# taz.de -- Racial Profiling: Eine Seite muss lügen
> Bei einer Razzia im Görlitzer Park wurde ein Mann durchsucht, der laut
> Polizei beim Dealen beobachtet worden war. Zeugen widersprechen nun.
IMG Bild: Abdulaye Sow wird der Handel mit Cannabis vorgeworfen, dabei arbeitet er als Parkläufer
Berlin taz | Begeht die Polizei im Görlitzer Park Racial Profiling – oder
kontrolliert sie nur Dealer? [1][Der Fall des Senegalesen Abdulaye Sow]
wirft erneut Fragen auf über die alltäglichen Razzien bei Schwarzen
Menschen in dem Kreuzberger Grün. Sow hatte der taz berichtet, er sei von
Beamten vorige Woche Montag am Rande des Parks auf einer Brücke durchsucht
worden, obwohl er nur dort gesessen und etwas gegessen habe. Die Polizei
hatte auf taz-Anfrage erklärt, Sow sei kontrolliert worden, weil er „beim
Handel mit Betäubungsmitteln beobachtet werden konnte“. Zeugen, mit denen
die taz sprach, widersprechen dieser Darstellung und bestätigen Sows
Geschichte.
Einer von ihnen ist Yankuba Sawaneh, er saß neben Sow, als die Polizei kam.
„Wir haben auf der Brücke gesessen, waren gerade beim Essen. Die Polizisten
kamen angerannt, sie verfolgten jemanden, der vor ihnen wegrannte.“ Als sie
ihn und Sow dort sitzen sahen, hätten sie angehalten und gesagt: „Hört auf
zu essen. Polizeikontrolle.“
[2][Die Beamten hätten bei ihm ein paar Gramm Gras gefunden], so Sawaneh
weiter. „Aber das darf man ja jetzt, oder?“ Trotzdem hätten die Polizisten
ihn beschuldigt, ein Dealer zu sein und ihm sein Bargeld, 60 Euro,
weggenommen. Mehrere Stunden hätten er und Sow in Handschellen ausharren
müssen, dann seien die Beamten mit ihm zu seiner Wohnung, hätten sein
Zimmer durchsucht, aber nichts gefunden.
## Das Geld weggenommen
Auch Sow hatte berichtet, ihm sei sein Geld, fast 400 Euro, die er kurz
zuvor beim Bankautomaten abgehoben habe, weggenommen worden. Auch bei ihm
habe es eine Zimmerdurchsuchung ohne Ergebnis gegeben. „Ich habe nie
gedealt“, beteuert Sow, der kürzlich eine Arbeit als Parkläufer im Görli
angefangen hat.
Die Frau, die das Essen verkauft, bestätigt seine Version. „Abla“, wie sie
Abdulaye Sow nennt, habe sich gerade gesetzt, um seinen Reis zu essen, als
die Polizei gekommen sei. Aus Angst vor Ärger, weil sie keine Genehmigung
für ihre kleines Gewerbe hat, möchte sie ihren Namen nicht nennen. „Ich
kenn Abla gut, er dealt nicht.“
Das sagt auch Mama Walli, die eigentlich Waltraud Karaaslan heißt. Die
73-Jährige kennt Sow nach eigenem Bekunden ebenfalls schon lange. Sie habe
gesehen, erzählt sie, wie er und Sawaneh an jenem Tag in Handschellen,
[3][von der Polizei umringt], auf der Brücke stand. Was vorher passiert
ist, habe sie nicht gesehen. „Aber er hat niemals etwas verkauft, das
stimmt einfach nicht.“
27 Aug 2024
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## AUTOREN
DIR Susanne Memarnia
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