte man bei Kontakten mit Fremden äußerst
vorsichtig sein.
Zu dem Mädchen Apple, das ein Roboter ist, wie sich bald herausstellt,
fasst er dennoch Vertrauen. Als sie entführt wird von dem grausamen Warlord
Zeus mit der Augenklappe, ist für ihn schnell klar, dass er nun zur
Befreiung von Apple den Helden spielen muss. Zum Glück findet er eine Art
Rüstung, mit der er übermenschliche Kräfte verliehen bekommt.
Und los geht der Kampf gegen Zeus, ein wilder Actionreigen mit
Splatterszenen, die zum Ende des Films immer weiter an Drastik zunehmen.
Während „Turbo Kid“ beginnt wie eine rührselige Hommage an Filme von Steven
Spielberg wie etwa „E.T.“, kommt man sich irgendwann vor wie einem der
blutigen Frühwerke von Peter Jackson.
Womit freilich nicht ansatzweise umschrieben wäre, was man hier wirklich an
irrwitziger Action, Gore und überbordender Fantasy zu sehen bekommt. „Turbo
Kid“ ist wirklich super weird und ein furioser Spaß. Das Seltsame macht auf
der großen Leinwand ziemliche Freude, ganz anders als in der Wirklichkeit.
28 Aug 2024
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## AUTOREN
DIR Andreas Hartmann
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