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       # taz.de -- Koalition stellt Haushaltsentwurf vor: Ampel einigt sich auf Milliardenloch
       
       > Die Bundesregierung hat sich nach eigenen Angaben auf einen Haushalt
       > verständigt. Demnach bleibt ein Loch von 12 Milliarden Euro – zuvor waren
       > es 17 Milliarden.
       
   IMG Bild: Finanzminister Christian Lindner, Kanzler Olaf Scholz und Wirtschaftminister Robert Habeck
       
       Berlin dpa/rtr/taz | Die Spitzen der Ampel-Koalition haben einen neuen
       Kompromiss zum Bundeshaushalt für das kommende Jahr gefunden. Das teilte
       ein Regierungssprecher mit: „Die Vorgaben der Schuldenbremse des
       Grundgesetzes werden weiterhin eingehalten, eine Umgehung findet nicht
       statt.“ Die Einigung sieht im Kern Umschichtungen von Geldern für die
       bundeseigene Deutsche Bahn vor. Damit dürfte der Weg frei sein, den Entwurf
       des Haushaltsgesetzes fristgerecht noch im Laufe des Tages an Bundestag und
       Bundesrat zu leiten.
       
       Die Verständigung erzielten am Freitag nach langem Ringen Bundeskanzler
       Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und
       Finanzminister Christian Lindner (FDP). Im nun ergänzten Regierungsentwurf
       klafft demnach trotz hoher Neuverschuldung im Rahmen der Schuldenbremse
       noch ein Loch von zwölf Milliarden Euro. Ziel der Regierung war eigentlich,
       den Fehlbetrag von zunächst 17 Milliarden Euro auf neun Milliarden Euro zu
       verringern.
       
       Dies gelang dem Regierungs-Trio in zahlreichen Gesprächen aber nur
       teilweise. Die Deutsche Bahn erhält eine Eigenkapitalspritze von 4,5
       Milliarden Euro, die geplante Zuschüsse ersetzt und in gleicher Höhe die
       zulässige Neuverschuldung der Regierung erhöht. Zudem werden um rund 300
       Millionen Euro höhere Zahlungen des Energieunternehmens Uniper an den
       Bundeshaushalt eingerechnet und die Vorsorge für den Ausfall von
       Steuereinnahmen beim EU-Energiekrisenbeitrag um 200 Millionen Euro
       abgesenkt. „Damit verbleibt eine insgesamt deutlich reduzierte
       Bodensatz-GMA in Höhe von zwölf Milliarden Euro“, erklärte Hebestreit.
       
       Mit der Verständigung blieb die Regierung noch in der selbstgesteckten
       Frist, den Haushaltsentwurf am Freitag an Bundestag und Bundesrat
       weiterzuleiten. In einem schriftlichen Umlaufverfahren sollte das gesamte
       Kabinett noch bis zum Abend zustimmen. Der Bundestag berät in der zweiten
       September-Woche über den Entwurf. Bis zur geplanten Verabschiedung des
       Haushalts Ende November sind noch zahlreiche Änderungen zu erwarten.
       
       Anfang Juli hatten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert
       Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) bereits einmal
       eine Einigung über den Etat für 2025 verkündet. Wochenlang hatten sie zuvor
       darum gerungen, eine Lücke von mindestens 30 Milliarden Euro zu stopfen.
       Dann sollte das ohne allzu harte Sparmaßnahmen gelungen sein.
       
       ## Milliardenschwere Lücke
       
       Die Bundesregierung hatte in ihrem im Juli vorgestellten Entwurf mit einer
       sogenannten Minderausgabe von 17 Milliarden Euro geplant. Dabei geht die
       Bundesregierung davon aus, dass die Ministerien ohnehin nicht das gesamte
       Geld in dem Jahr ausgeben werden – zum Beispiel, weil sich Projekte
       verzögern. Das Vorgehen ist durchaus üblich, die Summe aber sehr hoch.
       
       Deswegen sollte diese Lücke geschlossen werden – eigentlich um rund acht
       Milliarden Euro. Dazu gab es Prüfaufträge, ob die Bahn und die
       Autobahngesellschaft kreditfinanzierte Darlehen statt direkte Zuschüsse aus
       dem Haushalt bekommen sollen. Daneben ging es um Gelder bei der staatlichen
       Förderbank KfW.
       
       ## Nachverhandlungen seit Wochen
       
       Lindner [1][hatte bereits nach der Einigung deutlich gemacht], es gebe
       rechtliche und wirtschaftliche Bedenken, ob alle für eine Lösung ins Auge
       gefassten Vorhaben auch umsetzbar seien
       
       Nachdem zwei Gutachten die Zweifel in Teilen bestätigt hatten, verwarfen
       die Koalitionäre die Idee, 4,9 Milliarden Euro der KfW statt für die
       Gaspreisbremse im Haushalt zu anderen Zwecken einzusetzen.
       
       Umstritten war auch, ob Bahn und Autobahngesellschaft unterstützt werden
       können, ohne dass dies auf die Schuldenbremse angerechnet werden muss. Hier
       waren Lindner und Scholz unterschiedlicher Meinung – deswegen kam es nun zu
       Nachverhandlungen. Die Rede war davon, dass noch eine Lücke von fünf
       Milliarden Euro geschlossen werden muss.
       
       Anm. der Redaktion: Der Text wurde im Laufe des Nachmittags aktualisiert.
       
       16 Aug 2024
       
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