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       # taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Vom Sandkasten bis zur Bahre
       
       > Mit einer Ausstellung und Filmen bespielt die Künstlerin Beth B das
       > silent green, die UFA-Filmnächte eröffnen, „Blow Up“ macht ein Geheimnis
       > sichtbar.
       
   IMG Bild: „Lydia Lunch: The War Is Never Over“ (2019), Regie: Beth B
       
       Zu erster Prominenz gelangte die amerikanische Künstlerin Beth B mit ihren
       Filmen im Umfeld der avantgardistischen New Yorker No Wave-Szene am Ende
       der 1970er Jahre. Zeitgenossen von Punk und New Wave, wollten Musiker wie
       James Chance und Lydia Lunch oder Filmemacher wie Scott B und Beth B keiner
       „Welle“ angehören und taten es – kaum dass der entsprechende Begriff
       geprägt war – dann eben doch irgendwie.
       
       Heute wird Beth B deshalb auch nicht mehr so gern auf diese Zeit
       angesprochen: Natürlich sei das ein Teil ihres künstlerischen Werdegangs,
       sagt sie, aber darauf reduziert werden möchte sie keinesfalls. Viel
       wichtiger sei es voranzuschreiten und im Jetzt zu leben und zu arbeiten.
       
       Weshalb die aktuelle Ausstellung, mit der Beth B in Zusammenarbeit mit
       ihrem Partner Jim Coleman [1][bis zum 25.8. die Betonhalle des silent
       green] bespielt, auch „Now Wave: Beth B Glowing“ betitelt ist. Zentrales
       Thema der Ausstellung ist die Überwindung verschiedenster Traumata, von der
       Kindheit bis zum (Beinahe-)Tod, von der Schaukel und dem Sandkasten bis zur
       Bahre, die sich als Teile von Installationen in den Räumlichkeiten des
       ehemaligen Krematoriums finden lassen.
       
       Im Mittelpunkt der Ausstellung aber steht die aus einem Theaterprojekt
       hervorgegangene dreikanalige Videoinstallation „Glowing“, sechs individuell
       in Szene gesetzte Porträts von Künstler:innen (überwiegend aus den
       Bereichen Musik und Performance), die sehr persönlich von ihren
       Lebenskrisen und deren Überwindung erzählen – oder singen. Vier der
       Künstler:innen werden am 23. August zu einer Live-Performance zu Gast
       sein.
       
       In der Kuppelhalle des silent green sind neben Konzerten und Lesungen auch
       immer wieder Filmprogramme zu erfahren, die Bandbreite der Werke von Beth B
       reicht von avantgardistischen Kurzfilmen über Spielfilme bis zu
       Dokumentationen. Auch ihr dokumentarisches Porträt der frühen Weggefährtin
       Lydia Lunch („Lydia Lunch – The War Is Never Over“, 2020) ist ein Film ganz
       im Einklang mit der Thematik der Ausstellung.
       
       Offen berichtet die Musikerin von familiären Missbrauchserfahrungen in der
       Kindheit und ihrem Weg, dies künstlerisch zu verarbeiten. Die
       Filmvorführung am 16.8. ergänzt Lydia Lunch mit einer Spoken Word
       Performance („[2][Now Wave: Beth B Glowing]“, 15.8.–25.8., „[3][Lydia Lunch
       – The War Is Never Over]“, 16.8., 19.30 Uhr, silent green).
       
       Mit den [4][UFA-Filmnächten 2024] ist es einmal mehr Zeit für
       Stummfilmvorführungen unter freiem Himmel im Kolonnadenhof der Alten
       Nationalgalerie: Eröffnet wird am 21.8. mit einer vom Deutschen
       Filminstitut & Filmmuseum (DFF) digital restaurierten Fassung der
       temporeichen Verwechslungskomödie „Saxophon-Susi“ (1928) von Carl Lamač, in
       der seine Partnerin Anny Ondra als adelige junge Frau auf Revue-„Abwegen“
       bei den Londoner Tiller-Girls reüssiert. Die vielen Musik- und Tanzeinlagen
       des Films werden live von dem Saxophonisten Frido ter Beek und dem
       Filmorchestra The Sprockets begleitet (21.8., 21 Uhr, Kolonnadenhof Alte
       Nationalgalerie).
       
       In seinen besten Filmen war Michelangelo Antonioni der Regisseur einer
       Sinnkrise der modernen Gesellschaft: Seine Protagonist:innen suchen in
       einer schönen neuen Welt nach Sinn und finden in aller Regel gar nichts. So
       ergeht es auch einem Londoner Modefotografen (David Hemmings) in „Blow Up“,
       als er versucht, der extrem grobkörnigen Vergrößerung eines Fotos, auf der
       vielleicht ein Mord zu sehen ist, ihr Geheimnis zu entreißen.
       
       Antonioni zeigt das Swinging London der 1960er Jahre als einen Ort der
       Oberflächlichkeit – aber das ist natürlich auch verführerisch: Der Film
       wurde ein großer Erfolg (16.8., 18 Uhr, [5][Bundesplatz Kino], 18.8., 20
       Uhr, [6][Filmkunst 66]).
       
       15 Aug 2024
       
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   DIR [5] http://www.bundesplatz-kino.de/index.php?p=m&mid=4484
   DIR [6] https://www.filmkunst66.de/film/blow-up-1966
       
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