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       # taz.de -- Werbekampagne des Finanzministers: Parteitaktisches Kalkül
       
       > Das FDP-geführte Finanzministerium hat kurz vor der EU-Wahl eine Kampagne
       > zur Schuldenbremse bezahlt. Parteichef Lindner steht bekanntlich fürs
       > Sparen.
       
   IMG Bild: Hat ein Ausgabenproblem: Bundesfinanzminister Christian Lindner, hier im Wahlkampf mit Parteigenossen aus Brandenburg
       
       Berlin taz | Was ist da los in den Kommunikationsabteilungen der
       FDP-geführten Ministerien? Da ist Bettina Stark-Watzinger: Neben der
       liberalen Bildungsministerin stand auch ihr Pressestab im Fokus [1][von
       Recherchen zur sogenannten Fördermittelaffäre.] Nun soll auch das
       Kommunikationsteam im Finanzministerium einen Bock geschossen haben, indem
       es kurz vor der EU-Wahl Anzeigen zur Schuldenbremse schaltete und so
       womöglich für die FDP Kampagne machte. [2][Neue Recherchen zeigen zudem,]
       dass der Finanzminister und gleichzeitige FDP-Chef Christian Lindner mehr
       von diesen Plänen in seinem Haus wusste als ursprünglich angenommen.
       
       Die FDP hat eine Form von edginess, also Nervosität, mit der sie klare
       Kante gegen ihre Koalitionspartner zeigen will, zu ihrer Regierungsmaxime
       erhoben. Die Liberalen hoffen im Wahlkampf so den Vorwürfen zu ihrer
       Beteiligung an der Ampelkoalition zu entkommen. Dass mit einer solchen
       Haltung die Grenzen zwischen Partei- und Regierungsamt verschwimmen können,
       ist die Gefahr dieses egomanischen Politikstils. Die Kampagnenarbeit im
       Finanzministerium ist ein gutes Beispiel dafür.
       
       46.000 Euro verpulverte Lindners Ressort, um mit Hilfe einer externen
       Werbeagentur für die Schuldenbremse, also für die von ihm propagierte
       Haushaltsdisziplin, zu werben. Das ist schon Ironie genug für einen
       Minister, der ständig davon redet, Deutschland habe keine Einnahmen-,
       sondern Ausgabenprobleme.
       
       Die Schuldenbremse steht massiv unter Druck: [3][Ökonom*innen mahnen zu
       mehr Investitionen, um Handel und Produktion zu beleben], Schulen und
       Brücken wurden über Jahre kaputtgespart. Doch das Finanzministerium hält
       das Instrument aus dem vorvergangenen Jahrzehnt hoch. Mehr noch: Es wirbt
       auch noch für diesen Irrweg, auf dem sich die Instandsetzung der
       Infrastruktur in diesem Land jeden Tag verteuert. Kaum denkbar, dass etwas
       anderes hinter so einer Kampagne stehen kann als parteitaktisches Kalkül.
       
       28 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Stark-Watzinger-unter-Druck/!6023555
   DIR [2] https://www.abgeordnetenwatch.de/recherchen/parteispenden/verdeckte-fdp-werbung-interne-mail-wird-zum-problem-fuer-christian-lindner
   DIR [3] /Schuldenbremse-verschaerft-die-Krise/!6029688
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Cem-Odos Güler
       
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