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       # taz.de -- Abkühlung im Sommer: Hitze-Genervten fehlt das Freibad
       
       > Um etwas für den Hitze-Schutz zu tun, sollte Hamburg neue Freibäder
       > errichten. Denn die sind rar und Naturseen keine vollwertige Alternative.
       
   IMG Bild: Junge Badegäste baden bei hochsommerlichen Temperaturen im Großensee bei Hamburg
       
       Hamburg taz | Am Dienstag ist die Autorin schwach geworden. Bei 32 Grad im
       Schatten war es einfach zu warm. Ins Auto gestiegen und 23 Minuten über die
       Landstraße zum Großensee gedüst. Dort herrliche Abkühlung im romantischen
       Abendsonnenlicht. Einen Tag später kommt die Quittung in Form einer roten
       Quaddel am Hals.
       
       Einer nur oder zwei, das sind wenig im Vergleich zu dem feuerroten
       Ausschlag an Hals und Dekolleté vor zwei Jahren nach dem Besuch eines
       anderen Naturbades in Hamburg. Ist das Wasser 20 Grad warm, schwimmen
       Zerkarien auf der Oberfläche, um Enten und andere Vögel als Parasiten zu
       befallen. Für Menschen sei es ungefährlich, liest man [1][auf Seiten zur
       Badewasserqualität].
       
       Aber beim zweiten Kontakt kann eine Allergie entstehen, eine
       Badedermatitis. Deshalb [2][sind Freibäder wichtig] und Naturbadeseen, so
       hübsch sie auch sind, keine Alternative dazu. Jedenfalls ist so ein
       Ausschlag so lästig, dass sich die Autorin schwor, diese zu meiden.
       
       Nur leider: Der Hamburger Senat hat seine Freibäder dezimiert. Noch in den
       1960ern gab es in der Stadt [3][laut Wikipedia] 30. Wer klimafreundlich
       Urlaub auf Balkonien machte, hatte als Ergänzung das nette Freibad um die
       Ecke. Nur Abrisse aus jüngerer Zeit sind im Netz dokumentiert.
       
       ## Hamburg dezimiert Freibäder
       
       1989 fiel das Freibad am Lattenkamp dem Wohnungsbau zum Opfer. 2008 wurde
       die Freibadanlage im Arbeiterstadtteil Dulsberg privatisiert. Statt
       50-Meter-Becken gibt es ein kleines von einem privaten Betreiber, der nur
       online Tickets verkauft und nicht immer geöffnet hat.
       
       Im Jahr 2015 wurde das Freibad Ohlsdorf abgerissen und durch ein Hallenbad
       mit Türen ersetzt. Auf einem Großteil des Geländes stehen heute Wohnungen.
       2021 traf die Kahlschlagpolitik Hamburgs Osten gleich doppelt. Das
       [4][Aschberg-Freibad] im Arbeiterstadtteil Hamm wurde [5][ebenso
       abgerissen] wie das Freibad in [6][Rahlstedt am Wiesenredder], beide für
       Wohnungsbau.
       
       In Rahlstedt, immerhin dem bevölkerungsreichsten Stadtteil Hamburgs, soll
       ein ans Hallenbad angedocktes 25-Meter-Becken für Ersatz sorgen, das an
       warmen Tagen hoffnungslos überfüllt ist. Außerdem ist das Becken zu tief
       für nicht schwimmende Kinder. Die haben kein Planschbecken mehr.
       
       Rahlstedtern, die sich nicht in diese Badewanne drängeln wollen, auch aus
       Rücksicht auf die Mitmenschen, denen bleibt eigentlich nur, in eines der
       Naturbäder zu gehen und sich dem Zerkarien-Risiko auszusetzen. Kommt der
       Ausschlag, kommt er nicht? Nimmt man die lindernde Salbe gleich mit ins
       Bad? Es soll gegen Zerkarien übrigens helfen, sich nach dem Bad hart mit
       dem Handtuch abzurubbeln. Hat die Autorin am Großensee wauch gemacht und
       dabei vielleicht die Stelle am Hals übersehen.
       
       Hamburg arbeitet an einem Hitzeschutz-Plan. So zu lesen in einer
       [7][Anfrage der Linken zur Bäderlage]. Kleiner Tipp: Neue Freibäder mit
       großzügigen, schattigen Wiesen und echten Kinderplanschbecken wären gut.
       Dann baden vielleicht auch weniger Menschen an der gefährlichen Elbe.
       Alternativ müssten sich alle Hitze-Genervten zu Hause die Wanne mit kaltem
       Wasser füllen. Das ist ja auch nicht so ökologisch.
       
       16 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.schleswig-holstein.de/DE/fachinhalte/G/gesundheitsschutz_umweltbezogen/Badewasser/zerkarien
   DIR [2] /Schwimmen-in-Hamburg/!5511597
   DIR [3] https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%A4derland_Hamburg
   DIR [4] https://billeraumarchiv.org/freibad-abriss-ohne-plan-bezirk-schafft-fakten-am-aschberg/
   DIR [5] /Proteste-gegen-Freibad-Abriss/!5742100
   DIR [6] /Hitzetage-in-der-Stadt/!5868043
   DIR [7] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/87602/hamburgs_schwimmbaeder.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
       ## TAGS
       
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