URI: 
       # taz.de -- Rechtsextreme Rap-Crew NDS: Vom Schützenhaus in den Wald
       
       > Die Rap-Crew „Neuer Deutscher Standard“ ist mit der Identitären Bewegung
       > und der Partei „Der III. Weg“ verbunden. Ihre Konzerte verlegt sie
       > spontan.
       
   IMG Bild: Humus für rechten Rap: Demonstration der rechtsextremen Identitären Bewegung 2017 in Berlin
       
       Die Rap-Crew „Neuer Deutscher Standard“ (NDS) bestehend aus den Rappern
       Proto und Kavalier haben am vergangenen Samstag im niedersächsischen Bad
       Bevensen ihre Tournee unter dem Motto „Abschiebehauptmeisterparty“
       fortgesetzt. Auf dem Album mit dem gleichnamigen Titel rappen sie Zeilen
       wie diese: „Reih dich ein (…) wir sind stolz, wir sind deutsch, wir sind
       frei, wir sind white boys (…)“ oder „Von Bautzen bis nach Österreich, hier
       scheißt man auf dein Döner-Fleisch. (…) ja wir wehren uns fanatisch unsere
       Herkunft ist germanisch (…) Deutschland wird zum Boxring, Männer im Kampf
       wird zum Whiteboysummer, wir verändern das Land.“
       
       Eigentlich sollten sie woanders auftreten. Via Telegramm hatte NDS das
       Konzert in Salzwedel in Sachsen-Anhalt angekündigt. Der Aufruf Erst gegen
       den [1][Christopher-Street-Day] in Magdeburg demonstrieren und dann zum
       NDS-Konzert kommen.
       
       Kaufte man ein Ticket, bekam man aber einen anderen Ort genannt: das
       Schützenhaus im niedersächsischen Oetzen. Dort finden regelmäßig Partys
       statt und eine Person aus der Region soll die Räume für das NDS-Konzert
       gemietet haben. Nachdem die Antifa Lüneburg den Schützenverein darüber
       informierte, an wen sie da vermietet haben, erklärte ein Mitglied der
       Vorstandes den Mietvertrag für ungültig und die Crew der rechtsextremen
       Rapper packte ihre Technik zusammen und zog weiter – nach Bad Bevensen.
       
       Dort fand das Konzert auf dem Parkplatz eines ehemaligen Krankenhauses im
       Wald statt, „L’amour toujours“ durfte auf der Playlist nicht fehlen. Der
       Hit des italienischen Musikproduzentes Gigi D’Agostino [2][wird schon eine
       Weile rassistisch umgedeutet] und das „Ausländer raus“-Gegröle ließ nicht
       lange auf sich warten.
       
       Ein kommerzieller Erfolg war der Abend allerdings nicht. Nur knapp 30
       Personen kamen und als die Polizei nach 22 Uhr anrückte, war die Party
       schon im Begriff zu enden. Die Polizei kontrollierte dann noch alle
       Anwesenden und ihre Fahrzeuge wegen einer „kommerziellen und nicht
       angemeldeten rechtspopulistischen Musikveranstaltung im öffentlichen Raum“.
       
       Das Musiknetzwerk NDS gründeten 2019 Cristoph Zloch alias Cris Ares und Kai
       Naggert alias Proto/Prototyp. Naggert kam von der [3][Identitären
       Bewegung], aus der früh mit Hip-Hop-Botschaften gegen den [4][„großen
       Austausch“] und für den „Kampf um Europa“ performt wurde, er gilt als Kopf
       von NDS-Records. Ares zog sich zurück, nachdem er vom Verfassungsschutz als
       rechtsextrem eingestuft wurde. NDS ist zudem eng mit der [5][rechtsextremen
       Partei „Der III. Weg“] verbunden.
       
       Wie sehr Naggert sich radikalisiert hat, beweist auch sein Album „Weiss
       Männlich Kampfbereit“, das er als Proto veröffentlicht hat. Er rappt:
       „Damals wie heute, Europa erwache. Für Heimat und Volk griff dein Opa zur
       Waffe“. Mit dieser Art von Sound mobilisiert NDS die junge rechte Szene.
       Und Abende wie der in Bad Bevensen und die aus Sicht der Szene gelungene
       Verlagerung des Konzerts dürfte sowohl der Crew als auch den Fans ein
       Gefühl von „Wir haben uns durchgesetzt, wir stehen zusammen“ gegeben haben.
       
       1 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Christopher-Street-Day-CSD/!t5034790
   DIR [2] /Verbot-des-Songs-Lamour-toujours/!6010287
   DIR [3] /Identitaere-Bewegung/!t5207749
   DIR [4] /Rechtsextremes-Geheimtreffen/!5984115
   DIR [5] /Rechtsextreme-Partei-Der-Dritte-Weg/!6026210
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
   DIR Kolumne Der rechte Rand
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Schwerpunkt Rechte Musik
   DIR HipHop
   DIR Niedersachsen
   DIR Rechtsrock
   DIR Wahlen in Ostdeutschland 2024
   DIR Kolumne Der rechte Rand
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Rechtsrock-Produzenten vor Gericht: Als krimineller Club angeklagt
       
       Fünf Männer stehen vor Gericht, weil sie Platten mit volksverhetzenden
       Inhalten verkauft haben. Die Frage ist: Sie sind eine kriminelle
       Vereinigung?
       
   DIR Couragierter Rapper in Görlitz: Hiphop hilft
       
       Wer Hiphop wirklich ernst nimmt, müsse Antirassist sein, sagt David
       Teschner. Als Flaiz rappt der Görlitzer gegen Nazis und AfD.
       
   DIR Rechtsextreme Musikszene: Neue Genres, alte Botschaften
       
       Die Rechtsrock-Szene beschränkt sich mittlerweile auf kleine Konzerte.
       Dafür sind neue Genres und neue Vertriebswege hinzugekommen.